Nach der Landtagswahl 2010 in Nordrhein-Westfalen werden sich die Volksvertreter konzentriert über Ihr Geld beugen und überlegen, was sie damit anstellen sollen: Die gewählten Abgeordneten entscheiden über einen Haushalt von rund 53 Milliarden Euro.
Dabei dürfte eine Partei bereits als Gewinner feststehen: Mit rund 5,6 Millionen Stimmen dürfte 2010 die Partei der NICHTWÄHLER die Nase vorn haben (geschätzte 60 Prozent Wahlbeteiligung bei rund 14 Mio Wählern).
Zum Vergleich: Bei der Landtagswahl 2005 erzielte die CDU mit 3,7 Mio Stimmen, gemessen an den Nichtwählern, nur den zweiten Platz. Auf Platz drei folgte die SPD mit 3,1 Mio Stimmen, auf Platz vier landeten die Grünen mit 0,51 Mio Stimmen und Platz fünf erreichte die FDP mit 0,5 Mio Stimmen.
Stiller Protest nutzt den Anderen
Deshalb sollten Sie sich als Nichtwähler insbesondere den kleineren Parteien zuwenden. Denn dort haben Sie die Chance, Trends zu setzen und Entwicklungen zu fördern. Das beste dabei: Jede Stimme kann einer Partei fünf Jahre lang 50 Cent in die Kassen spülen.
Beispiel: Die CDU erhielt seit 2005 rund 9,3 Mio EUR allein dafür, dass sie ihre Wähler mobilisieren konnte (3,7 Mio x 0,50 EUR x 5 Jahre).
Wenn Sie nicht mit der Politik der Regierenden einverstanden sind, wollen Sie sie als Nichtwähler mit Ihrer Ignoranz bestrafen. Aber wenn Sie ein Nichtwähler bleiben, wird ihr Geld nach dem Schlüssel der Wahl-Gewinner verteilt. Für Ihren stillen Protest, lieber Nichtwähler, lachen sich die Gewinner ins Fäustchen.
Kleine Parteien stehen zur Auswahl
Deshalb: Als Nichtwähler unterstützen Sie vor allem die etablierten Parteien – und natürlich all diejenigen, die auf keinen Fall Steuergelder bekommen sollten.
Wenn Sie damit einverstanden sind, sollten Sie weiterhin auf Ihr Wahlrecht verzichten.
Würden Sie vieles in der Politik anders gestalten, sollten Sie sich mit den kleinen Parteien beschäftigen. Denn auch dort bringt Ihre Stimme bares Geld für die Weiterentwicklung des Landes.
Wikipedia zeigt eine Übersicht sämtlicher Parteien:
http://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Nordrhein-Westfalen_2010
Ihre Stimme wirkt fünf Jahre lang
Mit Überschreiten der Ein-Prozent-Hürde kommen Parteien in den Genuss der Parteienfinanzierung. Ihr einzelnes Kreuz reicht aus, damit die Partei Ihrer Wahl 2,50 EUR (5 Jahre x 50 Cent) aus der Landeskasse erhält. Deshalb sollten Sie es sich gut überlegen, wen Sie als Nichtwähler unterstützen wollen.
Schon mit rund 0,084 Mio Stimmen erreichen kleine Parteien die 1-Prozent-Hürde. Nur 84.000 Bürger müssen das Kreuz an die richtige Stelle setzen, um frischen Ideen zum Erfolg zu verhelfen. 128 Wahlkreise hat das Land. Wenn sich durchschnittlich nur 657 Bürger einer Region einig sind, heben sie ihre Partei über die Schwelle. Das ist unterm Strich nur eine Handvoll Stimmen für jeden der zahlreichen Wahlbezirke.
Gelingt es einer Partei, die Ein-Prozent-Marke zu überwinden, erreicht sie zwar keine Sitze im Landtag. Aber sie erhält wichtige Mittel zur Information der Bevölkerung, zur Fortsetzung ihrer Oppositionsarbeit außerhalb des Landtags, Weiterentwicklung der Ideen und Professionalisierung des Auftritts in der Öffentlichkeit.
