Was konkret war der Auslöser für die Talfahrt in den USA, frage ich mich seit gestern. Der genannte Grund, dass das Verbrauchervertrauen abgestürzt sei, reicht als Begründung nicht aus.
Denn kurz nach der Bekanntgabe der Daten hieß es noch:
„Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten wirkten sich kaum auf die Kurse aus: In den USA hat sich das Verbrauchervertrauen im August moderater als erwartet eingetrübt.“
So sitze ich gerade vor den Nachrichtentickern – aber die Pipelinie bleibt leer. Es ist wohl noch zu früh für mehr Informationen, und es liegt an meiner Ungeduld, Nachrichten darüber verschlingen zu wollen. Oder es wird sie gar nicht geben, die Information, weshalb Dow Jones & Co gestern Abend einknickten.
Denn wenn professionelle Vermögensverwalter aus Banken, Fonds, Versicherungen ihre Aktienquote reduzieren, um an Liquidität zu kommen, braucht es keinen weiteren Grund für fallende Kurse – und das ist das die eigentliche unangenehme Nachricht: Fallen Kurse ohne offensichtlichen Anlaß, dürfte es hinter den Kulissen hektisch zugehen – und das dicke Ende kommt noch.
Beruhigend: Die Trend Gedanken Besucher trifft das vorbereitet. Einen Rutsch unten 7.000 Punkten erwarten rund 80 Prozent der Leser.
Es ist gut, zur Beurteilung der Situation nicht auf die Nachrichtenticker angewiesen zu sein. Der Gedankenaustausch an dieser Stelle und die Indikatoren der Schwester Publikation Moving Markets helfen mehr.
SH says
…na, war da nicht gestern das FED Protokoll?! Oder war da nicht ein Haar auf dem Burger eines der größten Händler, oder hat er sich mit seiner/m Mann/Frau gestritten bzw. geschieden?
Oder es gibt da etwas, was wir noch nicht wissen. Tippe da auf eine Bank… aber allenthalben wurden die FED Protokolle genannt.
Rein technisch musste es einfach weitergehen, bin nur gespannt, ob wir neue Tiefs sehen…
H.S. says
@GS
Aus dem gestern veröffentlichten FOMC-Sitzungsprotokoll ging hervor, daß die FED weiterhin auf die Inflationsentwicklung schauen würde. Die Immobilien- und Hypothekenkrise scheint wohl nicht das Sorgenkind zu sein. Somit gehen die Marktteilnehmer von keiner Zinssenkung Mitte September aus und haben deshalb gestern verkauft.
SH says
achso – Nachtrag: ich wollte ihnen natürlich nicht die Werbung kaputt machen, freilich war ich vorher darauf vorbereitet durch diese Seite hier…
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Das mit dem Fed Protokoll habe ich auch gelesen. Aber das war nicht eindeutig, enhielt positive und negative Aspekte – und Überraschendes auch nicht.
Das Handelsblatt sprach darüber:
http://isht.comdirect.de/html/news/actual/main.html?sNewsId=handelsblatt_de:1188333527&iOffset=0&iPage=2
„Vor allem eine Mitteilung der US-Notenbank riss den Markt tief in die Verlustzone.“
und
„Das sei keine Überraschung, sagte Analyst Georges Yared von Yared Investment Research. „Aber wenn die Fed das sagt, verleiht sie dem Glaubwürdigkeit.“
Das wirkt konstruiert – und nicht wirklich als Auslöser von fallenden Kursen geeignet. Allerdings ist das auch mehr ein persönlicher Eindruck.
Wenn es ein konkrete neue Gewinnwarnung oder weitere Schieflage gegeben hätte, dann wären die 300 Punkte Minus im Dow dazu passend.
Aber so wirkt die Talfahrt wie eine übertriebene Reaktion, die ihre Gründe noch im Verborgenen hat.
U.M. says
Bin auch der Meinung von GS. Habe auch etwas über den Verlauf gestern gestaunt. Insbesondere die gleichmässige Kontinuität, wie der DJIA Index runter gegangen ist. Die FED hat wie früher erwähnt die Inflation im Auge, nicht die Hypokriese. Ich werde mal schauen, wie sich der Dax heute zeigt, evtl. die Zertifikate dann auch kurzfristig verkaufen, bis klar ist wo der Boden denn sein soll. Allerdings ist die Vola noch immer hoch. Ausschläge in beide Richtungen sind möglich…
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
@SH
Auf unter 7.000 sind Sie natürlich durch diese Seite vorbereitet.
