Die Märkte steigen weiter, überraschenderweise.
Vermutlich schauen sie nicht auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen, sondern auf die Liquiditätskrise der Banken – und dort sieht es im Augenblick entspannt aus: Projekte wie ABN-Übernahme und Kirch-Fußball sind wieder, bzw. immer noch möglich.
Das ist ein Indikator dafür, dass Geld reichlich zur Verfügung steht. Offenbar knüpfen die Marktteilnehmer an die Rallye vom Frühjahr 2007 an und setzen auf einen anhaltenden Aufwärtstrend, weil es so aussieht, als ob die Bankenkrise überwunden wäre.
Aber Liquidität, bzw. Inflationierung der Märkte ist nur ein Teil eines Szenarios. Niedriges Wirtschaftswachstum gehört auch dazu und danach könnten Aktien bereits heute zu teuer sein. Es muss auch jemand bereit sein, die Preisssteigerungen bei Sachwerten zu bezahlen – und das geht nur mit frischem Kapital. Aber das fehlt bei geringem Wachstum und hohen Schuldenquoten.
Somit befinden sich die Märkte in einem Spannungsfeld: Große Kapitalmengen auf der einen Seite und wie ein Geldabsauger wirkendes schwaches Gewinnwachstum auf der anderen Seite.
Jede Extremposition in der Geldanlage dürfte in einem solchen Umfeld zu hohen Verlusten führen: Auf die Inflationierung und weiter steigende Kurse zu setzen wäre genauso falsch, wie große Short Positionen, die von fallenden Preisen profitieren.
So bleibt zurzeit nichts weiter, als die Kunst der kleinen Schritte zu üben: Auf eine Stabilisierung der Märkte setzen, Tag für Tag die Position überprüfen und bereit sein, flexibel auf neue Erkenntnisse reagieren.
Die Moving Markets Indikatoren warnten im Frühjahr 2007 vor einer Top Bildung. Sie halfen dabei, das Depot so auszurichten, dass es von den Kursverlusten nicht betroffen war. Außerdem signalisierten sie im August, dass sich gute Einstiegsgelegenheiten boten.
Das sollten sie diesmal wieder leisten: Zurzeit sind keine Warnsignale erkennbar, überraschenderweise.
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PS
Hier lesen Sie die Bewertung vom 06.08.2007, die für Abonnenten der Moving Markets Charts erstellt wurde:
Indikatoranalyse vom 06.08.2007
Es bahnt sich die Chance für eine Bodenbildung an. Sie sehen das anhand der nachfolgenden Indikatoren.
Der Umverteilungsindex hat in den vergangenen Wochen Rätsel aufgegeben. Er fiel ungewöhnlich stark:
Das passte nicht zur Top Bildung, denn eigentlich hätte es am oberen Wendepunkt massive Umschichtungen in Richtung der Index-Leichtgewichte geben müssen. Die Marktteilnehmer verteilen Gelder um, weil sie fallende Kurse befürchten.
Aber darauf verzichteten die Marktteilnehmer. Anstatt große Blue Chips zu verkaufen, verstärkten sie ihre Engagements. Vor ein paar Wochen war das ein entscheidendes Argument für die Top Bildung, denn die Aktionäre liefen blind und ohne Absicherungen in die Bullenfalle.
Deshalb hatte ich nach Beginn der Talfahrt erwartet, dass die Marktteilnehmern aus ihrem Fehler lernen. Spätestens ab ca. 7.600/7.700 Punkten hätte es massive Umverteilungen in Richtung der Werte aus der zweiten Reihe geben müssen. Das Gegenteil war der Fall, wie Sie anhand des fallenden Umverteilungsindex sehen können.
Trotz Top Bildung, anschließender Talfahrt und Krisenmeldungen aus der Finanzwirtschaft darf den Marktteilnehmern eine große Portion Durchhaltevermögen unterstellt werden.
Der Umverteilungsindex signalisiert damit die Chance für eine Bodenbildung bei 7.400 Punkten und Gegenbewegung nach oben. Sollte die Dynamik der Indikatorbewegung eine Aussage darüber erlauben, wie stark der DAX steigen kann, ist sogar eine kräftige Aufwärtsbewegung möglich.
Die Indikatormechanik der wichtigsten Indikatoren signalisiert ebenfalls eine Marktbereinigung. Sie wird zwar nicht so umfangreich sichtbar, wie beim Umverteilungsindex. Aber A/D-Linie und Aktienvolumen fielen stark genug, um ebenfalls eine Aufwärtsbewegung des Marktes zu erlauben.
