FINANCIAL BEHAVIOUR
Der Aufforderung nach einer Dokumentation von Forschungsergebnissen möchte ich aus gegebenem Anlass mit ein paar Erkenntnissen der Finanzpsychologie nachkommen. Es gibt dabei einige typische menschliche Verhaltensweisen, die tendenziell zu Verlusten führen. Alle diese Verhaltensweisen liegen in der Natur des Menschen, das Angenehme zu suchen und das Unangenehme zu meiden.
1) Vermeidung kognitiver Dissonanz. Wir suchen nur jene Nachrichten und Fakten, die unsere VORGEFASSTE Meinung bestätigen. Andere Einflüsse, die zu einer realistischeren Einschätzung des Marktes führen, werden ignoriert (selektive Wahrnehmung).
2) Rechthaberei. Falls die Prognose nicht stimmt, wird nach allen möglichen Ausreden gesucht. Dann hat entweder der Markt nicht Recht oder die Methode hat kurzfristig versagt oder die Prognose ist zwar richtig aber der Markt hat noch nicht richtig reagiert. Jeder kann Politiker nach einer verlorenen Wahl beobachten: Die Politik wäre zwar richtig gewesen, aber das Wahlvolk bräuchte noch Zeit um den richtigen Weg zu erkennen.
3) Ziele werden uminterpretiert. Das Ziel ist plötzlich nicht mehr die höchstmögliche Rendite oder die zutreffendste Prognose, sondern die bestmögliche Erklärung für gescheiterte Trades.
4) Vernachlässigte Ursachenforschung. Die Suche nach Ursachen für fehlerhafte Trades wird unterlassen. Verluste führen zu keinem Lerneffekt. Misserfolge werden ausgeblendet, weil die Erinnerung an erfolgreiche Trades viel angenehmer ist.
5) Trennungsschmerz. Wir trennen uns zu spät von den Verlierern, von den erfolglosen Aktien in unseren Depots, da die Verlustrealisierung als Niederlage empfunden wird.
6) Euphorie. Wir empfinden es als Glücksgefühl schon kleine Gewinne zu realisieren. Daraus folgt Gewinne werden zu rasch, Verluste zu spät realisiert.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Was ist Ihre Strategie, um diese Fehler zu umgehen?
So wäre z.B. möglich, dass Sie sich ganz aktuell mit Ihrer optimistischen Einschätzung irren. Wie schützen Sie sich davor?
ratishero says
@ GS
Eines muß mal fesgestellt werden:
Börsentiger lag mit seinen Einschätzungen häufig richtig. Auch Herbert lag zumindest beim letzten angekündigten Einstieg richtig. cues ebenso
Bei Ihnen Herr Schmidt mußte ich in der letzten Zeit häufig Fehlsignale feststellen..Ohne Ihnen nahe zu treten, mir gefallen diese Diskussionen hier im Blog, Jedoch führt dies lediglich zur Meinungsbildung und nicht zu einer erfolgreichen Strategie. Sie klammern sich zu sehr (nur m. M.) an vage Argumente, die natürlich entgegengesetzt zu den Meinungen der anderen (die derzeit noch an steigende Kurse glauben oder der Einstellung folgen „See, what you trade“). Wie lange reden sie schon den Abstieg herbei, ohne dass er wirklich bis jetzt erfolgt ist. Kurzfristige wirtschaftliche Entscheidungen ( z. B. jetzt: weitere tiefe Zinsen in USA , Cash an der Seitenlinie )spielten bei Ihnen eher eine untergeordnete Rolle. Der von Ihnen ebenso vermutete Abstieg des Daxes wird kommen, aber es wird leider oder vermutlich noch länger dauern. Hierzu könnte die Elliot-Wave Theorie schon eher greifen.
Börsentiger says
Jeder Mensch hat Verhaltensweisen, die tendenziell zu Verlusten führen, der eine mehr, der andere weniger. Jeder unterliegt auch Irrtümern, aber ich gebe unumwunden zu, nur ein einziges Ziel mit meinen Veranlagungen zu verfolgen, nämlich kurzfristig, mittelfristig und langfristig die höchste Rendite zu erzielen.