6.000? Naja.
Auf unter 5.000 nicht. Da verweise ich auf Herrn Eichelburg.
4.000? Schwamm drüber – also das geht doch wirklich nicht. 8)
MP says
Heute ist wieder die gute alte Unterstützung bei 7370 im DAX-Programm. Man könnte meinen, die Marktteilnehmer wären allesamt Chart-Techniker …
Aus dem Buch von Mross gibt es einen schönen Satz zu diesen Dingen: diese Unterstützungslinien halten nie, wenn man sie braucht…
cush says
Wer kauft im Hintergrund?
Plunge Protection Team?
Ich möchte hier auf eine interessanten Artikel in der FTD verweisen:
http://www.ftd.de/boersen_maerkte/marktberichte/:All%20President%20Men/244586.html
Die Amerikaner sind ja immer anfällig für Verschwörungstheorien (hatten wir hier auch schon im Forum – Freimaurer etc.), aber hier scheint wirklich etwas dran zu sein. Unklar bleibt, über welche Macht diese Gruppe verfügt um die Märkte zu beeinflussen. Das platzieren von Informationen zur „richtigen“ Zeit gehört sicher dazu. Ein direktes Eingreifen in den Markt halte ich aber für ausgeschlossen. Eher ist diese Gruppe eine Art „Think Tank“…siehe Thesenpapier zur Regulierung von Hedge-Fonds.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Die Märkte werden gestützt. Schon Clinton sagte das 1999:
http://www.movingmarkets.de/trends/trendsa7.htm
Das war Anfang 1999, als Angst an den Märkte herrschte. Die 1998er Krise war überwunden. In den 15 Monaten danach sahen wir, wozu die Kapitalflut führte.
Seitdem werden die Märkte immer wieder gestützt, davon dürfen wir ausgehen. Und zwar konzentrieren sich die Retter auf die großen Blue Chips, die hoch in den Indizes gewichtet sind.
Frische Liquidität erhalten sie, in dem sie bei bester Stimmung an den Märkten verkaufen. Tritt Panik ein, haben sie viel Kapital an der Seitenlinie, um den Verfall zu stoppen.
Und das Spiel funktionierte wahrscheinlich im August nicht mehr, so dass sogar die Notenbanken mit Extraliquidität zur Zwischenfinanzierung einspringen mussten. Ginge es den US-Sozialversichungskassen so gut wie Anfang 1999, hätten sie längst gekauft. Auch das ist wohl eine schlechte Nachricht.
SH says
Das beliebte Szenario beim Dax. Glaube erst gestern darüber geschrieben zu haben. Nach Schluss gings in der USa weiter abwärts, doch der Dax nimmt nur die positiven US Futures am Folgetag mit und macht einen Reversal.
…so hat jdm ne Idee, wie das weitergeht die Woche? Bin gerade etwas unschlüssig. Wenn wir in der ersten Handelsstunde in der USA drehen, müssten wir beim Dax mit -3 Prozent aus dem Tag gehen. 😉
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Der Weizenpreis erreicht heute ein neues Rekordniveau:
http://www.cbot.com/cbot/pub/page/0,,1322+chart,00.html?symb=W&month=U&year=07&period=D&varminutes=&study=&study0=&study1=&study2=&study3=&bartype=BAR&bardensity=HIGH
Die Notenbanken müssen sich Gedanken über Inflation machen. Ein Wunder, dass der Goldpreis so niedrig bleibt.
Außerdem ist es rätselhaft, wie sie Inflation und Überschuldung gleichzeitig bekämpfen wollen. Das ist das Besondere an der aktuellen Krise. 1987, Japankrise in den 90ern, 1997, 1998, 2001, 2003 gab es zumindest noch niedrige Rohstoffpreise.
