Die amerikanischen Börsen schlossen gestern zwar im Minus. Aber die Veränderungen nach 17:30 Uhr zeigen, dass der DAX nur wenig tiefer als gestern eröffnen dürfte:
Dow Jones unverändert
S + P 500 -0,1 Prozent
Nasdaq100 – 0,6 Prozent
Mit der Abwärtsbewegung von gestern nahm der DAX den Rückschlag an der Wall Street vorweg, so dass die Unterstützung von 6.680 auf jeden Fall halten dürfte – mit etwas Glück sogar die 6.700 Punkte-Marke.
Den Rückschlag dürften die Optimisten dazu nutzen, einzusteigen oder ihre Positionen auszubauen. Ansatzweise war das gestern bereits zu sehen, als der Trendsetter-Indikator Beta und Rendite hoch zu klettern begann.
Spannend ist die Situation bei den Sicherheitsinvestments: Sie sind gefragt, wie zuletzt im Herbst 2006, als der DAX mit der 6.200 Punkte-Market kämpfte. Zuvor kletterte der Indikator im April/Mai und signalisierte dadurch einen oberen Wendepunkt.
Vor vier Monaten war ich zuversichtlich, dass der Anstieg des Indikators kein Warnsignal sein würde (Bericht vom 25.10.2006). Diesmal fällt es mir schwer, optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Das KGV von 15,6 bei einem Gewinnwachstum von nur 10,2 Prozent signalisiert einen teuren Markt. Es ist deshalb kaum vorstellbar, dass der DAX damit noch viel Luft nach oben hat.
Das Moving Markets Depot bleibt deshalb vorsichtig ausgerichtet: Keine spekulative Long Position und Konzentration auf Sondersituationen einzelner Unternehmen.
Um Short zu gehen, fehlen klarere Signale, z.B. eine deutlich sichtbare positive Divergenz der A/D-Linie. Der Rückschlag von gestern sorgte bei dem Indikator sogar für eine Bereinigung. Er bewegte sich mit dem DAX und fordert deshalb eine neutrale Haltung.
Für ein Verkaufsignal der A/D-Linie sollte der DAX noch einmal steigen, z.B. um Stops bei 6.750 / 6.800 abzuholen.
U.M. says
ASCOM weiter stark gefragt. Kauf 20000 (ASCVW) Optionen zu 0.41… Victory wird wahrscheinlich weiter zukaufen. Geld ist vorhanden. Anlage kurzfristig. Zwischenzeitliche Abgaben der Aktie in solchen Fällen müssen eingeplant werden.
Saviano says
„Das KGV von 15,6 bei einem Gewinnwachstum von nur 10,2 Prozent signalisiert einen teuren Markt. Es ist deshalb kaum vorstellbar, dass der DAX damit noch viel Luft nach oben hat“.
Das ist in meinen Augen eine mehr als gewagte Aussage. Wachstum von nur 10 Prozent! Also, wo soll das KGV denn stehen – bei 10? Sprich 10 Prozent Aktienrendite (zum Vergleich ca. 4 Prozent Umlaufrendite) und oben drauf 10 Prozent Gewinnwachstum p.a. (bei Festverzinslichen gibt es kein „Gewinnwachstum“)????
Gert Schmidt says
Beobachte das Gewinnwachstum jetzt vier Jahre. So flach war es bisher noch nie. Zwischen KGV und Gewinnwachstum ging eine Schere auf.
Es ist richtig, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Kennzahlen besteht. Habe das im Bericht vom 26.04.2006 beschrieben:
http://www.movingmarkets.de/trends/log/?p=829
Saviano says
Damals wie heute würde ich die Lage nicht so skeptisch beurteilen (zwischenzeitlichen Korrekturen mal beiseite gestellt). War denn der DAX um 300-400 Punkten überbewertet in April 2006?
Generell kann man bei 5% bis 10% (wenn nicht höher) gar nicht von „fundamental“ unter- oder überbewertet sprechen. Kein Mensch der Welt, und der Markt insgesamt noch weniger, kann eine auf 5% bis 10% genaue Bewertung abgeben. Wenn wir uns in diesem Korridor befinden, können wir höchstens sagen: „fair bewertet“.
Aus meiner Sicht war der Dax damals wie heute mittel bis leicht unterbewertet. Also sehe ich generell längerfristig (denn erst in der langen Frist reagiert der Markt halbwegs rational) ein Potenzial von min 10-20%. Im Laufe der Zeit mit – vorausgesetzt – steigenden Gewinnen dürfte sich dieses Potenzial sogar noch ausweiten. Ganz zu schweigen von möglicher Übertreibungsphasen.
Gert Schmidt says
Bin zwar kein Bilanz-Wissenschaftler. Aber ich weiss, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Deshalb ist es angebracht, nach fundamentalen Risiken zu suchen.
Wenn alles so günstig aussieht, muss irgendwo ein Haar in der Suppe zu finden sein.
Mögliches Szenario: Wegen Basel II stehen Eigenkapital und Sicherheiten im Vordergrund. Deshalb ist es naheliegend, bei den Bewertungen von Beteiligungen, Immobilien, Anlagen großzügig zu sein. Schließlich gibt es positive Projektionen. Solange kein Abschreibungsbedarf konkret sichtbar wird, hält man an den bilanzierten Werten fest.
