Gestern postete Ichitaka um 13:26 aufgrund des täglich ermittelten New Yorker Sentiment: „Das Sentimentbild ist leider schon wieder ganz schön bullisch. Dabei sind sich die Spekulanten nicht einmal unsicher bei dem was sie tun. Ein nicht so günstiges Bild für die Longposition“. Dieser Befund hat sich nach dem Zinsentscheid der Fed noch verstärkt. Gestern abend hat das „end of day sentiment“ in Herberts Analyse sogar den Wert von +6 erreicht. Daher hier eine Meldung außerhalb der Montagsreihe. Die das Geld wirklich bewegenden und nicht nur Kästchen in Meinungsumfragen antickenden New Yorker Akteure sind jetzt eindeutig in den Extrembereich der bullischen Stimmung eingestiegen. Bullisch zu sein ist zwar gut und erhält den Trend – aber nur so lange, bis eine Extremzone gestreift wird. Dann sind nämlich fast alle investiert. Das hier berichtete Signal verheißt deshalb nichts Gutes für einen nachhaltigen Aufschwung. Doch Obacht: alle Verkaufssignale in Herberts Sentimentanalyse nach dem 28. März waren, wie bereits mehrfach gesagt, mit Ausnahme der zweitägigen kleinen Korrektur nach dem 17. April Fehlsignale, wogegen alle Kaufsignale im gleichen Zeitraum Treffer waren. Sollen wir daraus den folgenden Schluss ziehen? Wenn sich dieses aktuelle Verkaufssignal wieder als Fehlsignal entpuppt, ist der Bullenmarkt intakt. Wenn es dagegen eine starke Korrektur geben sollte, müssen wir über den Beginn eines Bärenmarktes nachdenken. So arbeitet nun einmal empirische Wahrscheinlichkeitstheorie. Für den Augenblick keine wirkliche Hilfe, aber ein mit Spannung zu beobachtendes Indiz für die Zukunft.
JL says
Naja, ich habe heute vorboerslich bei 7970 meine Calls auch vollstaendig realisiert. Fuer meinen LS KO LS5K80 Short Hedge der eigentlich ein KO bei 7970 hat, habe ich sogar noch 0.2 Eur/Stck bekommen. Das habe ich nicht gewusst. Bekommt man bei KOs mit Laufzeit den Restzeitwert somit ausgezahlt wenn der KO erreicht wird? Ich glaube nicht. Seltsam. Und der Schein laeuft immernoch, obwohl gestern abend nachboerslich und heute vorboerslich die 7970 erreicht (heute morgen sogar ueberschritten wurde).
Schlaeft LS hier zum Vorteil der OS Besitzer?
Jutta says
ich habe den Verdacht dass die gestrige Dax Rally schon länger vorbereitet war aber erst möglich wurde, weil die WallStreet nach längerer Talfahrt gute Vorgaben für Donnerstag den 28.06.2007 lieferte.
Als Grund sehe ich den Halbjahres Ultimo. Für Fonds ein wichtiges Datum.
Alle wollen möglichst gute Zahlen repräsentieren. Das gilt für die WallStreet ebenso.
Ab Montag den 2.7.07 wird sich die Nachhaltigkeit zeigen.
Jutta says
@ichitaka & Herbert,
kann Ihre Einschätzung nur bestätigen:
Dow Jones, Nasdaq, S&P500: Put/Call Ratio 100% Calls.
Das habe ich auch noch nicht gesehen.
mork says
@JL: betrifft LS5K80
1. Der Restwert wird nicht aus bezahlt. Man kann die Scheine meinse Wissens zu 0,001 an den Emi zurück geben wenn sie Ko sind. Das hat steuerliche Gründe und kostet Gebühren.
Bei Endlos Scheinen ist es oft so das Basis und Ko Schwelle nicht gleich sind. D.h. im Falle des KO wird der Restwert (Diverenz zwischen Basis und Ko) nach ca. 1 Woche ausgezahlt. Das geschieht übrigens gebührenefrei.
2. Turbos (so nennt man diese Scheine landläufig) können nur zu Handelszeit des Xetradax Ko gehen. Was vor- oder nachbörslich passiert ist egal.
Ich bin erstaunt das jemand mit Ihrem Wissen die Funktion von Turbos nicht zu kennen scheint.
JL says
Vielen Dank, mork 😉 Meines Wissens? Sie haben den Tadel sehr schoen als Kompliment formuliert. Ein guter Diplomat 🙂
Das ist das erste Mal das ich so einen Turbo gehandelt habe. Subjektiv hatte mich bisher das Totalverlustrisiko immer abgeschreckt. Dieses erst Mal gestern/heute war auch nur zur Absicherung. Anyway, jetzt habe ich wieder was gelernt. Danke!
Gil says
@ Ichitaka
,,So arbeitet nun einmal empirische Wahrscheinlichkeitstheorie.“ Kleiner Tipp am Rande….An Wahrscheinlichkeit ist nichts empirisches dran…dem wäre dann ja irgend eine Wahrheitsaussage zugrundeliegend…..Das was Sie meinen ist Induktiv und somit ein theoretisches Konstrukt: das feststellen eines bestimmten Verhaltens unter bestimmten bedingungen und anschließender Prognosemöglichkeit….Zur Lektüre eignet sich da besonders Carnap: Philosophie der Naturwissenschaften,…..das erwartete Phänomen, das nun nämlich ein anderes Verhalten aufzeigen soll würde nämlich aus der Wahrscheinlichkeitsaussage herausspringen, da ja ihrer Meinung nach nach Herberts Signal jeweils Kursanstiege kamen….Auch ihr lässt sich ein klassiker aus dem Kompendium der Wissenschaftstheorie anführen…..Popper: Logik der Forschung…..
