Anleger, die Aktien mit Hilfe von Charts und technischen Indikatoren analysieren, verweisen regelmäßig darauf, dass Fundamentaldaten nur bedingt brauchbar wären. Schließlich handele es sich um Vergangenheitsdaten (Bilanz), die für die Zukunft keine Bedeutung hätten.
Dem gegenüber spiegeln die Kursverläufe von Aktien als sensibler Seismograph all das wider, was wirklich im Unternehmen geschieht – die ungeschminkte Wahrheit.
Allerdings gibt es für jedes Argument eine Gegenposition, besonders an der Börse. Fundamentalanalysten rücken die Charttechnik in die Nähe von Kaffeesatzleserei. Wer hätte das gedacht: Esoterik findet sogar in nüchtern kalkulierenden Finanzkreisen statt.
So existieren zwei Lager von Analysten, die mehr oder weniger erfolgreich sind – Börse live. Denn wären Aktienkurse verlässlich prognostizierbar, würde es keine Handwerker mehr geben.
Es bleibt die Hoffnung, dass nichts sehende Hühner auch mal ein Korn finden, bzw. sich der ‚Hühnerstall Börse‘ etwas erhellen lässt, damit die Hühner im Dunkeln zumindest eine Kleinigkeit sehen können.
Einen Funken Wahrheit enthalten beide Analyseverfahren. Deshalb ist es herzlich willkommen, keine der Techniken zu verteufeln. Es erscheint aussichtsreich, die interessantesten Elemente daraus zu entnehmen und intelligent miteinander zu verknüpfen.
Eine Versuchsanordnung dazu sehen Sie hier:
Oben: Kursverlauf Münchener Rück
Mitte: Renditeperformance (RP) Münchener Rück (Bericht vom 26.07.2007)
Unten: Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) Münchener Rück
In den Grafiken sind fundamentale und charttechnische Elemente zusammengefasst.
Das Verfahren der Renditeperformance (RP) kennen Sie bereits: Analysieren Sie die Gewinnschätzungen der Analysten der vergangenen Monate, vergleichen sie gleichzeitig deren Einfluss auf den Kursverlauf und setzen Sie zum Gesamtmarkt in Beziehung. Das alles wird in einer einzigen Linie, mit dem Chart der Renditeperformance, dargestellt.
Seit heute rufen Sie bei den Moving Markets Börsencharts eine weitere Information ab: Die Entwicklung des KGV in den vergangenen zwölf Monaten – und zwar für jede Aktie des Deutschen Aktienindex.
Damit erhalten Sie einen Überblick, wie sich die Kennzahl über Monate hinweg entwickelt und erfahren auf einen Blick, wann und wie Analysten ihre Einschätzungen geändert haben – und zwar immer dann, wenn das KGV mit einem senkrechten Strich auffällt.
Bei der Münchener Rück sehen Sie senkrechte Striche im Februar und Juli 2007. In beiden Fällen fiel der Indikator, weil Analysten ihre Gewinnschätzungen erhöhten. Weil zusätzlich die Aktie schwächer blieb als der Gesamtmarktmarkt, verbilligte sie sich überdurchschnittlich.
Dadurch entstand ein Ungleichgewicht, das auf jeden Fall ausgeglichen wird. Zwei Möglichkeiten bestehen:
1. Die Analysten irrten sich im Januar und Juli und müssen ihre Schätzungen künftig nach unten revidieren.
2. Der Aktienkurs entwickelt sich besser als Gesamtmarkt, um die übertriebene Schwäche zu korrigieren.
Für die Wahrscheinlichkeit, dass Ziffer 1 zutrifft, gibt es bisher nur einen Anhaltspunkt: Wegen der Kreditklemme in den USA, die etliche Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischte, könnte auch eine Schieflage bei der Münchener Rück entstanden sein. Allerdings ist es offen, ob und in welchem Umfang sich die Situation auf die Versicherung auswirkt.
Im Moving Markets Depot setze ich darauf, dass
1. die Marktteilnehmer die Potenzial der Münchener Rück unterschätzen und die möglichen Gewinne noch nicht im Kurs enthalten sind
2. die Aktie gegenüber dem Gesamtmarkt ein erhebliches Nachholpotenzial hat
3. Vermögensverwalter, die ein Unternehmen nach fundamentalen Daten analysieren, auf dem aktuellen Niveau eine günstige Bewertung feststellen und kaufen – unabhängig davon, was in den Medien über die Kreditprobleme in den USA berichtet wird
Mit der Renditeperformance und dem Verlauf des Kurs/Gewinn-Verhältnisses erhalten Sie als Moving Markets Abonnent weitere nützliche Instrumente zur Marktanalyse.
Nachfolgend finden Sie weitere Beispiele zu den Indikatoren RP und KGV:
ZINKO says
Hallo GS!
Schliesse ich richtig daraus das die Dt. Bank im Moment genauso billig ist wie im März bei 87,5 €. Potentzial nach oben wäre dann ja genügend da!
JL says
Ich finde das sehr gut, Herr Schmidt, diese generalistische Betrachtung und Verknuepfung von Charttechnik und Fundamentaldaten. Damit kann man sich besser als durchschnittliche CRVs basteln. Und das wollen wir ja. Bei 100 Anlaeufen zumindest 51mal gewinnen.
Bei Muenchner Rueck sieht die Charttechnik sehr nach einem moeglichen Ausbruch des RPs nach oben, und des KGVs nach unten aus 😉
der_mit_dem_Dax_tanzt says
7555. Gerade short Einstieg. Es wird so schnell keine Erholung geben denke ich alles was hier gesagt wird über Erholung der Kurse und so weiter ist glaube ich nicht.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Ja, nach der Bewertung müsste man jetzt Dt. Bank und Thyssen kaufen – und natürlich Münchener Rück.