Hier, eine Landwirtschaft-Aktie aus Argentinien:
http://finance.yahoo.com/q/bc?s=CRESY&t=my
Und in Deutschland KWS, die auch schon im Moving Markets Depot war und leider viel zu früh verkauft wurde:
http://aktien.onvista.de/snapshot.html?ID_OSI=82836&PERIOD=7#chart
Allerdings keine neue Einstiegsgelegenheit bei der KWS. Mit KGV 20 ein bisserl teuer. In alten, preiswerteren Zeiten mit KGV von 13 – 15 gehandelt.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
zur schlaflosen Nacht ein Rohstoff-ETF:
http://etf.onvista.de/kurse.html?ID_INSTRUMENT=15252613
Vor kurzem erst aufgelegt.
http://www.indexchange.com/funds.aspx?ftid=80&siteid=3&lang=de&tabid=-3
Leider ist Brent Oil mit 16% hoch gewichtet, deshalb kein reiner Agrarfonds. Aber Sojabohnen, Sojaöl, Weizen & Co haben einen Anteil von über 40 Prozent, was auch schon recht gut ist.
Für Anleger, die die Inflationskarte ausspielen wollen: ideal. Werde auch einen Kauf für das Moving Markets Depot prüfen – allerdings vorzugsweise zu günstigeren Preisen. Das bleibt abzuwarten.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Hier ein Call auf den Weizen Future:
+ 350 Prozent seit Juni
Fein.
Andy says
Die Notenbanken müssen sich Gedanken über Inflation machen, einverstanden.
Aber im gleichen Atemzug die Weizen-Preisentwicklung sowie die Tatsache anzugeführen daß ein nicht näher spezifizierter (Link fehlt) Weizen-Call seit Juni 350% Gewinn gemacht hat, Einspruch 😉
Das suggeriert die aktuelle Weizen-Hausse deute eine losgalappierende Inflation an, nach der Logik „gestern die Milch, morgen das Brot“ 😉
Andere Agrarprodukte / Grundnahrungsmittel weisen aber längst nicht so eine extreme Preisentwicklung auf. Meines Wissens liegt der aktuelle Weizenpreis vor allem an Ernteausfällen aufgrund anhaltender Dürreperioden, mit einem Weizen-Investment würde man also eher auf die Verschärfung des Klimawandels setzen.
Mir ist der aktuelle Kurs eine erste kleine Short-Teilposition wert, zweite falls wir 800 erreichen.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
http://optionsscheine.onvista.de/snapshot.html?ID_INSTRUMENT=15422318&MONTHS=6&CHART=1#chart
Weizen gehört nicht nur zu den Grundnahrungsmitteln. Das ist Vergangenheit. Die Industrie verwendet ihn als Energierohstoff und Kleber.
Sojaöl ist inzwischen so teuer geworden, dass die Kalkulationen von Blockheizkraftwerken – Hoffnungsträger der Klimaschützer – über den Haufen geworfen wurden.
Auch Landwirte müssen neu kalkulieren.
Zurzeit herrscht Entspannung an den Märkten – die Reaktion auf die Blase, die dort entstand, z.B. bei Sojabohnen/Sojaöl.
CRB Index
http://quotes.ino.com/chart/?s=NYBOT_CR&v=dmax
Genau deshalb wird es aussichtsreich, dort zu investieren. Eine Hausse ist wahrscheinlicher als weitere Rückgänge.
Die Rohstoffe führe ich auch an, um Investments in dem Bereich in den Vordergrund zu rücken. Das ist eine Entwicklung, die erst in den Anfängen steckt.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Noch ein interessantes Rohstoffinvestment:
http://fonds.onvista.de/snapshot.html?ID_INSTRUMENT=83672&PERIOD=7#chart
Allianz-DIT Rohstoffonds
Jutta says
gelesen – die nachgereichte Begründung für den fulminanten Dow Anstieg von gestern , den 29.8.2007:
Der Dow Jones Industrial steigt 247,44 Punkte. Die Hoffnung auf eine Zinssenkung wurde durch einen Brief des Fed-Vorsitzenden, Ben Bernanke, genährt. In dem Schreiben erklärt Bernanke, er sei bereit „das zu tun, was notwendig sei“ („prepared to act as needed“), um sicherzustellen, dass die Verwerfungen in den Kreditmärkten die Wirtschaft nicht negativ beeinflussen.
Jutta says
USA hat am kommenden Montag den 3.9.2007 Labor Day geschlossen.
Etwas für Statistik Fans wie war denn immer der Handel ein paar Tage zuvor?
Andy says
@GS:
100%ige Zustimmung zur Rohstoff-Argumentation, aber trotzdem oder gerade deshalb fand ich der Hinweis auf den starken kurzfristigen Kursgewinn im Weizen irreführend.
