Amerika zeigt Stärke und Kooperationsbereitschaft mit seiner Nahost-Konferenz. Angesichts der schwankenden Riesen in der Wirtschafts- und Außenpolitik hat das Land wahrscheinlich zurzeit keine andere Wahl.
Die arabischen Freunde geben ebenfalls ein Signal: Die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) beteiligt sich an der Citigroup mit 7,5 Milliarden Dollar.
Das geschieht nicht, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, zur Bilanzstützung. Statt dessen sehen die Manager des Bankhauses „attraktive Chancen, um ihr Geschäft auszuweiten“, heisst es in den Nachrichtentickern. Offenbar soll das Geld genutzt werden, um notleidenden Kollegen aus der Finanzbranche zu helfen, bzw. direkter ausgedrückt: Die Kreditklemme reizt die Manager dazu, ihre Beteiligungen zu günstigen Preisen auszubauen.
Als Leser des Nachrichtenmainstreams reibt man sich die Augen: „Attraktive Chancen“ lassen sich in den offiziellen Pressetexten kaum finden. Das Billion-Dollar-Problem wurde inzwischen zur Billiarden-Herausforderung. Täglich gehen neue Schieflagen über die Ticker.
Ja, so macht man das: Kaufen in schlechten Zeiten. Unternehmerisches Denken an der Börse zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass antizyklisch gehandelt wird. Gegen den Trend zu arbeiten, bringt regelmäßig den größten Profit: Kaufen, wenn niemand ein Papier haben will und verkaufen, wenn alle es besitzen wollen.
Allerdings stellt sich die Frage, ob sich der Citigroup echte Chancen bieten. Denn für die Abu Dhabi-Investoren könnte es einfach nur ein strategisches Investment sein – als Vorbereitung auf die Zeit nach der Krise. Wer jetzt eine 4,9prozentige Beteiligung aus der Portokasse investiert, hat bereits einen Fuß in der Tür, wenn es richtig eng wird.
Wer heute 7,5 Mrd USD investiert, könnte als Ölscheich in einigen Monaten den gleichen Betrag investieren, um womöglich einen Anteil von 10 Prozent zu erhalten.
Jetzt geht es vordergründig nur um eine Finanzbeteiligung. Das wäre ein gutes Geschäft. Denn wenn die Märkte in einigen Jahren aus der Talsohle heraus sind, dürften die Anteile einen wesentlich höheren Wert haben.
Geht die Krise weiter und verschärft sich die Situation mit Pleitegefahren, wäre das Citigroup Investment ebenfalls ein gutes Geschäft. Denn dann wird es um den Ausbau von Einfluß, nützliche Kundendaten und bedeutende Beteiligungen des Bankhauses gehen – alles wertvolle Assets für Anleger, die in Dekaden zu denken pflegen.
Die Börsen werden das Geschäft wohl begrüßen. Es weckt die Phantasie der Marktteilnehmer. Auch die Deutschland AG bietet solch günstige Chancen. Fallende Aktien bevorzugt: Die Kandidaten sind wohl schon ausgemacht. Wir dürfen gespannt sein, wann sich auch hierzulande vergleichbare Investments abzeichnen.
Einer meiner Favoriten dafür: ThyssenKrupp, das Herz des Ruhrgebiets.
boersentiger says
Nach den bekannten Problemen wie US-Wirtschaft, Kreditkrise und Ölpreishoch, gibt es eben auch positive Faktoren, die nicht zu vernachlässigen sind. Die Insider kaufen derzeit sehr stark ein, der chinesische Staatsfonds will raus aus US-Anleihen und mehr in Aktien, das Wirtschaftswachstum in den Emerging Markets ist nach wie vor stark und 2008 ist ein US-Wahljahr. Wenn am 11.12. die US-Zinsentscheidun vorliegt, rechne ich mit einer Entlastungsralley. Vorher ist starke Volatilität angesagt.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Abu Dhabis Investmentgesellschaft ADIA erhält ihr in Form von Wandelanleihen eingesetztes Kapital zunächst mit jährlich 11 Prozent verzinst – ein deutlicher Risikoaufschlag gegenüber dem sonst derzeit üblichen Niveau.
http://isht.comdirect.de/html/news/actual/main.html?sNewsId=dpaafx_lite_de:1196177991&iOffset=0&iPage=1
Fallende Zinsen sind derzeit von den Notenbanken nicht durchsetzbar. Auch das könnte zur Lähmung der Kreditmärkte beitragen.
Bei steigenden Zinsen dürfte die Blockadehaltung aufgegeben werden. Das wäre eine natürliche Entwicklung, denn höhere Risiken müssen mit höheren Zinsen belohnt werden.
Wahrscheinlich ist es pure Angst vor steigenden Zinsen, die die Notenbanken (und im Hintergrund die politischen Entscheidungsträger) zurzeit bewegt, gern niedrige Zinsen zur Verfügung stellen zu wollen.