Und wenn, dann jedoch Short abgesichert. Denn was billig ist, kann je nach Größe des Problems noch billiger werden …
U.M. says
Vorgestern Long Einstig – sehe eher ein kurzfristiges Long Szenario…
boersentiger says
Richtig, kurzfristiges Long-Szenario sehe ich auch so. Nachrichten werden derzeit eher positiv ausgelegt, daher Tendenz nach oben. Übrigens die Finanzierungskrise in den USA wird gelöst werden. Der Weltuntergang ist auf später verschoben.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Die Indikatoren zeigen, dass sich die Marktteilnehmer LONG ausrichten, steigende Kurse erwarten – und das, obwohl es noch keine Bereinigung gegeben hat.
Ausserdem gibt es genug Risiken über Schieflagen aller Art (von Aktien über Rohstoffen zu Hypotheken und Kriegen und Schulden …), dass praktisch jederzeit weitere schlechte Nachrichten kommen können.
Mehr als eine Münchener Rück zu kaufen, traue ich mich nicht.
Doschdn says
Münchner Rück Aktie oder ein lieber ein Zertifikat kaufen?
Danke.
Doschdn says
Hat jemand von Euch heut auf Bloomberg das mit den Wetter Derivaten gesehen? Hedge Fonds bringen so was für z.B. Versorger auf dem Markt.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Aktien sind Risikopapiere. Das allein sollte schon für eine Spekulation in diesen Zeiten reichen.
Da erscheint selbst das Geld unter dem Kopfkissen als eine sichere Geldanlage.
Bin sogar geneigt, um jedwedes Derivat einen großen Bogen zu machen. Offenbar ist jede Sachanlage in der Finanzwelt gehebelt, gehebelt, gehebelt und nochmal gehebelt.
Das ist eigentlich schade. Denn mit dem Geld hätte man so viele schöne Dinge machen können. Und: Mit Aktien allein kann man auch Gewinne machen. Aber es sind die Aussichten, (theoretisch) schnell reich werden zu können, die zum Derivate-Kauf verführen.
Selbst bei der IKB: Gier frisst Hirn.
Da darf man als Kleinanleger gern zuschauen, und sich nach Unternehmen umschauen, die mit all dieser Finanzakrobatik nichts zu tun haben.
Sie sehen: Selbst die Münchener Rück kaufe ich mit Widerwillen. Am liebsten hätte ich Vollblutunternehmer, die anpacken können. Dort investiert man gern. Solche Unternehmer braucht das Land.
Schade, dass Wolfgang Grupp keine Aktiengesellschaft führt:
http://www.trigema.de/customer_public/statisch/Unternehmen/philosophie.asp?smSessionID=h4jLM4KIDmFoU078215
Vorbildlich.
JL says
Industrieauftraege USA um 0.6% gewachsen (erwartet 1%), im Vormonat minus 0.6%. Und das bei dem schwachen Dollar. Ein weiters Beispiel fuer die technische Weltfuehrung der USA (und das bildet sich auch in Industrieauftraegen bzw. wettbewerbsfaehigen Produkten ab) ist natuerlich der Brueckeneinsturz. Wenn das in Thailand passieren wuerde (und die Bruecken ueber den Chao Praya sind vergleichweise gross), wuerden alle den Kopf schuetteln und sagen, tja, Entwicklungsland. In den USA, ach was, da steigen die Aktien noch weiter trotz des Megaruns in der letzten halben Stunde gestern. Irgendwann kracht es, aber noch nicht jetzt. Bin long.
auditor says
@doschdn
habe den Beitrag nicht gesehen, aber Wetterderivate sind nun absolut nicht mehr neu.
Es würde mich auch wundern, wenn Versorger so etwas tatsächlich kaufen würden …
SH says
@GS: Jaja, der Wolfgang Grupp. Bin wirklich immer wieder verblüft, wie der seine Gewinne bei den angeblich hohen Lohnkosten in Dtl bringt. Nur das mit dem Affen verstehe ich bis heute nicht… 😉
Aber mal ernsthaft – selbst der eigene Anteil scheint nicht das an „Nachhaltigkeit“ einzuhalten, was dieses Buffet-Kriterium im common-sense verspricht. Gerade die ganzen neugegründeten Biotech-Unternehmen zeigen, dass auch ein eigenen Anteil nicht vor massiven Fehlentscheidungen schützt. Grösseres Beispiel: Hat jmd mal ne Analyse zur Hand was Porsche mit VW will?!
dochasi says
hat jemand eine Ahnung wieso immer kurz vor Schluß hochgekauft
wird?-man kann ja fast schon die Uhr danach stellen
Damian says
Hej dochasi, ist doch klar! Ich ziehe den Markt mit meinen Calls nach oben, damit Herbert am Sonntag hier endlich den roten Punkt präsentieren kann 😉
dochasi says
na wenns so ist werd ich morgen mit meinem gesamten Kapital
dagegenhalten-seh schon die 12800 im Dow
Doschdn says
Die Amis manipulieren ihre Aktienmärkte….
Jutta says
@dochasi
Sie machen da einen Denkfehler, Sie müßten Puts kaufen um für Herbert, den roten Punkt zu liefern. Alles klar!
Jutta says
@dochasi
ich bin nämlich der Meinung, daß es nicht unbedingt richtig ist, das immer das Gegenteil eintritt, wovon die Mehrheit ausgeht.
Der Mehrheits Entscheid ist demokratisch, das sollte man nicht unterschätzen.
Auch Herbert gab zu Bedenken, das eher davon auszugehen ist, das etwas Anderes passiert, was immer das auch sein mag. 😉