Deutschlands Finanzminister heute im Deutschlandfunk zum “Spekulantentum” in Sachen Griechenland:
“Es geht jeden Tag auf und ab und deswegen beteiligen wir uns auch alle nicht an Spekulationen, wir wollen Spekulationen auch keine Nahrung geben, denn davon profitieren am Ende nur diejenigen, die an den Finanzmärkten auf Spekulationen setzen, und deren Geschäft wollen wir ja generell aus den Erfahrungen der Finanzkrise stärker einengen.”
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1168298/
Aha, Spekulanten sind also unerwünscht.
Vermutlich wird er – wenn seine eigenen Anleihe-Emissionen nur noch schwer verkäuflich sind – genau diese Spekulanten auffordern, Geldmittel zur Verfügung zu stellen.
Dass Spekulanten jahrzentelang Kapital für das bestehende System zur Verfügung stellten und dadurch auch die zahlreichen Beamten im Bundesamt für Finanzen und Bundesministerium für Finanzen bezahlten, scheint er plötzlich vergessen zu haben.
Auch die Flucht in Richtung Sicherheit, der Kauf von deutschen Staatsanleihen, ist letztendlich eine Spekulation. Das sind Fluchtgelder, die an anderen Stellen Europas abgezogen werden. Sie fördern die hohe Verschuldung Deutschlands. Aus dem Blickwinkel des Finanzminister sind das naürlich keine Spekulanten, sondern wohl konservative Investoren.
Dieses Prädikat wird er nicht mehr vergeben, wenn auch aus Deutschland Kapital abgezogen wird. Dann wird er erneut auf die “Spekulanten” schimpfen, die für den Niedergang des Finanzplatzes Deutschland verantwortlich seien.
Merke: Spekulatives Kapital ist gern gesehen und es werden rote Teppiche ausgerollt, wenn es neu investiert wird – und sei die Anlage noch so zweifelhaft.
Dagegen ist der Abzug von Kapital eine üble Tat von Spekulanten – obwohl sie sich an die staatlicherseits konstruierten Investitionswege halten.
An seinen eigenen Worten wird der Finanzminister gemessen. Im gleichen Deutschlandfunk-Beitrag sagte er:
“Das ist ja der Mechanismus des Stabilitäts- und Wachstumspakts, dass diejenigen, die nicht hinreichend solide wirtschaften, was ja in Griechenland ganz offensichtlich in den letzten Jahren der Fall gewesen ist, deswegen höhere Zinsen zahlen müssen. Das ist der Mechanismus, mit dem der Stabilitäts- und Wachstumspakt funktioniert.”
Auch Deutschland könnte eines Tages mit solchen Regeln konfrontiert werden, weil hierzulande das Geld zum Fenster herausgeworfen wurde.
Kommentare
2 Antworten zu “Gute Investoren und böse Spekulanten”
Trackbacks
Lesen Sie, was andere Leser über diesen Bericht sagen …
-
[…] Und in einem weiteren Beitrag kritisiert Trend Gedanken zu Recht die Spekulantenschelte seitens der Politik. Denn gern gesehen wird spekulatives Kapital, wenn es neu investiert wird – und sei die Anlage noch so zweifelhaft. […]
Fakt ist, dass das Verschleiern und Schönreden weitergeht.
In dem o.g. Radiointerview hat der Finanzminister Hilfen für Griechenland bis Mitte Mai ausgeschlossen.
Heute zieht Griechenland seinen Persilschein.
Wenn der Finanzminster nichts davon wusste, tappt er im Dunklen, was seiner Position nicht gerecht wird.
Wusste er davon, hat er gestern – wie schon seit 2007 – die Praxis fortgesetzt, dass die Öffentlichkeit nicht über die Vorgänge informiert wird – in diesem Fall trotz eindringlicher Fragen der Journalistin.
Damit setzt sich die Bundesregierung und die EU Kommission – wie seit 2007 unverändert – dem anhaltenden Verdacht aus, dass zunächst eigene Schäfchen ins Trockene gebracht werden, um die Öffentlichkeit später vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Bei einer solche Vorgehensweise darf praktisch täglich mit überraschend negativen Nachrichten gerechnet werden, weil zuvor ausgiebig schöngerechnet und schöngeredet wurde.