Im gleichen Zeitfenster hätte man in anderen modernen Energie-Rohstoffen nämlich massiv Geld verbrannt (Mais und Zucker), kurzfristige Investitionen in einzelne Agrar-Rohstoffe wären also brandgefährlich weil die Kurse ein ausgeprägtes Eigenleben führen.
Wenn, dann sollte man wie vorgeschlagen tatsächlich breiter gestreut und mit längerem Zeithorizont investieren 🙂
SH says
@Jutta: Hach, was für ein romantischer Brief, dass er gleich derart stürmische Reaktionen hervorruft! Naja, klingt irgendwie nicht so vernünftig und ist keine gute Erklärung. Für mich war das nur eine Bärenfalle mit der Konsequenz, dass wir eine weitere Aufwärtsbewegung bis zum Stopp sehen sollten. Eine Befürchtung, dass ich den letzten Rest meiner Position im Verlust schliessen muss. Ich warte die 7500 im Dax (gestern hat mal einer von 7470 gesprochen) ab.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Rohstoffe sind für viele Anleger wie eine Black Box. Dabei unterliegen sie den gleichen Gesetzen wie Aktien.
Das habe ich in den vergangenen 17 Monaten bei der Arbeit mit Sojakomplex.de heraus gefunden.
Dabei ist es klar, dass die Kurse stark schwanken und oft nur Insiderwissen die Märkte bewegt.
Auch dort wird kräftig „herumgeschraubt“, um bessere Kurse zu bekommen, z.B. bei den Wetter- und Ernteprognosen. Das ist auch der Grund, weshalb sogar Profis in den Marktsegment mit Chartanalysen arbeiten.
Die Erfolge im Sojakomplex-Musterdepot ermutigen, sich dem Argrarbereich auch als Investor bzw. Trader zu nähern.
Das Weizenbeispiel soll nur etwas Appetit machen …
Trend Gedanken Leser sind kritisch: Deshalb dürfte jedem Besucher klar sein, dass bei den Rohstoffen keine Geld-Druckmaschine steht, sondern den Chancen entsprechende Risiken gegenüber stehen.
Die Tatsache, dass die Märkte so dünn gehandelt werden, zeigt, dass dort eine Menge Nachholbedarf herrscht. Und: Es ist auch ein Kennzeichen dafür, dass sich Anleger dem Markt nur sehr vorsichtig nähern – eine nützliche Schutzfunktion vor dem Risiko.
Bin gespannt, ob es mir gelingt, nach dem DAX auch dort etwas Licht ins Dunkle zu bringen …
Jutta says
ich bin nicht zimperlich, aber mir persönlich widerstrebt es in ein Underlying zu gehen um zu spekulieren, was zur Ernährungsgrundlage zählt.
Man sieht ja die Zustände beim Erdöl, seit die Hedge Fonds groß in die Spekulation eingestiegen sind, kamen etliche Nachahmer und die Banken können sich nicht mehr kriegen darüber und preisen ihre Derivate für den normalen Anleger wie warmes Bier an.
Das hat die Preise für diesen Rohstoff exorbitant in die Höhe getrieben und richtig nachhaltig profitiert haben die OPEC, Russland etc.
Ich unterstelle kurzfristigen Spekulanten nicht soviel Weitblick, dass sie das erkennen, aber das ist genaugenommen die Auswirkung davon.
Wenn jetzt die nächste Rohstoffspekulationswelle die Preise für Lebensmittel in die Höhe treibt, finde ich das verwerflich und in gewissem Maße charakterlos.
Das sind keine Absicherungsgeschäfte mehr für Erzeuger, sondern rein spekulationsgetriebene Auswirkungen. Die Menschen werden es zu schätzen wissen, wenn sie immer tiefer in die Tasche greifen müssen, um sich zu ernähren.
Die Auswirkungen werden langfristig ähnlich wie beim Rohöl verheerend sein. Aus diesem Grund bin ich auch gegen den Biosprit. Das hat nichts mit Klimaschutzgedanken zu tun, sondern mit reiner Profitgier.
Kurzum man sollte die Kirche beim Dorf lassen, wir haben schon so genug Verwerfungen.
Markus Gruber says
Über Sinn und Unsinn von Biosprit kann man lange diskutieren. Der dadurch ausgelöste Run ist mit oder ohne Sinn real und wirft Chancen und Risiken für die Preisentwicklung der Agrarrohstoffe auf. Bioenergie und Klimaschutz kann man gut argumentieren muss aber nix miteinander zutun haben. Auf dieser Story reiten die Vermögensverwalter und sammeln unglaubliche Summen (jim rogers) ein. Der Agrarmarkt boomt.