Noch besser: Wegen steigender Aktienkurse lassen sich Sicherheiten höher bewerten, was eine höhere Verschuldung bewirkt. Das wiederum ermöglicht mehr Investitionen. So ist es möglich, dass Wertpapierkredite, Sicherheiten und Aktienkurse sich gegenseitig auf dem Weg nach oben beschleunigen.
http://www.markt-daten.de/Chartbook/margin-debts.htm
Wie lange das funktioniert – schwer zu sagen. Auf den ersten Blick sieht es nach einem perpetuum mobilee aus. Aber das gibt es nicht.
Ich befürchte Risiken, die versteckt sind, z.B. bei der zu hohen Bewertung von Eigenkapital/Sicherheiten.
ichitaka says
Solche Eigenkapital/Sicherheiten sind ja in enormen Größenordnungen entstanden. Nur eben relativ wenig in Westeuropa und in den USA. Zu aller größten Teilen (In Kaptialmasse gerechnet) ist das Wachstum in den asiatischen Staaten und auf der Halbinsel Dubai gewesen; zumindest was die letzten 10/15 Jahre angeht. Das Wachstum der westlichen Welt basiert vor allem auf der Entwicklung moderner Kommunikationssysteme. Ihr Kapitalwert ist eine seltsame Sache, die nicht so leicht zu bewerten ist, abgesehen davon dass Kapitalmasse an sich schon schwer in Relation zu setzen ist.
Zumeißt wird der $ als Vergleichsmass herangezogen oder die örtliche Wärung. Gerne aber auch Gold oder Immobilien. Das Problem ist, dass unter den modernen Finanzsystemen auch diese Vergleichsmaße schwanken, weil sie dem freien Handel ausgesetzt sind. Defacto gibt es kein Maß für Kapitalmasse bzw. Eigenkapital/Sicherheiten; Jedenfalls keines, dass wie ein Metermaß eindeutig, unveränderlich, konventionell und mit einem festen Faktor in andere Maße umrechenbar ist.
Zu der Bewertung unseres Wachstums auf Mikroelektronik in den Jahren seit 89: Wieviel die Teile wert sind, die wir bei Mediamarkt kaufen, weiß sicher jeder. Sie werden auf jeden Fall nicht teurer. Produziert wird ein großteil der Ware, Hard- wie Software, in Asien. Dafür aber wurden dort in der gleichen Zeit und in windeseile Fabriken, Schulen und Universitäten hochgezogen, sowie Unternehmen, Börsen, Straßen und Kraftwerke und all die Infrastruktur, die im Westen vor der Elektronikwelle für Wachstum stand.
Man sieht also, die Bewertung von Eigenkapital/Sicherheiten ist heute sehr schwer (nicht unmöglich). Jedoch erhält man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Kredit für die Sicherheit eines Softwarepakets, eines Computers oder sonstieger Elektronik. Für ein Mittalklasse Auto dagegen schon eher. Darin liegt ein Kasus Knacktus und eine Schlinge des wirtschaftlichen Aufschwungs.
Können wir international mit unseren elektronischen Produkten sowiel Fremdkapital und Arbeitskraft gewinnen, dass der Aufschwung im Westen ein Aufschwung bleibt? So wie z.B. SAP in Indien oder Microsoft und Google in China das tun. Dann erklärt sich auch die Liquiditätswelle. Ansonsten, wird aus der Welle auf der wir reiten schnell ein Liquiditäts Tsunami.
Die Alternative ist: Wir erfinden etwas neues! Etwas, wofür andere Staaten noch lange brauchen werden, um es ebenfalls anzubieten.
Effiziente Umwelttechnik? Nanotechnologie? ???
Herbert says
Klasse Beitrag, Ichitaka!
Die gravierend zugenommene Unsicherheit, ja Unmöglichkeit, einer zweifelsfreien Bewertung des objektiven Kapitalstocks aufgrund von Innovationen im Zyklus der IT Technologie erklärt, warum die Märkte so starken Schwankungen ausgesetzt sein müssen – an sich ja ein Paradies für Trader. Und eine Gefahr für den value investing approach.
Die letzten beiden Absätze sind besonders alarmierend: „Können wir international mit unseren elektronischen Produkten soviel Fremdkapital und Arbeitskraft gewinnen, dass der Aufschwung im Westen ein Aufschwung bleibt?“ Wenn es heißt: „Die Alternative ist: Wir erfinden etwas neues! Etwas, wofür andere Staaten noch lange brauchen werden, um es ebenfalls anzubieten“, dann wird ein altes klassisches Buch neu aufgeschlagen – das Buch der Kondratieff Wellen des Wachstums und Niedergangs in Innovationszyklen. Ist der IT Zyklus bereits am Ende? Ich habe 2000-2002 einiges Geld short verdient, weil ich auf annahm, auf dem Abschwung einer Kondratieff Welle zu reiten. (Der Kronindikator war die Kapazitätsauslastung der US Industrie, die damals rapide von 83 auf 74 fiel – wie alle Kondratieff Krisen keine Krise das Wachstums, sondern eine Überproduktionskrise). Deshalb beobachte ich auch jetzt die monatlich berichtete US Capacity Utilization mit Argumsaugen. Sie steigt leider nicht, sondern ist seit August 2006 wieder gesunken.
Geld kann man mit den angesprochenen Innovationen nur verdienen, wenn ein durch Patent geschütztes Monopol besteht oder eine Firma sich quasi ein Monopol wie Microsoft schafft, das auch schon lange bröckelt.
Solange keine neue(n) Erfindung(en) profitabel vermarktet werden kann (können), greifen über kurz oder lang die Niedergangsscenarien der Börsen.
Aber erst mal von der Stock-Bond-Ratio von z. Zt. so um die .80 auf so um 1.20 bis 1.30 …?????
Grüße