Wer jetzt mit einem Durchmarsch nach unten rechnet, weil die Optimisten auf dem falschen Fuß erwischt wurden, könnte sich als Short Seller (= Anleger, der auf fallende Notierungen setzt) zu früh freuen.
Denn während der Abwärtsbewegung gab es keine Kapitulation der Optimisten. Der DAX scheiterte zwar im ersten Anlauf an der 6.000 Punkte-Hürde. Aber das löste bei den Marktteilnehmern keine Unruhe aus. Sie behielten ihre Nerven und liessen sich nicht zu hektischen Umschichtungen verleiten.
Statt dessen konzentrierten sie sich auf Aktien, die regelmäßig von steigenden Notierungen profitieren. Sie erhöhten ihre Risiken und setzten auf Trendsetter Aktien.
Sicheheitsinvestments, die eigentlich vor fallenden Notierungen gefragt sein müssten, litten unter Abgabedruck. Sie bewegten sich mit dem Gesamtmarkt und zeigen dadurch kein überdurchschnittliches Sicherheitsbedürfnis der Marktteilnehmer.
Angesichts des drohenden Scheiterns des DAX am 6.000 Punkte-Widerstand ist das eine überraschende Entwicklung. Denn anstatt den Aufwärtstrend zu bezweifeln, entwickelte sich neue Zuversicht. Offenbar gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass es sich lohnt, die ermäßigten Preise für den Kauf von Aktien zu nutzen.
Mögliches Szenario: Der DAX kann sich oberhalb von 5.900 Punkten stabilisieren und einen zweiten Test der 6.000/6.050er Marke starten.
Von diesem zweiten Test dürfte es abhängen, ob der Markt wirklich in eine Top-Bildung hineinsteuert oder in Richtung 6.100 / 6.200 marschieren kann.
Auf dem Weg nach oben dürften die Indikatoren die voraussichtliche Richtung signalisieren.
Hoffnung für Short Seller bietet die seit Ende März bestehende Entwicklung: Die Optimisten setzten seit 6000 Punkten zwar ständig auf steigende Notierungen, liefen jedoch jedes Mal in eine Bullenfalle. Findet das diesmal wieder statt – das wäre unterhalb von 5.860/5.880 Punkten der Fall -, wäre die Top Bildung voraussichtlich mit einem scharfen Rückgang in Richtung 5.700 Punkten vervollständigt.
Aus charttechnischer Sicht könnte eine Schulter-Kopf-Schulter Formation entstehen (der Kursverlauf ähnelt einem menschlichen Oberkörper, deshalb hat das Kursmuster diese Bezeichnung):
Linke Schulter = Mitte/Ende März
Kopf = Anfang April
Rechte Schulter = Mitte/Ende April, oberer Wendepunkt bei 5.950/5.980 Punkten
Ebenfalls möglich: Ein Doppeltop. Der DAX würde dann bei 6.000/6.060 Punkten scheitern.
Indikatoren, aus denen sich die beschriebenen Szenarien ablesen lassen:
* A-VolB1
Für das Moving Markets Depot bedeutet das:
Eine grundsätzliche Strategieänderung ist wegen des kurzfristigen Aufwärtspotenzials nicht erforderlich.
Es wird geprüft, ob es erforderlich ist, in steigende Notierungen hinein Aktien zu verkaufen.
Freie Mittel könnten dafür genutzt werden, die Short Position auszubauen, bzw. kurzfristige Intraday-Spekulationen (LONG/SHORT) durchzuführen – letzteres allerdings nur bei eindeutiger Indikatorlage.