Am Montag (9. 7.) gab es durch den braunen Datenpunkt +3 in Herberts Sentimentcharts ein schwaches Verkaufssignal. Darauf folgte ein kurzer und heftiger Einbruch. Am 10. 7. (Dienstag) gab es mit Datenpunkt -3 ein ebenso schwaches Kaufsignal. Darauf folgte die gigantische Rally zum Wochenende. Kann man also nach diesen Datenpunkten die Uhr zum Geldverdienen stellen? Nein, das wäre eine grobe und gefährliche Illusion. Hatte es doch am 28. 6. bei S&P 1506 ein doppelt so starkes Verkaufssignal gegeben, das sich als eklatantes Fehlsignal entpuppte. Ihm folgte am 3. 7. ein weiteres nicht bestätigtes Verkaufssignal, nach welchem der S&P noch um weitere 8 Punkte nach oben lief. Wer hätte nach diesen beiden Fehlsignalen dann schließlich den dritten und vierten Verkaufssignalen in Folge am 6. und – wie oben bereits erwähnt – am 9. Juli mit den Datenpunkten +3 Glauben geschenkt? THG (The Great Humiliator) ließ grüßen. Ichitaka wagte allerdings einen S&P Put im Musterdepot. Als dann nach diesem Einbruch mit einem vermutlich höhnischen Grinsen von TGH gleich wieder ein Kaufsignal am 10. 7. kam, stellten Ichitaka im Musterdepot sowie Ichitaka und Herbert jeweils in ihren persönlichen Depots ihre S&P Puts glatt. Am Tag nach dem Kaufsignal kam es zur Eröffnung noch zu einem false break und dann nach diesem Schlag von TGH unter die Gürtellinie der Chartgläubigen zur bekannten ATH Rally am Donnerstag und Freitag.
Bemerkenswert ist jetzt, dass es – anders als man nach dem Bruch der ATHs in aller Welt annehmen würde – noch keineswegs wieder zu einem besorgniserregenden Optimismus gekommen ist. Diese Diagnose von Herbert stützt sich auf ein Dutzend harter Indikatoren echt beobachtbarer wirklicher Geldbewegungen in New York, ohne daraus eine Prognose ableiten zu können oder zu wollen. Jeder Trader muss selbst nach dem Motto „I trade what I see“ entscheiden. Ich berichte hier nur das, was andere vielleicht nicht immer sehen (können?). Bemerkenswert ist ferner, dass das in der Methodenerläuterung beschriebene Verkaufssignal eines „roten Punktes“ noch längst nicht erreicht ist. Während die braunen Kreise, wie in dieser Methodenerläuterung beschrieben, das volatile, zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt rasch schwankende Tagessentiment visualisieren, werden die roten und grünen Punkte durch Herbert nur dann vergeben, wenn auch das sehr langsam und stetig verlaufende Wochensentiment, das auf einer ganz anderen Gruppe von ebenfalls etwa einem Dutzend Indikatoren basiert, kongruent zu den täglichen Schwankungen Euphorie oder Panik anzeigt. Zur Zeit verharrt das Wochensentiment ungeachtet der Jubelrally vom Wochenende fest im neutralen Bereich.
Als Arbeitshypothese, die durchaus falisifiert werden kann, nehme ich an, dass Gefahr für den Bullenmarkt erst dann von der Sentimentseite kommt, wenn ich den roten Punkt melden muss. Was immer auch die in Meinungsumfragen angesprochenen Trader ihren Interviewern sagen, von ihren wirklichen Geldbewegungen in New York her gesehen, hatten wir vor 14 Tagen eine hier auch gemeldete besorgniserregende Überhitzung. Jetzt ist sie trotz der nach den ATHs geöffneten Sektflaschen zunächst einmal völliger Neutralität gewichen. Wenn ich gefragt würde, was ich als Trader mit dieser Diagnose in meinem persönlichen Depot anfangen würde, dann würde ich sagen, dass ich, nachdem ich die Rally vom Donnerstag verpasst habe, kaufen und dann mit nachgezogenen Stopps so lange drin bleiben würde, bis meine Sentimentanalyse extreme Überhitzung sowohl in den braunen Datenpunkten wie im roten Punkt zeigen wird.
Herbert says
Ich muss zu meinem Artikel noch hinzufügen: kaufen würde ich persönlich nur nach einem Rücksetzer, denn ich handle immer strikt anti-zyklisch. Wo ein guter Einstieg in einem Rücksetzer liegen würde, lässt sich allerdings niemals mit Sentimentanalyse bestimmen. Sie schlägt nur die Richtung für mehrtägiges oder mehrwöchiges swing trading vor.
JL says
Hallo Herbert,
Sehr analytisch und differenziert, bravo. Ich bin froh, letzte Woche meinen Einstieg bekommen zu haben, wenn auch mit weniger Kapital, als ich mir das nun nachtraeglich wuenschte. Ich finde Ihre Sebstdisziplin und damit zusammenhaengend die sehr verantwortliche Berichterstattung sehr gut. Offensichtlich haben Sie es im Griff fuer sich selbst, nicht immer traden zu wollen bzw. sich dazu hinreissen zu lassen. Das ist auch eine ganz klare Aussage von Birger Schaefermeier: in doubt, stay out. Sehr schwer zu realisieren, in einer immer mehr von kurzfristigem Denken und Handeln bestimmten Welt. Die meisten meiner Verlusttrades seit Mitte letzten Jahres kamen daher. Ihre Artikel sind (psychologisches) Gold wert!