Der Chart zeigt sehr schön, dass die Aktienmärkte von einer speziellen Entwicklung in den USA bedroht werden.
Wie schon im Februar zu beobachten war, zeigen die amerikanischen Technologie Blue Chips abwärts (eingefärbte Fläche, grüne und blaue Linie). Diese Titel sind grundsätzlich als Frühindikatoren für die Aktienmärkte weltweit anzusehen. Wenn von dort ausgehend Unruhe gestiftet wird, dürfte sich das auf den Rest der Welt übertragen.
Dass im gleichen Atemzug Dow Jones und S + P 500 fester tendieren (schwarz: Dow Jones, rot: S + P 500), liegt an den Umschichtungen der Marktteilnehmer: Sie reduzierten ihre Risiken, indem sie Technologieaktien verkauften und freiwerdende Mittel z.B. bei Werten mit höheren Renditen anlegten.
Die Abwärtsdynamik bei Technologieaktien verstärkte sich in den vergangenen Tagen. Weil die übrigen Märkte bislang kaum darauf reagierten, könnte sich ein herausragendes Abwärtspotenzial aufgestaut haben.
Das würde ähnlich funktionieren wie in Deutschland das Zusammenspiel zwischen dem DAX und dem Indikator für Aktien mit hohem Beta Faktor: Die Insider trennten sich von ihren Papieren, während die Mehrheit immer noch mit steigenden Notierungen rechnet – eine spannende Entwicklung.
Jutta Das Gupta says
was mir in letzter Zeit auffällt, der Dax orientiert sich, gegenüber früheren Zeiten, nicht mehr an der Nasdaq sondern am Dow Jones.
Frage warum schwächeln die Technologie Werte?
musiraco says
msft zeigt die letzten TAge auch eine steigende Tendenz – würde dazu passen !
Gert Schmidt says
Das könnte Bestandteil der Umverteilung sein: Immerhin haben DAX Werte eine durchschnittliche Gewinnrendite von 6,73 Prozent (Gewinn je Aktie, bezogen auf den Aktienkurs).
Auf Basis der geschätzten 2007er Gewinne sind es sogar 7,83 Prozent!
Das ist wohl der fundamentale Grund für die Kursphantasie im DAX.
Dass im Gegenzug Technologie Blue Chips, die viel teurer sind und geringere Renditen aufweisen, schwächeln, passt dazu.
Die Frage wird zur Trenderkennung zu klären sein:
Irren sich die Analysten bei den 2007er Gewinnen und nehmen die US Technologieaktien die (bislang unbekannte und überraschende) Schwäche vorweg?
BeHa says
Stimme der von einem bearishen Sentiment geprägten Haltung definitiv nicht zu.
Neben dem „Massiven Warnsignal aus USA…“ das an die NASDAQ Entwicklung angelehnt ist, würde es eine viel realere und stichhaltigere Warnsituation für die gesamte Wirtschafts- als auch Aktienmärkte geben (Stichwort Immo.blase in den USA, horrende Defizite (Zwillingsdefizit) in den USA) – diese kommen jedoch (noch !!) nicht zum tragen.
Die Schwäche der US Technologietitel liegt m.E. grösstenteils an den aktualisierten Bewertungen (KGV ’stiegen optisch‘ aufgrund der Notwendigkeit die MA Optionsprogramme mitausweisen zu müssen) die im Durchschnitt hohe KGV darstellen denen andere Papiere (DAX bspw) mit attraktiveren Bewertungen gegenüber stehen.
Institutionelle Anleger sind derzeit noch nicht investiert und geraten zunehmends unter Zugzwang – dis spricht weiterhin für den steigenden Trend im DAX
Gert Schmidt says
Das finde ich spannend: Worauf stützen Sie die These?
Mit meinen Indikatoren messe ich, wie in den vergangenen Tagen beschrieben, das Gegenteil.
ichitaka says
@G.Schmidt: mich würde interessieren, wie sie mit ihren Indikatioren genau das messen? Also woher nehmen Sie die Gewissheit, dass das Kapital, welches Sie messen von den Institutionellen kommt? Es könnte doch auch von den Kleinanlegern kommen, die massenhaft auf den Markt strömen. € am Sonntag schreibt, dass die Broker einen Zuwachs von 16 – 20 % verzeichen. Geld ist ja nunmal namenlos.
Dabei fällt mir eine Widerspruch auf:
Sie schreiben: Die Insider trennten sich von ihren Papieren, während die Mehrheit immer noch mit steigenden Notierungen rechnet
BeHa schreibt: Institutionelle Anleger sind derzeit noch nicht investiert
dazu Sie wieder: Mit meinen Indikatoren messe ich, wie in den vergangenen Tagen beschrieben, das Gegenteil.
Meinen Sie mit der Mehrheit jetzt die Kleinanleger und mit den Insidern die Institutionellen? oder aus beiden Gruppen die NichtInsider? Worin zeichnen sich die Insider aus? Wie erkennt man deren Kapitalfluss?