Diesem Ziel kann man näher kommen, wenn man die Erkenntnisse der Psychologie kennt und ständig versucht nicht in die Psychofallen zu tappen.
Das gelingt mir natürlich auch nur mit wechselndem Erfolg. Ich bin auch sicher nicht der Lehrmeister vom Dienst, sondern verfolge nur meine Strategie unbeeinflusst von Nebengeräuschen und die ist weiterhin LONG.
Und warum ich weiterhin eine optimistische Einstellung zu Aktien habe, habe ich hier ja schon öfters erläutert. Sollte der Markt entgegen meiner Annahmen etwas anderes tun, werde ich entsprechend den Erkenntnissen der Financial Behaviour blitzartig die Seiten wechseln und alle Verlustpositionen eliminieren.
Herbert says
sehr gut werden die typischen Fehler von Börsentiger umrissen.
Die Strategie zu ihrer Vermeidung ist das Führen eines Protokolls, das die genaue Spezifizierung der Voraussage ex ante enthält und das Nacharbeiten der Ansagen im Nachhinein, um aus den Fehlern zu lernen. Jeder erfolgreiche Trader führt ein Börsentagebuch.
Auch hier sollten endlich mal die wenigen Ansagen, die überhaupt gemacht werden, in einer Kette von Links für alle nachlesbar sein. Dann kommt für alle ein Lerneffekt
Ein kleines Lob beflügelt dann die Bereitschaft, sich hier zu exponieren. Danke, ratishero für die Anerkennung von Bösentiger und mir….
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Im Moving Markets- und Sojakomplex-Depot wird seit 1998 der Strategie „Wahrheit und Dichtung“ gefolgt: Was in den Nachrichtentickern steht, wird regelmäßig an der Börse anders gehandelt. Solche Situationen zu finden und herauzuarbeiten, ist ein wichtiges Ziel, um als Anleger wach zu bleiben.
So wurde z.B. bei Karstadt sogar der „Staub in den Regalen als Silber “ verkauft. Dafür hat es sicher Indikatoren, Bilanzkennzahlen-Veränderungen gegeben, die nach langfristiger Beobachtung darauf hingewiesen hätten. Nur: Die wenigsten kannten sie und es wurde Insiderwissen dafür benötigt. Aber nach außen hin wurde die Unternehmenssituation so dargestellt, als sei alles bestens.
Oder ein anderes Beispiel: Als die Märkte im Februar/März einknickten, setzten die führenden Notenbänker und Finanzminister nahezu täglich den schlechten Nachrichten die Krone auf – sozusagen ein vergoldeter Turnaround. Gleichzeitig war anhand der Moving Markets Indikatoren zu sehen, dass in erheblichem Umfang gekauft wurde. Das waren risikolose Gewinne für Insider.
Glauben Sie mir, dass es eine Menge Kraft kostet, in solchen Extremsituationen eine antizyklische Haltung einzunehmen und ständig am Ball zu bleiben. Andere Börsendienste stellen in solchen Fällen ihr Musterdepot ein und eröffnen ein paar Monate später unter neuem Namen ein anderes 😉
Die Signale der Indikatoren bei Moving Markets und Sojakomplex liefern die Grundlage für Entscheidungen. Das war in der Vergangenheit sehr erfolgreich und bot auch die Gelegenheit Phasen mitzuerleben, die erfolglos blieben. Wichtig ist, was über einige Jahre hinweg herauskommt. Mit jedem Jahr wächst der Erfahrungsschatz.
Dabei bin ich dankbar, in einer so entscheidenden Zeit der Wirtschaftsgeschichte protokollieren zu dürfen, was an der Börse passiert.
Für alle Fälle gilt auch in Zukunft: Die zugrundeliegende Strategie bleibt gleich. Es wird in ähnlichen Situationen ähnliche Entscheidungen geben. Das ist die objektiv nachvollziehbare Strategie, die sich bei Moving Markets sogar Intraday beobachten lässt.
Dadurch bleibt das System authentisch. Die Erfolgsmeldung wird erst mit einem durchschrittenen Tal glaubwürdig.
