Schauen Sie auf die NYSE Statistik:
2590 Gewinner
714 Verlierer
Das lässt die A/D-Linie kräftig steigen und passt zu einer Bärenmarktrallye – zumal die Umsätze hoch waren (die Charts werden aus lizenzrechtlichen Gründen mit einem Tag Verzögerung aktualisiert).
Zugrunde liegende Marktmechanik: Kleinanleger, von Medien mobilisiert, liessen sich zu Aktienkäufen hinreissen.
Dass das Ende der Zinssenkungen bevorstehen dürfte, beflügelte die Phantasie der Börsianer.
Richtig Gas gegeben haben die Aktienkurse, nachdem die US-Notenbank ihr jüngstes Sitzungsprotokoll veröffentlicht hat. Darin hat sie ein Ende der Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Die Freude darüber hat die Sorge über den neuen Rekordpreis beim Öl in den Hintergrund gedrängt.
Über das Ende der Zinssenkungen konnten Sie im vergangenen Jahr meine Meinung lesen:
Zur Zeit bejubeln die Märkte noch die Aussichten, daß das Ende der Zinserhöhungen bevor stehen könnte. Aber wenn in den nächsten Wochen und Monaten die Gründe dafür bekannt werden, könnte sich wieder eine kritischere Stimmung einstellen.
Eigentlich müßten die Märkte vor Zinssenkungen zittern: Denn sie signalisieren, daß trotz des historisch niedrigen Niveaus neue Konjunkturrisiken auftauchen und die Fed gegensteuern muß – wie von 2001 bis 2003, als die Aktienmärkte einknickten und die kurzfristigen Zinsen auf rekordverdächtiges Niedrigniveau fielen.
Wie wir heute wissen, gab es seitdem Zinserhöhungen, die die Aktienmärkte steigen liessen. Wenn die Börse jetzt über Zinssenkungen jubelt, dürfte das nur vordergründig in einer ersten Reaktion geschehen.
Unterstützt wird meine These von Marc Faber, einer der wenigen Marktbeobachter, dessen Meinung ich seit vielen Jahren schätze. Er schreibt am 23.03.2006 veröffentlicht unter 28.03.2006 unter ameinfo.com:
Falls wir also annehmen, dass die Fed innerhalb der nächsten drei Monate aufhören wird die Zinsen zu erhöhen, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Aktienmarkt danach steigt.
Aber zunächst steigen die Kurse, denn Anleger griffen beherzt zu. Die US Vorgabe seit 17:30 Uhr:
Dow Jones + 1 Prozent
S + P 500 + 1 Prozent
Nasdaq100 + 1,3 Prozent
Nachbörslich kletterten die Kurse weiter.
Danach dürfte der DAX morgen auf 5.960 Punkte steigen und die Schwäche der vergangenen Tage vergessen lassen.
Dadurch löst sich die Vermutung, dass sich die Optimisten in einer Bullenfalle positionierten, in Luft auf – mindestens zunächst einmal für morgen.
Heute kauften sie die DAX Trendsetter nach oben und trennten sich von Sicherheitsinvestments, sehr schön zu sehen anhand der Beta Faktor Indikatoren:
Wenn der DAX in den Bereich 5.960/5.980 steigt, ist das keine Bedrohung für die Short Spekulation. Eine solche Reaktion ist im Szenario enthalten (Bericht vom 16.04.2006).
Wichtiger ist es, wie sich die Indikatoren verhalten werden. Hier geht es weiterhin um eine Antwort auf die Fragen, ob
* die Optimisten in einer Bullenfalle landen
* Insider in steigende Notierungen hinein auf der Verkäuferseite stehen.
Dabei im Mittelpunkt der Beobachtungen:
* durchschnittliches Ordervolumen im DAX (DOID): Fällt der Indikator, wäre das ein Hinweis auf nachlassende Aufnahmefähigkeit des Marktes
* A/D-Linie, LS Indikator und Umverteilungsindex: Steigen die Indikatoren überdurchschnittlich, signalisert das eine neue Branchenrotation, wachsenden Optimismus der Kleinanleger und die Gefahr einer Top Bildung.
* Beta Faktor Indikatoren nach dem Vorbild der Top Bildung vom 06./07.04.2006
In der Rubrik DAX Long Short konnten Sie heute Nachmittag aktualisiert lesen:
Nico Popp says
Unglaublich dieser DAX! Ich glaube nicht an die neuerliche Bullenfalle. Vielmehr bin ich kurz davor von „Hold“ auf „Buy“ umzuschwenken! Grund ist die Kursentwicklung: Gestern nur ein kleines Minus, trotz hoher Energiepreise, heute nun diese starke Performance! Es scheint als wäre der Ölpreis über Nacht endgültig aus der kollektiven Anlegerpsyche verbannt worden. Sind die Börsen ignorant, befinden wir uns in einer Hausse!
schaschlik says
Lassen Sie kurz die Argumente von Dr. Marc Faber einwirken.
Gestern spielte das FED-Protokoll die Hauptrolle.
Das wird heute wieder schnell vergessen sein.
Mercatorix says
Börsianer sind manchmal unglaublich liecht zu beeindrucken. Schaschlik liegt ganz recht mit seiner Aussage, dass das FED-Protokoll bald vergessen sein wird. Ich vermute, dass der Iran-Konflikt uns noch eine Weile unliebsam beschäftigen wird.
Das heutige Hurra-Geschrei kann man auch zum Auf- / Ausbau von Short-Positionen nutzen. Ich gehe nicht davon aus, dass der DAX fröhlich munter weitermarschieren wird.
Gert Schmidt says
Short geht heute niemand – im Gegenteil: Die Risiken werden sogar noch erhöht. Jedenfalls zeigen das die Beta Faktor Indikatoren.
Ist das wieder spannend!
schaschlik says
Kernteuerungsrate 0,3 statt erwarteter 0,2 % höher.
Teuerungsrate inclusive Öl sogar bei 0,4 % höher für den Monat März.
Somit könnte das heutige Thema Inflation sein.
Bei den Amis weiss man aber nie, die handeln vielleicht auch heute
nach dem Motto „buy on bad news“.