Gert Schmidt says
Das Geld dürfte von beiden Seiten kommen (Kleinanleger und Profis) – wobei ich institutionelle Anleger nicht als Insider bezeichne, sondern als Trendfolger ansehe. Gibt es Nachrichten zu einem Unternehmen, z.B. jetzt Schering oder 1999/2000 Mannesmann, dann MÜSSEN die Profis investieren. Schließlich müssen sie sich rechtfertigen, weshalb sie nicht kaufen – und das ist bei positivem Nachrichten-Mainstream schwer.
Deshalb ist die Zahl der Insider klein, überschaubar und womöglich für das normale Auge unsichtbar.
Also: Die Investitionsquote der zittrigen Hände ist hoch. Die „Zittrigen“ sind diejenigen, die erst bei guten Nachrichten aufspringen – und das findet regelmäßig am Ende eines Aufschwungs statt. Kleinanleger und Institutionen meine ich damit – und die sind nach dem Indikator Aktienvolumen bis zur Unterkante der Unterlippe randvoll bei Aktien investiert.
Ausserdem gibt es eine kleine Gruppe von Leuten, die es sich erlauben, antizyklisch zu investieren – z.B. weil sie unabhängig von Verantwortung/Rechtfertigung und Nachrichtenströmen sind. DAS sind die Insider.
Sie verkaufen regelmäßig dann, wenn die Masse bei guten Nachrichten und mit positiven Meldungen an die Börse strömt.
Meine These ist, dass ich sie daran erkenne, indem sie Gelder umverteilen: raus aus Trendsettern und großen Blue Chips – rein in Aktien aus der zweiten Reihe, Sicherheitsinvestments. Hohe Umsätze, Branchenrotation. Das sind die Indikatoren, auf die ich in den vergangenen Tagen immer wieder hingewiesen habe.
Das findet zur Zeit statt – und zwar seit dem 01. März 2006 in Deutschland und seit Mitte Januar in den USA.
Die Frage ist, wie stark die Warnsignale werden müssen, bis sie letztendlich zu fallenden Notierungen führen. 2000 brauchte es einige Monate dazu. Vielleicht gehen diesmal wieder einige Wochen oder sogar Monate ins Land. Kann ich aber irgendwie nicht glauben, angesichts der Überhitzung, die der Indikator Aktienvolumen zeigt.
Konnte ich Ihre Fragen beantworten?
ichitaka says
Ja, sie konnten meine Fragen insoweit beantworten, als sie die Begriffe Trendfolger, Insider und Institutionelle beschreiben.
Doch eines beleibt unklar: Wie kann die Branchenrotation der Insider so klar absehbar sein (hohes Aktienvolumen), wenn Sie doch nur eine kleine Gruppe darstellen und zudem auch noch anders als die Mehrheit eben nicht bis zur Unterkante der Unterlippe randvoll bei Aktien investiert sind.
Gert Schmidt says
Ich schätze, die Gruppe der Insider ist ab einer bestimmten Schwelle zu gross, um unentdeckt zu bleiben. Ihre Transaktionen lassen sich anhand der Indikatormuster erkennen.
Das stelle ich mir wie eine Lawine vor: Zuerst rollen nur ein paar Krümel, die niemand beachtet …
Deshalb lösen Insider auch keine Kursbewegungen im Zusammenhang mit Nachrichten aus – jedenfalls nicht dann, wenn die Nachricht schon da ist. Insider sind dann aktiv und beziehen die Gegenposition, wenn sich der Rest der Welt in Sicherheit wiegt.
So beginnt am Anfang nur eine handvoll Insider, zu handeln – von der Börse und den Indikatoren nicht wahrnehmbar. Ihre neue Positionierung spricht sich anschließend immer mehr herhum, bis auch die breite Masse gemerkt hat, dass sich etwas verändert hat. Das lesen wir dann bei dpa – und 5 Prozent Veränderung später.
Diese Übergangsphase ist es, die so schwierig (und deshalb so reizvoll) zu beurteilen ist. Und da befinden wir uns jetzt.
Ich würde morgen gern ein paar mehr deutlichere Warnsignal sehen, damit klar ist, dass sich die Insider vermehrt haben und ein neuer Trend entsteht …
ichitaka says
Langsam beginne ich ich Ihr Konzept zu verstehen 😉
Gert Schmidt says
Auf jeden Fall herzlichen Dank für Ihre Fragen. Damit könnte ich wirklich mal eine FAQ-Liste oder ein „Bedienungshandbuch“ schreiben. Oder wer weiss: Vielleicht wird daraus mal das Buch „So funktioniert die Börse wirklich“.
Aber vorher müssen wir noch sehen, ob das alles, all die Puzzleteile, die hier zusammengetragen werden, auch wirklich passen und das Bild richtig zusammen gesetzt wird.
Ärgerlich ist es nur immer wieder, wenn es so aussieht, als ob der Markt nach festen Regeln funktionieren würde – und dann überraschend doch noch einmal das Gegenteil passiert.