Und jetzt kommt der spannende Teil – wir verbrauchen bereits seit einigen Jahren mehr Getreide als wir produzieren. Das hat man nicht bemerkt, weil die Staatläger voll waren und jährlich viele Mio.Tonnen ausgelagert wurden – damit blieb der Markt konstant.
Die Bioenergie (Ethanol, Biodiesel,Biogas usw.) verstärken jetzt die Preisaufschläge und plötzlich muss Quark um 50% teurer werden. Es waren also die letzten Jahre die Preise für Nahrungsmittel unrealistisch zu billig und die Umstände zwingen zur brutalen Preisanhebung.
Es läuft der Kampf um die Fläche. Gepflanzt wird was die höchste Rendite bringt – der Farmer verkauft seine Ernte bei der Aussaat.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Die Warenterminmärkte sind wichtig für die Entwicklung der Landwirtschaft. Erzeuger erhalten die Möglichkeit, ihre Ware zu einem gesicherten Preis zu verkaufen und sind von kurzfristigen Schwankungen unabhängig. Sie machen sich auch unabhängiger vom Großhändler, der ihnen möglicherweise einen schlechten Preis vorgibt.
Das gilt besonders für Landwirte in Europa. Der Markt wird dereguliert, weil öffentliche Gelder fehlen. Es hat sich gezeigt hat, dass Agrarsubventionen und damit verbundenen Regulierungen ein Irrweg sein können.
EU Subventionen sind schädlich für Entwicklungsländer, z.B. im Zuckermarkt.
Verbraucher in Europa profitierten davon. Landwirte profitierten auch, weil sie ihnen das Überleben sicherten – zumindest teilweise. Habe da keinen genauen Überblick. Aber ich meine in Erinnerung zu haben, dass das EU-Agrarsystem für Landwirte auch ungünstig war und sie am Rand der Existenz wirtschafteten.
All das ist politisch verstrickt und würde auch das Forum hier sprengen. Leider fehlt mir auch Detailwissen, um alle Argumente gewichten und einordnen zu können.
Es ist mir jedoch wichtig, dass die Warenterminmärkte besonders für das Saisongeschäft der Bauern eine für sie gute Errungenschaft ist, die in die moderne Zeit passt. Futures in der Landwirtschaft bedeuten auch ein Stück Sicherheit und Freiheit.
Dass dort auch spekuliert wird, ist nützlich: Investoren bringen die nötige Liquidität mit, um den Markt überhaupt in Gang zu bringen. All das steckt natürlich in den Kinderschuhen, weil Terminmärkte in Europa keine Tradition haben (EU-Regulierung).
Aber ich kann mir vorstellen, dass sich in zwanzig Jahren die Kontraktumsätze an der Matif oder RMX verzigfacht haben und wir in einer Rückschau über diese Diskussion schmunzeln.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Und: Ein Stück Butter für 4 Euro – nicht utopisch. Zieht man die Subventionen ab und addiert Kosten nebst Gewinn, dürfte man schnell auf den Preis kommen.
Billige Agrarprodukte gehören der Vergangenheit an – besonders dann, wenn Verbraucher Qualität wünschen.
Aber keine Sorge. Die Industrie wird mit Begeisterung billige Ersatzstoffe als Brotaufstrich finden, die so schmecken, wie Butter, aber keine Milch als Grundlage haben.
Das kann man beklagen – ist aber eine Folge der Agrarwirtschaft in den vergangenen 30 Jahren.
Markus Gruber says
Noch ein wichtiger Punkt. Billige Ostimporte oder billiges Argentinrindfleisch sind durch die neuen Zusammenhänge auch vorbei. Vielleicht ein Vorteil wenn Getreide mit Benzinpreisen herbei gerechnet wird. Dadurch homogenisieren sich die Preise beinah weltweit und es gibt keine Billigländer mehr.
Jutta says
na denn, das sind ja schöne Aussichten.
Kaufen wir Land und pflanzen selber. Wenn das der Ausweg sein soll?
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Leider fehlt mir gerade die Zeit, das zu recherchieren: Gäbe es eine Beteiligungsmöglichkeit für landwirtschaftlichen Grundstückshandel, würde ich sofort zugreifen.
Vielleicht weiss zufällig jemand aus dem Forum …?