Den Turnaround einleiten
Mit Ihrer Stimme fördern Sie Ihre eigenen Interessen und die öffentliche Formulierung von Ideen.
Sie nehmen Einfluss auf die Regierung und sorgen dafür, dass Entscheidungsträger verantwortlich handeln.
Außerdem sorgen Sie dafür, dass sich andere Personen, die redegewandt sind und Wissen mitbringen, sich für Ihr Interesse vernetzen, sich öffentlich dazu äußern und weitere Menschen finden, die Ihrer Idee folgen.
Aus einem Gedanken entsteht eine starke, gesellschaftliche Strömung. Dafür sind Parteien notwendig.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise setzt neue Bedingungen
Durch unser förderales, demokratisches System in Deutschland erhalten Sie als Staatsbürger die Chance, dringend benötigte Veränderungen herbeizuführen.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise führte in eine Systemkrise, denn die Entscheidungsträger laufen den Ereignissen hinterher.
Für die freie Entfaltung von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur, wie wir sie bisher kannten, entstanden erhebliche Gefahren.
- Neue Sachzwänge verengen die Entscheidungsspielräume bis zur Blockade.
- Weil Kapital knapp und teuer wurde, dominiert es alle Themen des Alltags.
- Soziales Engagement, Wirtschaftsentwicklung und Konsum brechen in NRW auseinander, weil alte Rezepte, die in die Krise hineinführten, weiterhin angewendet werden.
Das Ende der Sackgasse ist sichtbar und die Entscheidungsträger fahren immer noch Vollgas
Außerdem: Sollte die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko die Peak Oil Problematik auslösen (Rohölpreis dauerhaft über 200, 300 USD je Barrel steigend), stünden die aktuell führenden Entscheidungsträger in Wirtschaft und Gesellschaft ohne Konzepte da.
Für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen bedeutet das: Wählen Sie neue Wege für den Arbeits-, Freizeit- und Kulturalltag. Alte, ausgetretene Pfade der Politik und extreme Parteien des linken und rechten Parteienspektrums führen in eine Sackgasse.
Als Börsianer, Beobachter von Wirtschaft und Gesellschaft, Fan der sozialen Marktwirtschaft und Freiheit liebender Mensch habe ich mich auf die Suche nach dem besten Kompromiss, die besten Lösungen und spannende neue Ideen begeben.
Im nächsten Bericht erfahren Sie, welche Menschen mir bei der Recherche begegneten.
Kommentare
7 Antworten zu “Mit Vollgas vor die Wand: Wie Sie bei der Wahl in NRW die Weichen stellen”
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[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Steffi Schubert erwähnt. Steffi Schubert sagte: Mit Vollgas vor die Wand: Wie Sie bei der Wahl in NRW die Weichen …: Außerdem: Sollte die Umweltkatastroph… http://tinyurl.com/278p5d4 […]
Ich finde deine Gedanken interessant und das ist auch etwas, was ich schon seit Jahren versuche zu vermitteln. Natürlich nicht unbedingt auf Grundlage von der Parteienfinanzierung, sondern eher auf Grundlage, dass jeder Nichtwähler die Stimmen der Wähler in seiner Wertigkeit erhöht. Das bedeutet das Stimmen, welche für Extreme Parteien wie die NPD abgegeben werden, sehr viel mehr Wert sind, als sie überhaupt sein dürften und das sollte man sich als Nichtwähler doch einfach überlegen, ob man das will oder nicht.
Bisher brauchten wir uns über die Nichtwähler auch keine Sorgen machen, weil das System stabil blieb. Die politische Mitte hatte ihre Bank sicher.
Mit Beginn der Finanzkrise änderte sich das: Randgruppen könnten mehr Zulauf erhalten und mit den etablierten Parteien “abrechnen”, weil die Zahl der Unzufriedenen wächst.
Das ist ja auch der Grund, weshalb Griechenland mit allen Mitteln gestützt wird und gut überlegt werden muss, welche Mittel das sind. Denn so viele Versuche haben die Entscheidungsträger nicht mehr, bis das Scheitern ihrer Politik deutlicher sichtbar wird.