Aber wenn der Markt nicht aufnahmefähig ist, sich bei zu niedrigen Renditen bei gleichzeitig hohen Risiken verweigert, zeigt er, wozu er fähig ist.
Viele Jahre wurden die Finanzmärkte von den Notenbanken kontrolliert. Bei sich verselbständigender Inflation wird es schwer für sie, das Krisenmanagement der vergangenen Jahre fortzusetzen.
Das ist auch eine Fortführung des Berichts vom 14.11.2007
http://trendgedanken.de/?p=512
Herbert says
Komme gerade von einem Konzert („Alle Mozartlieder“ mit großartigen Stimmen und erholsamster Abblekung von der Trading Knechtschaft :-)) zurück und mache jetzt rasch meinen Börsencheck. Etwas sticht nach wenigen Minuten signifikant hervor. Eine alte Regel, mit der ich (fast :-)) immer Geld verdient habe, lautet ebenso einfach wie einsichtig: Wenn die Märkte auf sehr schlechte Nachrichten nicht mehr fallen, ist eine Hausse (kann aber nicht sagen, ob 3 Tage, 1 Woche oder länger) im Busch. Gestern wunderschönes Paniktief im Dax Future von 20:00 – 22:00. Heute gleichdrei Hiobsbotschaften: 1) IKB braucht mehr Milliarden, 2) Consumer Confidence noch schlechter als die schon schlechten Erwartungen, 3) Case-Shiller Index der Hauspreise mit Rekordrückgang. Wenn danach die Märkte im Plus schließen, wie ich eben sehe, stehen uns wahrscheinlich einige sehr feste Tage bevor. Noch weitere miese Nachrichten? Ich schaue weiter…..
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Mozart-Musik könnte in der aktuellen Börsensituation die Sinne vernebeln: Denn leicht, heiter und beschwingt ist es nicht.
Eher spiegeln die Märkte die Widersprüche des großen W.A. wider:
Mit 21 Jahren Konzertmeister, danach mittelprächtig erfolgreich, mit 35 Jahren zu früh und verarmt gestorben.
Damian says
Oder fangen die Märkte grade an Mozarts Requiem zu spielen? 😉 Und dies kann natürlich dauern…
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Noten- und Geschäftsbanken hätten gern ein Andante. Habe jedoch den Eindruck, dass bald ein Presto oder sogar Prestissimo folgt – und zwar mit so hoher Geschwindikeit, dass es die Dirigenten überrascht – ganz zu schweigen vom Publikum, das mit diesem Tempo nicht rechnet.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
An den Märkten wird Jazz gespielt. Man weiss nie, welcher Ton, welches Tempo und ob es überhaupt eine Melodie ergibt.
Damian says
Die Inflation in Europa beschleunigt sich. Noch mehr die Inflation der unteren Lohngruppen, die prozentual stärker am Lebensmittel und Energiekosten hängen. In NRW sind wir auf Jahressicht bei über 3% nominal oder noch mehr bei der subjektiven, gefühlten Geldentwertung anbelangt, und das bei einem steigendem Euro. Wie die Amis auf ihre Inflationszahlen kommen ist mir schleierhaft. Wir bekommen dadurch Druck auf der Lohnseite und dies wird die EZB nicht hinnehmen wollen und muss gegensteuern. Ich glaube zwar nicht, dass unsere Bankers dies bereits im Dezember tun, Anfang 2008 wäre es jedoch durchaus denkbar. Oder sieht jemand eine Alternative?
Typ 17 says
Damian, da muß ich ihnen recht geben, leute die nicht so viel in der tasche haben, geben prozentual sehr viel mehr fürs essen und den ganzen kram drumherum aus, als für die miete. wenn milch und butter plötzlich um 10-20% im preis steigen und andere waren wie strom oder benzin auch nicht gerade günstig sind, bleibt einfach zu wenig in den taschen. ich kann aber nur für meine lebenssituation sprechen, und die sagt mir eine gefühlte inflation von 10% für dieses jahr. und nicht 2 oder 3%.
meiner meinung nach wird alles teurer weil die wenigen menschen am ende der nahungskette richtig dick fett absahnen. irgendwo müssen ja die gelder stecken bleiben, wenn gehälter (diäten ausgeschlossen) kaum steigen, aber der rest immer teurer wird.
tolles los
Herbert says
Mozart 🙂 , lieber Herr Schmidt, lullt bei mir nicht die Sinne ein. Er macht mein Gehirn frei von Traderroutinen und intellektuellen Ammenmärchen aus Großvaters Theoriekisten. So kann ich anschließend schärfer beobachten.
Ich habe in diesen Minuten – auch eingedenk der Brüche und Widersprüche und der ständigen Traurigkeit hinter dieser genialen und heiteren Musik – gerade alle meine Longs in die kleine Rally hinein bestens verkauft.
