Ein Nachruf zur Volkswagen/Porsche-Story:
Quelle: Deutschlandfunk-Interview vom 24.07.2009, 12:15 Uhr mit Klaus-Heiner Lehne, CDU MdEP
Hier können Sie das Interview nachhören:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/07/24/dlf_20090724_1215_3be6fe57.mp3
Danach konnten sich das Land Niedersachsen und die Familie Piech überwiegend deshalb durchsetzen, weil sie das gekippte VW-Gesetz wieder auferstehen ließen. So gelang es ihnen, die Sperrminorität aufrecht zu halten, was die Übernahme durch Porsche vereitelte. Den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag verhinderte der Gesetzgeber, ggf. sogar unter dem Einfluss der Banken und der Familie Piech.
Das Volkswagen/Porsche-Beispiel dokumentiert die aktuelle Zeitqualität der Ereignisse: Auf der Gewinnerseite stehen die etabierten Kräfte in Wirtschaft und Gesellschaft. Neue Ideen, neues Denken, Revolutionäre haben keine Chance. Es gelingt ihnen nicht, sich durchzusetzen, weil das bestehende Netz aus Politik und Wirtschaft eng miteinander verknüpft ist.
Volkswagen mit Euphorie-Spitze
Dank dieser Verbindungen wurde die Wirtschafts- und Finanzkrise so bearbeitet, dass 2007 und 2008 mehrfach mögliche Crashs verhindert wurden.
Allerdings darf befürchtet werden, dass die „alten Regeln“ nur noch vorübergehend funktionieren. Sie könnten zurzeit einen irrationalen Überschwang erleben. Wenn DAX, Dow Jones & Co in eine Top Bildung hineinlaufen, könnte auch der Volkswagen-Deal zu einem Fiasko für die Volkswagen-Manager und -Eigentümer werden.
Es wäre für die künftige Entwicklung besser gewesen, staatlichen Einfluss zurückzunehmen und einen Manager wie Wiedeking mit ins Boot zu holen. Wiedeking hätte die Wolfsburger die besten Kleinwagen der Welt zu unschlagbaren Preisen bauen lassen. Vielleicht sehen wir ihn bald in einer zukunftsfähigeren Branche, z.B. in der Solartechnik. So hätte sein Abgang auch etwas Gutes.
Es haben die Besseren verloren, die Marktwirtschaftler Porsche-Familie und Wiedeking.
Gewonnen haben die Mächtigeren; diejenigen, die Einfluss auf die Gesetzgebung hatten.
Verwirrende Strategie der Gesetzgeber
Der Vorgang wirft ein schlechtes Licht auf freiheitliche Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft – zumal der Gesetzgeber mit offenbar willkürlichen Maßstäben agiert und damit ungerecht entscheidet.
Den deutschen Milchbauern verweigert der Gesetzgeber die Unterstützung, indem er auf Wettbewerbsverzerrungen verweist. Er lehnt Eingriffe in Marktentwicklungen ab, die entstehen würden, wenn z.B. das Schlachten von Milchkühen mit einer Prämie belohnt würde. Das ist ein lächerliches Argument, denn:
Gleichzeitig werden ständig staatliche Gelder überall dort eingesetzt, wo Unternehmen nach freien Marktgesetzen gar nicht gegründet werden könnten oder in die Insolvenz gehen würden.
Auch war und ist völlig unklar, nach welchen Regeln Finanzhäuser mit Staatsgeldern ausgestattet oder „gerettet“ werden. Wie das Volkswagen-Gesetz der staatlichen Willkür Ausdruck verleiht, darf Ähnliches auch in der Finanzindustrie vermutet werden.
Aktienmärkte als Feigenblatt für den Kaiser ohne Kleider
Wenn unter solchen Umständen die Aktienkurse steigen, darf auch hier unterstellt werden: Das geschieht nicht aus freien Stücken, z.B. weil Unternehmen preiswert sind und Gewinnchancen haben, sondern weil die Spielregeln angepasst wurden (z.B. Aufweichung der Bilanzrichtlinien, Staatsbürgschaften).
