In der vergangenen Woche zeigte sich einerseits das in wirklichen Geldbwegungen zum Ausdruck kommende Sentiment in New York so unschlüssig wie selten zuvor. Ganz im Gegenteil zu dem Geld, das sich nicht traute, ging andererseits die Bloggergemeinde (50 befragte Dienste) mit einer seit Beginn der Befragung niemals erreichten Jubelspitze in siegesgewisser Erwartung eines ATH in die Woche (Siehe Blogger). Zu dieser an allen Ecken und Enden am Montag, dem 18. Juni, bullisch zum Himmel jauchzenden US Blogger Gemeinde zählen so selbstsichere Namen wie „Abnormal Returns“,“Fly on the Wall“, „Deal Breaker“, „Millionaire Now“, „Naked Shorts“ oder „Trade King“ u. v. a. Die von mir vorsichtig erwartete kalte Dusche blieb nicht aus. Doch aus dem Sentiment der echten Geldbewegungen können wir heute keine andere Hilfestellung als die wenig ermutigende Aussage ableiten, dass die Börse z. Zt. ein reines Würfelspiel geworden ist und es – jedenfalls von den bescheidenen Möglichkeiten der seriösen Sentimentanalyse her gesehen – noch zu früh zum Kauf ist (siehe
Sentimentcharts). Was die abgeduschten und erfrischten Blogger denken, können wir erst im Verlaufe des New Yorker Montag, also frühestens am Nachmittag unserer Zeit, unter dem obigen Link erfahren.
Leider hat das seriöse Sentiment der echten Geldbewegungen auf der Shortseite wieder einmal eine Korrektur von 250 Dax Punkten im Bullenmarkt nicht angekündigt. Bloggersentiment hat es, doch danach konnte man in der Vergangenheit gar nicht so relativ sicher wie nach dem seriösen Sentiment der Geldbewegungen gehen. Doch waren, wie ich schon in der letzten Woche berichtete, auf der Longseite alle Kaufsignale des seriösen Sentiment der Geldbewegungen seit dem 28. März Treffer. Soll man daraus schließen, dass wir uns noch in einem intakten Bullenmarkt befinden? Ich meine ja. Dafür spricht auch, dass die „Commercials“ sich in einer selten beobachteten Weise in ihren zum 19. Juni als Pflichtmitteilung geouteten offenen Futures ungewöhnlich stark long positioniert haben. Auch damit kann man Geld verlieren, wenn man nur nach diesem Indikator geht. (Ich komme zu anderen Schlüssen über die Einstellung der „Commercials“, weil ich sie anders als die üblichen Börsendienst analysiere. Das war mir immer eine gute Hilfe, wäre aber zu kompliziert, um es hier zu erklären.) Obwohl die „Commercials“ mit ihren überlegenen Kenntnissen der Fundamentaldaten des Marktes kein kurzfristiges Timing Instrument sind, signalisieren sie dennoch, dass nach ihrer in der Vergangenheit seit Jahrzehnten meist bewährten Ansicht die unvermeidliche Baisse à la Zeit-Analyst noch eine Weile warten
müsste. So sollte man als Investor und Swing Trader lieber kein echtes Geld auf der Shortseite einsetzen. Deshalb, und weil der Markt derzeit dem eben erwähnten Würfelspiel gleicht, ist auch unser Musterdepot z. Zt. so defensiv ausgerichtet.
Wir haben zwar zum Tagesschluss am Freitag schon ein Verhältnis der Bären zu Bullen von 4 zu 0 gehabt. Bei simpler Betrachtung könnte dies schon zum Kauf verleiten. Aber weil noch 9 der 14 end of day Sentimentindkatoren unschlüssig im neutralen Bereich verharren, gilt das Fazit: noch zuwenig Angst. Erst dann, wenn fast alle Indikatoren signalisieren werden, dass die meisten Akteure sich davon überzeugt haben, dass die Korrektur weitergehen muss, eröffnet uns die „Große Demütigerin“ eine Chance – so wie zuletzt nach dem 7. Juni – über aggressive Kaufpositionen unser Einkommen zu verbessern. So weit ist es noch nicht. Ich erwarte das Signal (wenn es denn kommen sollte und ein Börsengott nicht „Rally“ würfelt, ohne überhaupt auf mein Sentimentsignal zu warten) im Verlauf der Woche. Ich werde es sofort morgens vor Dax Eröffnung an dieser Stelle berichten. Ob Ichitaka dann als erfahrener Trader aus dem monokausalen Sentimentsignal heraus einen Kauf fürs Musterdeopt tätigen wird, hängt von anderen
Überlegungen als nur dem Sentiment ab.
hsagra says
gutes Wort zum Sonntag – Analyse und Diagnose stimmen, exakte Therapie und timing werden noch kommen. Wir warten
U.M. says
Es rumort bei einigen Hedge Fonds in USA… Dazu der steigende Ölpreis. Jetzt noch ein Scharmützel im Nahen Osten und die Preise purzeln… (schon die Hedge Fonds und der Ölpreis werden dazu beitragen…)
Mike says
Das ist ja heute eine Ruhe hier….
