Das Handelsblatt schreibt heute im Börsenticker:
Banken wie die Citibank oder Broker wie Lang & Schwarz errechnen den Dax gegen 8.05 Uhr mit 5 081 bis 5 084 Punkten nach 5 082 Punkten zum Handelsschluss am Montag.
Einerseits könnte der feste Dollar die exportorientierten Werte stützen, heißt es am Markt.
Weitere Kurschancen sehen Händler nach günstigen US-Absatzzahlen bei Daimler-Chrysler. Mit einem Zuwachs von 4% im Jahresvergleich hätten die Stuttgarter am besten abgeschnitten.
Und das geschah tatsächlich:
* Der DAX eröffnete bei 5.084,70 und fiel danach auf das Tagestief von 5.064,80 Punkten.
* Die exportorientierten Werte DaimlerChrysler (- 0,8 Prozent) und MAN (- 1,2 Prozent) gaben überdurchschnittlich nach.
Dem Journalisten des Handelsblatts unterstelle ich, dass er sorgfältig alle Quellen nutzt, die ihm zur Verfügung stehen. Mangelnde Kompetenz will ich ihm auch nicht unterstellen. Es kommt mir auf etwas Anderes an:
In den vergangenen Wochen entwickelte sich die Börse berechenbar: Irgendwo auf der Welt geschah xy, der DAX kletterte. Ein Unternehmen lieferte gemischte Zahlen, der DAX kletterte. Bei erfolgreichen Daten kletterten die Notierungen überdurchschnittlich. So entwickelte sich schließlich die Outperformance des Marktes. Für Börsenbeobachter, die Broker, Presseabteilungen der Banken, die für die Medien Statements abgeben und Journalisten war es deshalb vergleichsweise einfach, treffsichere Prognosen abzugeben. Man gewöhnt sich schnell an den Aufwärtstrend.
Wenn dann ein Meinungsmultiplikator wie das Handelsblatt eine Prognose der Marktteilnehmer veröffentlicht, die nicht sofort vom Markt bestätigt wird, könnte das ein erster Baustein für eine mögliche Top Bildung sein.
Dann würde das geschehen, was für fallende Notierungen spricht: Die Stimmung auf dem Börsenparkett zeigt noch aufwärts und die Marktteilnehmer positionieren sich auch bei den Trendsettern. Aber die Börse reagiert unerwartet und erreicht keine neuen Zwischenhochs mehr und bröckelt statt dessen ab.
Die Marktbeobachter sprechen dann sorglos von normalen Gewinnmitnahmen, wie es BR Online formuliert:
Nach Einschätzung von Händlern ist die nahezu unveränderte Tendenz eine Verschnaufpause nach dem jüngsten Kursanstieg.
Für ein solches Szenario spricht die unverändert hohe Investitionsquote in den USA (Dow Jones Umsatzindikator mit positiver Divergenz) und in Deutschland (Aktienvolumen mit positiver Divergenz). Außerdem könnte die Wachstumskurve der Unternehmensgewinne 2006 erheblich flacher werden.
Gegen ein solches Szenario spricht, dass die Positionierungen der Marktteilnehmer für steigende Notierungen weitergehen, der DAX mit einem 2006er KGV von 14,4 nicht teuer ist und Deutschland möglicherweise doch noch in diesem Jahr die Wende nach oben schafft.