Stets geht es dabei um die Sauberkeit der Fassade – und um den Schein, dass die Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise beseitigt seien. Der Unschuldigkeitsbeweis ist angetreten: So kann künftig jede weitere Krise kommen – und die Entscheidungsträger in Wirtschaft und Gesellschaft werden anhand der Aktienkurse beweisen können, dass der Turnaround eigentlich vollzogen war. Dass die neuen Faktoren „XY“ hinzukamen, konnte nun wirklich niemand vorher wissen.
Es bleibt der Eindruck, dass uns die Rechnung für das süße Leben erst später präsentiert wird. Zurzeit wird sie gerade „zwischenfinanziert“.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Ergänzung:
Meine Vermutung ist, dass die etablierten Parteien in den Landesparlamenten und im Bundestag die Wahlsituation im Herbst unterschätzen.
Sie erwarten, dass das Wahlvolk über entsprechende Maßnahmen und Ankündigungen steuerbar sei. Das könnte misslingen, weil die Welt mit der Finanz- und Wirtschaftskrise komplizierter geworden ist als in den Jahren zuvor.
Mögliches Szenario für die Zeit nach der Bundestagswahl: chaotische Verhältnisse.
Es könnte Schwierigkeiten bei der Wahl des Bundeskanzlers geben, weil zunächst keine Mehrheit zustande kommt. Es könnte, falls keine Neuwahlen stattfinden, ungewöhnliche Koalitionen unter Beteiligung der kleinen Parteien geben.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Kalifornien war schon immer ein Trendsetter. Dort wurden in der Vergangenheit Dinge geschaffen, die den Lauf der Welt beeinflussten.
Deshalb erscheint es ratsam, genauer hinzuschauen, was sich dort ereignet:
http://isht.comdirect.de/html/news/actual/main.html?sNewsId=IDNEWS_113501774
* 15 Mrd USD einsparen bei den Sozialausgaben
* mehr Schulden
* schnelleres Steuereintreiben
Weil Pläne scheiterten, 1 Mrd USD im öffentlichen Verkehrswesen einzusparen und Ölbohrungen durchzuführen, fehlen zusätzliche 1,1 Mrd USD im Haushalt.
Insgesamt betrug das Defizit 26 Mrd USD. Der Staat bezahlte offene Rechnungen mit Notgeld.
Lesenswerte Zusammenfassung der Ereignisse:
http://hw71.wordpress.com/category/kalifornien
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
@cues
Spekulanten treiben die Märkte. Bisher überhaupt nicht reagiert hat Erdgas:
http://trendgedanken.de/images/20090726_ngi.gif
Lässt sich so ein Chart EW-Technisch analysieren? Der Hochpunkt lag irgendwann im vergangenen Jahr Anfang Juli bei 14 USD.
Daumen hoch oder eher runter?
cues says
Herr Schmidt, der Chart beginnt nicht am Top. Das ist aber Voraussetzung, um evt. eine sinnvolle Analyse zu machen.
Bitte senden sie mir einen Link, um längerfristige ( bis zu 3 Jahren )Erdgaskurse verfolgen zu können.
Im Langfristchart über 10 Jahre kann ich nur ABC Bewegungen erkennen.
Kann es sein, daß dieser Markt sehr wenig gehandelt wird?
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Das ist ein Natural Gas Langfrist-Chart, der aus den Durchschnittskursen der verschiedenen Verfalltermin gebildet wurde. Deshalb ist die Skalierung ungewöhnlich.
Nur so ist es auch für mich möglich, Rohstoffe nach langfristigen Mustern zu untersuchen. Er bildet auf jedenfall den Kursverlauf richtig ab.
cues says
Die korrekturlose Abwärtsbewegung bei Erdgas ist ein ähnlicher Fall wie die Abwärtsbewegung beim Brent.
Eine genaue Einteilung ist bislang kaum möglich, da die übergeordneten Korrekturbewegungen ( Wellen II und IV )kaum von den untergeordneten Korrekturwellen ( Wellen ii und iv ) unterscheiden.