Damit es nicht zu einem Missverständnis kommen: Ich will natürlich, dass der Turnaround in Griechenland gelingt und die Europäer an einem Strang ziehen.
Aber wenn das scheitert (was angesichts des Trends seit 2007 möglich ist), könnte ein politisches Vakkuum entstehen. Deshalb erscheint es wichtig, Thesen zusammenzutragen, die für die Teilnahme an Wahlen sprechen.
Ihr Hinweis ist ein weiterer Puzzlestein dazu.
Wie erwartet, kommen die Märkte ins Schleudern. Wurden monatelang die guten News gespielt, wird nun der Fokus auf die schlechten News gelegt und Kasse gemacht. Und die Griechen sind doch ein prima Grund dafür!
Bis zu 600 Milliarden Euro müssten die reicheren Länder auf den Tisch legen, falls auch die Wackelkandidaten Portugal, Spanien und Irland komplett gestützt werden müssten, sagen Ökonomen. Daher sei es wichtig, dass das geplante Hilfspaket für Griechenland die Finanzmärkte beruhige.
Ein guten Plan für die nächste Woche , wäre ??
Das ist die Frage …???
Das geht tiefer. Das ist Wahlkampf zwischen Ruettgers (verwerflich-methodischer Lokalfilz (meinetwegen Lokal-Matador, s. Spiegel)) und ‘The Angel’ Merkel, Deutschland’s Antwort auf Maggie Thatcher, die eiserne Lady. Zitat Richard Rusel (nach dem 85jaehrigen wurde u.a. der Russel 2000 benannt) in seinem aktuellen Dow Theorie Letter (s. investmentpostcards dot com): ‘The Greek situation is far from being solved. Should Europe and the IMF bail out Greece? Germany is taking a hard stand against a bailout without very harsh new disciplines for Greece. Germany’s lady leader, Ms. Merkel, is proving to be one tough baby, and she’ll do what, in the end, is best for the fatherland. If Greece is bailed, will Portugal and Italy and Ireland be next?’
In NRW kandidiert CDU gegen CDU.
So wird sich das wohl auch nach der Wahl fortsetzen – voraussichtlich mit gleichen Konsequenzen:
Wird Rüttgers gestärkt, dürfte Berlin eisiger Wind aus NRW entgegen wehen. Um Rüttgers könnten sich die alten CDUler gegen Merkel gruppieren. Da wären ncoh ein paar offene Rechnungen aus der Kohl-Ära zu begleichen.
Verliert Rüttgers, wird es in Berlin ohnehin schwerer zu regieren.
Nachtrag zur Wahl:
Die kleinen Parteien erreichten 6,5 Prozent und damit 3,9 Prozentpunkte mehr als bei der Wahl 2005. Das ist eine Steigerung um 150 Prozent (!).
Die Wahlforscher hatten nur eine Steigerung um 72 Prozent prognostiziert – die Dynamik des neuen Trends unterschätzend.
Damit sind die kleinen Parteien die größten Wahlgewinner.
Herzlichen Glückwunsch insbesondere für die Piratenpartei, die aus dem Stand 1,5 Prozent, das sind knapp 120.000 Stimmen, erreichten. Würde sich die Partei besser für die regionale Wirtschaftsförderung und Stärkung der Binnenwirtschaft einsetzen, wäre sie sogar wählbar. Immerhin knabberte sie an den großen Parteien, was ein Durchregieren erschwert.
Zum Wahlausgang:
Leider erhielt NRW einen Linksruck. Wünschenswert wäre eine stärkere bürgerliche Mitte mit wirtschaftlichem Sachverstand.
Beste Chancen dazu hat die Partei “Die Violetten”. Leider kamen die Stärken der Partei nicht an (6.000 Stimmen, 0,1 Prozent). Sie ist in der Mitte der Gesellschaft aufgestellt mit guten Konzepten für die Wirtschaft. Dafür benötigt die Partei eine bessere Öffentlichkeitsarbeit. Bei den Wahlen und Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März 2011 könnte das bei guter Vorbereitung gelingen.
http://trendgedanken.de/?p=2680