Die Ursache der Verkäufe liegt allerdings vor allem darin, dass dies alles hoch gehebelte OS waren, die bei jedem noch so kleinen Rücksetzer nun an Zeitwert verlieren werde.
Umgekehrt gewinne ich mit meinem am 9. 10. verkauften Stillhalter-Put in Deutsche Bank 80 März 2008, über den ich hier im Forum berichtet habe, jetzt jeden Tag etwas an Wahrscheinlichkeit hinzu, diese damals sofort auf meinem Konto eingenommene Prämie von 3050 Euro auch behalten zu können. DBK steht z. Zt. bei 87. Meine Kontraktpartner kämen erst bei DBK 77 einige Cents in den Gewinn.
Wie ich die Psychologie von Optionskäufern kenne (so war ich früher auch lange Zeit, „to get rich quick“), werden diese selbst bei 75 oder 73 noch nicht ausüben, weil sie auf noch mehr Gewinn hoffen und weil dann der short squeeze ihren vorübergehenden Gewinn wieder zunichte macht und meine eingenommene Prämie unangetastet liegen läßt.
Mit diesem Stillhalter-Put brauche ich überhaupt nicht auf kurzfristige volatile Schwankungen zu achten, weil a) die eingenommene Prämie auf meinem Konto stets die gleiche bleibt und Zinsen trägt, weil b) ich den Put beim Schiefgehen verlustbegrenzend zurückkaufen kann und weil c) die Psychologie kurzfrisitiger Softwarenutzer dazu führt, dass 95% der Puts und Calls für die Käufer negativ ausgehen und der Stilhalter, der einen Put geschrieben hat, die eingenommene Prämie behält.
Also Ende März entweder 3050 Euro behalten oder außer Spesen nichts gewesen. Zwischendurch mmer mal wieder viel Mozart … Damit ist das Gehrin frei, „to trade what I see“.
P.T. says
Gratulation Herbert!
Ich hab nie daran gezweifelt, dass das aufgehen wird.
Mit dem Bankenbasket ML0CZL habe ich ja eine ähnliche Wette laufen…
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Offenbar waren noch mehr Marktteilnehmer beim Mozart Konzert, wie wir anhand des steigenden DAX sehen können
Wahrscheinlich wäre es für alle Anderen besser gewesen, auch dorthin zu gehen …
Damian says
Nach Kostolany sagten die Zigeuner in Budapest: ka Geld, ka Musik. Wie lange wird diese uns noch erhalten bleiben? Sollten wir die Sterne fragen?
Damian says
Die letzten Tage erinnern mich ein bisschen an die wilden Tage 2000, als der Neue Markt ein paar Tage in der Reihe nach unten marschierte, dann ein paar Tage lang scharf nach oben korrigierte, um wiederum längere Zeit nach unten zu rauschen. Mal sehen, ob es diesmal auch passiert, oder ob bereits die Jahresendrally läuft.
boersentiger says
Wer auf die richtige Karte setzt kann aber gut verdienen. Da es derzeit sehr stark positive und gleichzeitig sehr stark negative Faktoren gibt, nimmt eben die Börse das Zustandsbild eines manisch depressiven Irren an und entspricht genau der Gefühlswelt der Akteure.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Antwort bzgl. „Sterne fragen“
So etwas ist schon angedacht. Hatte auch den Gedanken mit Peter Semmelmann weiterentwickelt. Leider fehlte mir die Zeit, um das Projekt voran zu bringen. Schultermine, mein Rohstoffprojekt, Redaktionsschlußtermine und der übliche Verwaltungskram eines Kleinunternehmers …
Sicher ist: Es wird dazu etwas geben.
Mir schwebt dazu eine Art „Astrologie und Börsentechnik Club“ vor, in dem das Know How von astrologischen Aspekten auf die Erde geholt und mit handfesten Fakten unterfüttert wird.
Das geschieht entweder im Abobereich von Moving Markets oder in einer extra Rubrik von Trend Gedanken. „Zukunftsforschung“ würde vom Namen her gut zu Trend Gedanken passen.
Da gäbe es etliche Trends, die sich astrologisch untersuchen lassen, z.B. der Agrarbereich, der durch Pluto / Saturn / Jupiter in Erdzeichen gerade beginnt und ab 2008 bis ca. 2023 zur Hochform auflaufen könnte …
Muss mal sehen.
SirT says
Putin bestätigt Aussetzung des KSE-Vertrags
Moskau (dpa) – Begleitet von internationaler Kritik hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Aussetzung des KSE-Abrüstungsvertrags per Erlass bestätigt. Wie der Kreml mitteilte, unterzeichnete Putin in Moskau das Moratorium. Der Vertrag, der Obergrenzen für Waffensysteme festlegt, gilt als ein Eckpfeiler der europäischen Sicherheitspolitik. Die USA bezeichneten die russische Entscheidung als einen schweren Fehler. Noch gestern hatten die Außenminister der OSZE in Madrid an Russland appelliert, am Vertrag festzuhalten.