Mal im ernst: Wenn auf Herberts Signal fallende Kurse sich nun wirklich einstellen sollten, dann haben wir wirklich eine zunächst kleine Baisse. Warum? ——Macd Monatsansicht…..hatte ich bereits vor einigen Monaten hingewiesen….neigt sich dem negativen Bereich zu…..Auf Tagesbasis sind wir im Macd mit vielen Divergenzen beschmückt, die fallende Notierungen andeuten und aus der ChartformATIOn lässt sich ein aufsteigender Keil ersehen, der eigentlich fallende Notierungen ankündigt…….Clustertheoretisch zu viele Faktoren gegen steigende Kurse
ichitaka says
@Gill
ich denke, sie wollten Herbert ansprechen, richtig?
Herbert says
Hallo Gil,
wir sind im Grunde einig: ich arbeite in meiner Wissenschaft wie an den Märkten nur mit Wahrscheinlichkeiten und niemals mit Wahrheiten. (Das ist Geschmacksssache und wird von den meisten nicht so gemacht.) Die Wahrscheinlichkeiten müssen aber mit prüfbaren, d. h. auch eindeutig widerlegbaren, Beobachtungen untermauert sein. Also Wahrscheinlichkeiten nicht so wie Nostradamus o. Ä. 🙂
Bei der Überprüfbarkeit (sprich: eindeutigen Faslifizierbarkeit von Wahrscheinlichkeitsaussagen) ziehe ich allerdings Lakatos, den Nachfolger von Popper auf dem Londoner Lehrstuhl, vor mit seinem Buch „Kritik und Erkentnnisfortschritt. Zur Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme“.
Die Wahrscheinlichkeiten meiner speziellen Sentimenanalyse haben in allen Zeitfenstern der letzten 4 Jahre sowohl bei bullischen wie bärischen Erwartungen eine Trefferquote von etwa 60%. Wenn jetzt im kürzesten Zeitfenster seit 28. März die Verkaufssignale fast allesamt Fehlsignale waren, dann springt der gegenwärtige Bullenmakrt aus der Wahrscheinlichkeitsaussage heraus, nicht umgekehrt.
Damit der Bullenmarkt wirklich intakt ist, mutmasse ich nun also einmal, dass sich auch das Verkaufssignal vom letzten Donnerstag als Fehlsoignal entpuppen müsste. Sonst „back to normal“, d. h. scharfe Korrektur.
Daraus können wir wohl ein Zeitlimuut bleiten. Wenn der Markt bis Mittwoch oder Donnerstag immer noch so hundert Punkte unter dem ATH herumeiert, dann steigt die Wahrscheinlichkeoit, dass die altbewährte Regel der Wahrscheinlichkeiten wieder greift und das Verkaufssignal eingelöst wird.
Gil says
@ Ichitaka
Vielen Dank für den korrigierenden Hinweis
@ Herbert
Dürfte ich fragen was Sie außerhalb ihrer Börsenaktivitäten beruflich machen…Insofern Sie dies nicht öffentlich machen wollen, jedoch mir diese interessante Information zu kommen lassen mögen meine E-mail: putandcall@web.de
Herbert says
@ gil
kein Geheimnis: im ersten Jahr meines Ruhestandes als Universitätsprofessor für Vergleichende Politik fesselten mich die statistische Überprüfung und Zurückweisung (einfache deskriptive Statistik) populärer Börsenmythen. Diese Leidenschaft, die ich zusammen mit Indikatorenentwicklung mit Gert Schmidt teile, ist immer noch stark und macht ein Drittel des Tages aus. Die Bücher von Larry Williams und Ken Fisher sind dabei zur Zeit eine Fundgrube und geben Anstösse. Ferner gebe ich mich dem täglichen Kochen gesunder und kreativer Gerichte für meine Frau und mich hin. (Mit gezieltem Know How des Einkaufens und gemeinsamem Speisen ein anderes Drittel des Tages). Um nicht physisch einzurosten, ist Fahrradfahren in den heimischen Wäldern nach Überwindung einer Lungenembolie nach Meniskusoperation wieder angesagt. Um geistig nicht einzurosten, habe ich den guten Vorsatz gefaßt, alle 7 Jahre eine neue Sprache zu lernen – z. Zt. Spanisch. Beruflich lebe ich also nun endlich das Leben eines „gentleman of independent means“, eines Amateurs….
Gil says
@ Herbert
“gentleman of independent means” ;)Das gefällt……..und ich erzähl ihnen da noch was von Popper und Carnap…lach…..
PS: Erklären kann man damit keine Kursbewegungen, jedoch scheint es sehr interessant und aufschlußreich, insofern man Gadamer Wahrheit und Methode zum Verstehen des täglichen Börsengeschehens heranzieht.
Mit Bestem Gruß Gil