Auch die zukunftsfähige Marktwirtschaft benötigt ihre Rohstoff-Börsen – als Transformation und Weiterentwicklung einer Tradition: Ab dem 12. Jahrhundert begann die Globalisierung aufgrund des damaligen Bedarfs: Wolle, Gewürze und Hölzer wurden aus aller Welt zusammengetragen. Es folgten 900 Jahre Entwicklung des Börsendaseins, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts in der Ökonomie-, Umwelt- und Gesellschaftskrise gipfelten. Termingeschäfte entwickelten sich sogar zu Massenvernichtungswaffen. Dabei wirkt das Leben in den westlichen Industrieländern mit Demokratie, Freiheit und hoch entwickeltem Wohlstand immer noch wie eine paradiesische Insel – reichlich Verantwortung für globale Entwicklungen.
Bestehendes System benötigt eine Transformation, um zukunftsfähig zu werden
Lebens- und Wirtschaftsstile orientieren sich in den Industriestaaten heute nicht mehr an den Bedürfnissen der Menschen. Ökonomische Herausforderungen, Umweltzerstörung und Klimawandel, demografischer Wandel, endliche Ressourcen und kriegerische Auseinandersatzungen um Rohstoffe haben globale Sachzwänge geschaffen. Unser Wirtschaftssystem ist gegen von außen kommende Ereignisse anfällig geworden. Der Soziologe Harald Welzer betont aufgrund seiner Forschungserkenntnisse am Norbert Elias Center und Arbeit mit der Stiftung Futurzwei, dass es zurzeit sogar nur noch darum geht, Resilienz herzustellen und die erreichten zivilisatorischen Errungenschaften zu sichern – für uns uns selbst und aus Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen.
Wirtschaftskreisläufe mit praktischen Projekten aufbauen
Eine Übung des Transformationsdesigns besteht darin, die Stadt als Rohstoffmine (Urban Mining) zu betrachten: In Materialien gespeicherte Energien, Rohstoffe und Formen lassen sich mit kreativen Ideen weitere Jahrhunderte nutzen, bevor sie endgültig zum Abfall werden. Dazu wurden 2012 rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen: das Kreislaufwirtschaftsgesetz.
Als Teil der Lösung erstarkt seit Jahren der Trend des Upcyclings (Wikipedia | Google Trends). Eine spezialisierte Form des Upcyclings konzentriert sich auf die Weiternutzung von Gebäudebauteilen. Fenster, Türen, Bad-Keramik werden von Bauteilbörsen (Dachverband Bauteilnetz Deutschland | Google Trends) vor dem Abfall gerettet, archiviert, aufgearbeitet und wieder in Umlauf gebracht. Eine der größten Bauteilbörsen Europas befindet sich in den Niederlanden.
Hannover: Börsen für Nachhaltigkeit entstehen
So entstehen zukunftsfähige Wirtschaftskreisläufe mit regionaler Wertschöpfung und der Erlangung von Resilienz. Regionale Materialbörsen dürften sich in den Überfluss-Städten etablieren und Teil der Kultur zukunftsfähiger Lebens- und Wirtschaftsstile werden.
Weil Mitmachen und Handeln besser ist, als darüber zu reden, engagiere ich mich in Hannover für den Aufbau des Vereins Glocksee Bauhaus e.V. mit der Bauteilbörse Hannover und der Upcyclingbörse Hannover. Beide Einrichtungen sind Dienstleister für Wirtschaft und Gesellschaft und suchen Kooperationspartner in der Region Hannover. Kontakt über Gert Schmidt, 0511-64216481, gs@bauteilboerse-hannover.de