Als ich vor ein paar Jahren SGL Carbon ins Visier nahm, dache ich, dass es ungeheuerlich sei, dass der Vorstand so lange am Ruder blieb.
http://www.movingmarkets.de/studien/sgl.htm
Aber trotz der langen Dursttrecke war Robert Koehler nach dem Turnaround immer noch Vorstandsvorsitzender. Als er ankündigte, die Preise für Elektroden anzuheben und ihm auch gelang, das bei Kunden durchzusetzen, war das eine glaubwürdige Information.
SGL gehört zu den Klassikern für antizyklische Strategien: Das Unternehmen wurde auf dem Höhepunkt des Erfolgs von allen Seiten mit Lob überschüttet und im Tal von allen Seiten getreten.
Das führt zu dem Phänomen, dass heute niemand mehr von den Führungsetagen den Titel „Manager des Jahres“ haben möchte. Hoch steigen, tief fallen.
Unter solchen Umständen ist es besser, still und leise Basisarbeit zu leisten, um in ein paar Jahren ein Analysesystem zur Verfügung zu haben, das mir in allen Börsensituationen jede Frage zu Aktien, Rohstoffen und Zinsen beantworten kann.
Allerdings hatte ich nach den Erfahrungen 2007ff gehofft, ein solches System bereits in den Händen zu halten. „Der große Demütiger“, wie ihn JL sehr schön beschreibt, holte wieder auf den Boden zurück. So bleibt die Kärrnerarbeit erhalten. Das ist zwar hart, aber für die langfristige Perspektive ist das wertvoll.
cues says
Herr Schmidt sprach davon, wann kommt die Zeit, in der die Indikatoranalyse zu treffsicheren Ergebnissen kommt. Es gab diese Zeit. Ich hoffe, die aktuelle Konfusion der Emotionen führt zu neuen Erkenntnissen.
Die Analyse muss nun dahin gehen, warum die Indikatoren nicht präzise bzw. zeitverzögert arbeiten. Es zeigt auf jeden Fall, daß viele Investoren mit der aktuellen Situation überfordert sind.
Immerhin hat der Dax 500 Punkte verloren. Zur Zeit betrachte ich die Kurssteigerung nur als Korrektur.
Villeicht entwickelt Herr Schmidt das ultimative Timing Tool, welches Licht ins Dunkel bringt (-:
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Der Bund Future Indikator könnte geeignet sein, die Geldverknappung oder eine Verausgabung anzuzeigen.
In den vergangenen Jahren gab es noch keine SOFFIN, die ohne parlamentarische Kontrolle 400 MRD EUR Garantien vergeben kann.
Sobald irgendwo ein Problem auftaucht, braucht es ein paar Telefonate und schon ist still und leise die SOFFIN-Feuerwehr da.
So zeigen die Indikatoren einen berechtigten Engpass an. Ohne Staatshilfen wären solche Engpässe sicher auch bedeutend. Aber weil die Lücke immer gleich gefüllt wird, bleibt jede Konsolidierung im Ansatz stecken.
Das wäre eine logische Erklärung für die Ereignisse der vergangenen Monate.
Beim Einkaufen in Supermärkten ist immer sehr schön zu sehen, was passiert, wenn es keine Grenzen mehr gibt: Die Kinder werfen sich für einen Lutscher schreiend auf den Boden. Nach einigen Jahren wundern sich die Eltern, warum sie nicht den Hauch einer Chance von Durchsetzungsvermögen haben.
So in etwa stelle ich mir die aktuelle Situation in der Finanzszene vor.
Offen ist, ob es derzeit nur um Lutscher geht oder schon größere Aufgaben auf Erledigung warten, wie z.B. das Rasenmähen im Garten.
Herbert says
@ cues.
Ich lese jede Woche sorgfältig Ihre Elliott Analyse. Vielen Dank dafür. Ok, der Dax spielt jetzt sene A aufwärts im intakten Abwärtstrend seit dem 23. 10. Aber die US Indices haben die D-Linie überschritten.