In diesem Fall halte ich Ausschau nach Impulseinheiten. Diese habe ich im Rechteck markiert. Wegen des starken Trends entwickelten sich nur Korrekturen in Trendrichtung ( „laufende“ Korrekturen ). Diese befinden sich im Kreis. Der jüngste Seitwärtsbewegung dürfte eine ausgeprägte Korrektur sein, welche durchaus noch Monate zur Entfaltung benötigen könnte.
Verläuft diese gegen Jahresende spitz zusammenlaufend abwärtsgerichtet, wäre dies ein bullisches Signal. Expansiert sie, muß man mit einer Trendfortsetzung rechnen.
http://cues.trendgedanken.de/analysen/Erdgas.pdf
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Das ist spannend. Denn nach den aktuellen Sojakomplex-Indikatoren sieht es so aus, als ob sich jemand ein „LONG-Paket“ zusammenkaufen würde.
Auffällig ist, dass Erdgas den anderen Energierohstoffen nicht nach oben folgte, ganz so, als ob ein Ausbruch nach oben verhindert werden sollte. So ließen sich die Bärenfallen dazu nutzen, antizyklisch in schwache Notierungen hinein einzusammeln.
Gibt es auch eine Interpretationsmöglichkeit, nach der das jüngste Tief ZWINGEND der Schlußpunkt war?
cues says
Nein, die letzte Abwärtsbewegung ist eindeutig kein 5 teiliger Impuls. Außerdem sollte dann ein langer Candledort abwärts das Tief markieren. Es sieht so viel mehr nach Fortsetzung der Korrektur aus.
Aber: Sollte das Dreieck mit immer neuen ABC Wellen neue Tiefpunkte und tiefere Hochpunkte generieren, könnte sich mächtiges Aufwärtspotential entwickeln.
Eine spezielle Beobachtung in Korrekturmustern beschreibt folgenden Verlauf. Ein 5-teilige Welle im Dreieck in Trendrichtung könnte auf ein Ende des Trends verweisen. Entgegengesetzte Impulswellen ( 5-teilig ) im Dreieck weisen auf eine Fortsetzung der Bewegung hin.
Fazit aus Wellensicht: noch abwarten.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Zitat des Tages:
Das schreibt Joachim Rindfleisch heute in der Neuen Ruhr Zeitung.
http://www.derwesten.de/nachrichten/nrz/meinung/2009/7/27/news-127392310/detail.html
Der Kommentar wurde zwar anlässlich des Dienstwagen-Diebstals der Gesundheitsministerin geschrieben. Aber er beschreibt sehr gut den Blick auf vielerlei Vorgänge in der Republik. Er hätte z.B. genauso gut zur Aufweichung der Bilanzrichtlinien bei Banken und Versicherungen geschrieben werden können.
homejohann says
Habe eine interessante Analyse bzgl. Erdgas gefunden, vielleicht hilft es euch ja weiter:
http://www.hm-trust-ag.de/Home/assets/Analysen/Erdgas-12.06.09.pdf
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Dankeschön!
Der Langfrist-Chart zeigt eine abc-Korrektur, bzw. es könnte die Finale „5“ kommen, die über das 2008er Hoch hinaus geht – wenn ich das als Laie richtig verstanden habe.
Danach wäre „strong long“ im Erdgas als These aufzustellen.
cues says
Sorry, aber die Bezifferung sieht nach Elliot-Analyse aus, hat aber damit nichts zu tun. Hier werden ABC Muster mit Impulsen verwechselt. 4. Wellen können nicht ins Terretorium der 1.Wellen verlaufen, 2. Wellen können nicht unter das Niveau der 1.,…..
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Hm,
Heribert Müller ist auch schon einige Jahre im Geschäft und hat sicher seine Gründe, so zu verfahren.
Habe eine Anfrage gestartet, ob er seine Sichtweise hier erläutern möchte.
john says
der dax hat heute jedenfalls sichtlich probleme sich zu behaupten.hoffe mal heute fängt eine mehrtägige talfahrt an,die wäre einfach gerechtfertigt.die erhöhte risikovorsorge der deutschen bank wird für grosse unsicherheit sorgen, auch dahingehend,das die ralley keinerlei grundlage hat.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Das wird ein SKS-Top des DAX.
Unterschreiten von 5.200 Punkten wahrscheinlich – und damit Vollendung des oberen Wendepunktes.