Der Indikator Aktienvolumen zeigte sich in den vergangenen Tagen schwächer, was auf eine niedrigere Investitionsquote hinweist als im Juni/Juli. Insbesondere heute gab es es erheblichen Kapitalabfluss. Der Indikator fiel, obwohl der DAX kletterte.
Eine anhaltende negative Divergenz von Aktienvolumen ist eine wichtige Voraussetzung, um auf steigende Kurse zu setzen. Denn nur Marktteilnehmer, die schon verkauft haben, kommen für neue Investments in Betracht.
Die hohe Investitionsquote vom Juni bremste die Rallye. Deshalb dürften die Verkäufe der vergangenen Tage stützend wirken.
Allerdings ist das aktuelle Kaufsignal nicht besonders kräftig. Für ein massives Einstiegssignal hätte der Indikator auf ein neues Tief fallen sollen. Trotzdem ist es möglich, den Markt positiv zu betrachten, denn der Nachteil kann ausgeglichen werden:
Nur wenige Marktteilnehmer dürfen in den nächsten Tagen bereit sein, den steigenden Kursen zu folgen. Die Umsätze müssen bei kletterndem DAX niedrig bleiben. Für den Aufwärtstrend, sollte er wirklich zustande kommen, ist das eine wichtige Bedingung:
Je länger die Investitionsquote niedrig bleibt, desto höher kann der DAX steigen. Der Indikator Aktienvolumen muss dazu seine negative Divergenz beibehalten. Behalten Sie deshalb den Indikator bei Ihren täglichen Rundgängen durch die Indikatoren im Mittelpunkt Ihrer Beobachtungen – am besten zurzeit im 17-Tage-Chart zu sehen.
Absolut spannend ist die Entwicklung des „Hasardeur-Indikators“, Beta hoch spekulativ:
Ohne nervös zu werden, sammelten die mutmaßlichen Insider mit fallenden Notierungen ein. Das ist angesichts der Nachrichtensituation einerseits spektakulär und andererseits verständlich. Denn aus dem antizyklischen Gesichtspunkt ist es genau richtig, bei schlechten Nachrichten in den Markt zu gehen und zu kaufen. Damit ähnelt die aktuelle Entwicklung den Ereignissen vom Frühjahr 2007, als die Insider ebenfalls einsammelten.
Im unteren Chart sehen Sie eine Markierung bei A-VolB3, der Aktienvolumenindikator für Trendsetteraktien. ThyssenKrupp ist ein solcher Trendsetter, weil er eine hohe Rendite aufweist und bei hohem Beta Faktor stärker als der DAX ausschlägt.
Der überdurchschnittlich gefallene A-VolB3 signalisiert, dass die Marktteilnehmer eine äußerst geringe Investitionsquote bei Trendsetter-Aktien haben. Darauf folgt wie im Frühjahr 2007: In dem Bereich dürfte es bei einer Aufwärtsbewegung die stärksten Kursgewinne geben. Hier ist bei einem neuen Allzeithoch des DAX eine regelrechte Aufholjagd zu erwarten.
Weil sich die positiven Aussichten in der vergangenen Woche andeuteten, wurden die Short Zertifikate verkauft. Jetzt kommt es darauf an, untere Wendepunkte herauszuarbeiten, um kurzfristige Spekulationen zu wagen. Achten Sie in dem Zusammenhang insbesondere Intraday auf die A/D-Linie: Bleibt sie schwach, winkt ein steigender DAX – ein potenzieller unterer Wendepunkt.
Wegen der verbesserten Aussichten, ist es aussichtsreich, auf steigende Kurse zu setzen.
MP says
DAX unter’m Mikroskop(1):
img292.imageshack.us/img292/3430/daxhgs5.png
„Wegen der verbesserten Aussichten, ist es aussichtsreich, auf steigende Kurse zu setzen. (GS)“
auch meine Meinung – die Frage ist bloß die, wie schon diskutiert, der relativ günstigen Einstiege.
(1) wobei ich mich viel mehr an den Wochen-Charts orientiere.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Ähm, MP,
damit nicht ein falscher Eindruck entsteht:
Was Sie zitieren, ist vom August (habe jetzt nachträglich mit dem Zitate-Balken gekennzeichnet).
Mein Optimismus ist verflogen. Bin jetzt nur noch 51%iger Optimist. Im August waren das noch 60 – 70%.
MP says
oh … ein kleines Versehen … sorry … meine Meinung bleibt uneingeschränkt bestehen, was einen Rücksetzer mit einschließt.