Könnten Sie sich mit dem Gedanken anfreunden, anstatt des tückischen Dax den 24 Stunden SPX Globex mit Ihren Erfahrungen in Elliott am Wochenende zu analysieren?
Das ist der Leitindex, der von Sidney über Tokio, Hongkong, FRankfurt und New York den eiegntlichen Rhythmus der Aktienmärkte angibt.
Für mich, aber vielleicht auch für andere wäre es wichtig, Elliott auf das Herz der Aktienindices angewendet zu sehen. Dax ist provinziell und „ethnozentrisch“
Börsentiger says
@Herbert
Auch da bin ich wieder absolut der gleichen Meinung. Die isolierten Analysen einzelner Märkte bergen die größten Fehlerquellen überhaupt. Man muss alle (!!) wichtigen Indizes in einer Prognose erfassen. Z.B. wenn ein Index die 200Tage Linie unterschreitet, dann ist noch keine Katastrophe passiert, wenn aber alle wichtigen Indizes das tun, dann brennt der Hut. Man kann auch nicht dauernd ignorieren (wie es hier scheinbar oft passiert), dass die Wall Street die Richtung vorgibt.
cues says
Die Elliot Analyse verlangt das Untersuchen der Märkte unabhängig voneinander. Wenn auch die übergeordnete Richtung langfristig ist, so findet man kurz und mittelfristig deutliche Unterschiede in den Wellenstrukturen.
Problem: Wenn man darauf wartet, daß sämtliche Indizes eine 200 Tage Linie über-oder unterschreiten, werden sie zwar ein sehr aussagekräftiges Signal bekommen. Sie können darauf aber kaum ein Positionstrading oder ähnliches aufbauen, da sie auf dieses Signal sehr lange warten müssen.
Börsentiger says
@cues
Darauf baue ich natürlich kein Positionstrading auf, aber ich sehe das als Signal das Depot leer zu räumen – siehe Herbst 2008!!
Herbert says
@ Cues.
Ja, die Märkte unabhänging voneinander. Aber wir brauchten am besten auch den SPX Future………Er gibt die Rihtung auch deshalb vor, well die Profis und nicht die Dax Zocker auf ihn achten. Und dann die 24-Stunden Charts
Herbert says
@ Cues .
Ich würde Ihnen gerne einmal die Woche ein Chart des S&P Future in seiner 24-stündigen Weltumrundung in jedem gewünschten Zeitfenster regelmäßig zumailen. Ginge auch im Datenexport aus meinem eSignal. Ich wäre sehr an Ihrer professionellen Analyse dieses Leitindex interessiert
Herbert says
6 Währung brechen im 1h Chart gegen den Yen ein. Wenn das nicht schnell korrigiert wird, gibts kein Plus in meinen SPX CFDs
ratishero says
@ cues und herbert
Dollar aktuell bei 1,4957!!!!
ratishero says
Beabsichtige in der nächsten Stunde in $/Euro einzusteigen
(siehe Tageschart)
ratishero says
Vergessen
natürlich einen Call
cues says
@Herbert: gerne, werde mir den Chart dann anschauen. Meine Analyse Richtung bleibt aber zunächst beim deutschen Index Dax und den amerikanischen Hauptindizes.
Das Volumen im Dax ist ausreichend genug, um eine sinnvolle Analyse zu erstellen. Ich habe nun auch einige Erfahrungen mit diesem Index. Außerdem wird dieser Markt auch viele Investoren in Deutschland interessieren.
Lasse mich aber gerne über den SPX und seine Vorteile belehren.
Herbert says
in 4 der sechs Währungen, die ich als Indikatoren auf einen Blick aufndem Bildschirm habe, reversal des Abverkaufs des Yen. Bleibe also in den SPX CFd noch long
Herbert says
Ich lege jetzt mal ein TP (Take Profit) Limit des SPX am Jahreshoch vom 20. 10. um 12:00 (Globex) . Ist nur noch 5 Punkte entfernt. Gleichzeitig SL so, dass 2 Punkte Gewinn bleiben, wenn es einbrechen sollte, während ich ein Nickerchen mache 🙂
SirTP says
Hat jemand von euch VW gekauft???