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Es ist immer noch unklar, nach welchen Regeln und Mustern sich der Markt bewegt. Die Optimisten kaufen weiter. Aber seit Mitte Juni liegen sie damit auf der falschen Seite.
Verglichen mit dem Rückschlag Anfang Juni ist nur noch ein bischen Luft – jedenfalls aufgrund des Zeitfaktors: Rund 80 Prozent der Konsolidierungszeit ist bereits vergangen.
Ein bis zwei Tage fehlen noch und die Situation ist aufgrund der kurzfristigen Indikatormuster widersprüchlich. Ein neuer, zusätzlicher Short Einstieg ist deshalb noch nicht ratsam. Dafür fehlt ein oberer Wendepunkt – falls es ihn überhaupt noch gibt.
Doschdn says
Wir machen grad neue Tiefs. Soll man wieder jetzt bullish sein und calls kaufen????
der_mit_dem_Dax_tanzt says
Der obere Wendepunkt wird aber nicht exact 5 Punkte unter dem ATH sein. Ich glaube so nah geht man nicht an den Punkt und tantzt dann wieder Richtung Süden. Das ATH wird nochmals getoppt und die Leute werden nochmals die Orientierung verlieren weil neue Kursmarken angesetzt werden und wenn es keiner vermutet, geht es dann unerbittlich in Richtung Keller.
Dirk P. says
Warum sollte das ATH noch im Sommer erreicht werden? Vielleicht werden die Betriebsergebnisse des 2. Quartals fuer negative Ueberraschungen sorgen (in Europa, und/oder eher in den USA). Vielleicht ist die Zeit wieder reif fuer internationale Krisen. Wir sind 4 ein Halb Jahre Hausse gewoehnt. Die wird nicht ewig dauern. Mich auf jeden Fall wurmt es den Juni nicht effektiver getradet zu haben: diese Achterbahnfahrt haette man besser ausnutzen koennen. Wenigstens hat man jetzt ein Haufen Unterstuetzungs- sowie Widerstandsmarken an denen man sich besser orientieren kann. Aber man muss auch den neuen Trend interpretieren koennen… Ich hatte ja vor ein paar Wochen auf Zick-Zack runter getippt…
Zeit-Analyst says
In meinen Augen entwickelt sich da ein erster Abwärtsimpuls. Intraday bis heute Schluss 1-2-(1-2…, fehlt noch die Fortsetzung: …3-4-5)-4-5. Mal sehen wie schnell der Markt wird, aber bis zum Wochenende kann´s schon dauern. (oder auch erst nächstes WE)
Die letzte (brutale) Welle startete bei 7.500. Das waren 632 Punkte in gerade mal 70 Handelsstunden. M.E. war das die finale Senkrechte, das letzte Puzzle-Teil, um das langfristige Erholungs-Muster zu vollenden.
Meine Sicht: DAX 8.131,73 werden wir so schnell nicht wieder sehen…
Folge: eine langfristige Gegenbewegung setzt ein. (Damit meine ich eine Zeiteinheit von Jahren)
Ein Crash auf Raten. Wenn er irgendwann einmal am Ende ist, wird man ihn klar als Crash sehen. Erleben werden wir ihn quasi in einer Superzeitlupe, in der jedes kleine Detail zur Entfaltung kommt. Dabei entsteht der Eindruck der permanenten Überraschung.
Aus meiner Sicht ist das Würfelspiel vorbei, was nichts weiter heisst, als dass Korrekturen schlechter zu „berechnen“ sind als Impulse…
…also nochmal deutlich: mit Korrektur meine ich die Aufwärtsentwicklung seit März 2003.
Die tägliche Wende (8.090) wird auch unterstützt in der wöchentlichen Reihe (8.030) und 14-tägigen Entwicklung (7.950).
Zum Kurzfristgeschehen: Seit 8.131 dürfte sich eine neue Ordnung durchsetzen. Ziel der ersten Teil-Welle könnte wieder die 7.500-Marke werden (vielleicht diese oder nächste Woche). Der erste Abwärtsimpuls wird sich wahrscheinlich bis in den September ausdehnen (hier ist der Bereich 6.500 interessant)