Gestern haben die Geldbewegungen des hochvolatilen „end of day“ Sentiment ein Extremniveau von Käufen in New York erreicht, während das langsamer laufende „end of week“ Sentiment auf einem Extremniveau des Pessimismus angelangt ist. (Zur Unterscheidung dieser beiden Typen von Sentiment die Methodenerläuterung.) An sich wäre das gar keine schlechte Basis für eine längere Aufwärtsbewegung. Ist doch unter der sichtbaren Decke verwirrend schwankender Marktschwünge und/oder wie gestern nervenaufreibend zäher Seitwärtsbewegungen jetzt wieder Geld nachweisbar im großen Maßstab in Aktien geflossen. (Na ja, könnte man auch sagen: Stützungskäufe, die bald verpuffen. Wer weiß?) Doch bleibt das dabei zu beobachtende Sicherheitsgefühl der Gelder bewegenden Akteure immer noch auf einem so hohen Niveau der Unschlüssigkeit, dass erst einmal ein heftiger Rücksetzer nach unten nicht unwahrscheinlich ist. Es entspricht auch Common sense fern von Sentimentanalyse, dass viele Korrekturen in einer W-Formation enden. Wenn beim Retest und Unterschreiten des Paniktiefs vom letzten Donnerstag jedermann und seine Nachbarin zur meßbaren Aufassung gelangen würde, dass es nur noch nach unten gehen kann, wäre die Stunde für Käufe gekommen – sofern der Markt auf böse Nachrichten nicht mehr einbricht oder ein intraday reversal über seinen Eröffnungskurs hinlegt. (Übrigens brach gestern der Dax auf den unerwartet veheerend schlechten ZEW Indikator nicht ein, hmmm…)
Handelsentscheidungen lassen sich nicht allein auf Sentimentanalyse stützen. Dies steht auch als Motto über meiner Gastseite bei Ichitaka. Inzwischen habe ich meine Erfolge im bescheidenen CFD-Handel mit kleinstem Kapitaleinsatz durch Anwendung von klassischen – mit Hilfe der Daten von eSignal vefeinerten – MACD und RSI Techniken stark verbessert und achte weniger auf Sentiment. (Da ich nicht wie andere von unserem gütigen Mentor Gert Schmidt die Erlaubnis erhalten habe, auch ruhig ein bißchen zu mogeln, dokumentiere ich, wenn gewünscht, gerne auch einen Screenshot meiner Transaktionen in CFDs. Lieber würde ich aber die angesprochene „Narrenfreiheit“ in Anspruch nehmen, die nach der Freiheit von Forschung und Lehre immer schon zum täglichen Brot gehörte.) Allerdings hat ein solches Daytrading den entscheidenen Nachteil, dass man damit meist die wirklich großen Bewegungen und Gewinne verschenkt. Diese ganz großen Bewegungen wiederum können durch Sentimentanalyse besser erfasst werden. Obwohl mich Sentimentanalyse z. Zt. langweilt, weil sie für die täglichen Handelsentscheidungen – aber nur augenblicklich ! – keine Rolle spielt, halte ich an der hier eingegangenen Verpflichtung fest, für sechs Monate im Rahmen von „Ichitaka und Herbert“ meine Beobachtungen zu berichten. Die gestrigen sehr extremen Käufe im „end of day“ Sentiment rechtfertigen diesen Extra-Artikel. Ohne eine ausbleibende negative Reaktion der Märkte auf eine ganz schlimme Nachricht gehe ich aber persönlich immer nur für wenige Stunden in den Markt. Ich mißtraue z. Zt. auch Zertifikaten und OS, die ja zeitweise vom Handel ausgesetzt werden dürfen, und handele nur CFDs und Estoxx50 Futures.
Jutta says
das Handeln auf Daytrading Basis engt tatsächlich das große Gesichtsfeld ein. Allerdings in so unsicheren Zeiten – von 9:00 Uhr – 17:30 Uhr in der Regel dahindümpelnd ab 17:30 Uhr umso agiler – läßt sich, wenn überhaupt, nur mit eingeschränktem Gesichtsfeld arbeiten. 😉
MP says
Deckelchen bei 7500 – wie schon mal von mir angesprochen. Mal sehen, ob es drauf bleibt.
börsentiger says
Bei DAX 7495 habe ich ein schönes Short-Signal! Jetzt werden wir einmal sehen.
MP says
@börsentiger: bitte erläutern!
@cutty: bist Du short gegangen bei 7500?
cutty says
@ MP
Nein (auch wenns ne gute Marke ist) bin noch voll auf der long Seite orientiert, solange das gestrige Tief nicht unterschritten wird! (habe sogar noch meine kleinen glückslong von 7250 :-))
Schau mal ausn Stand 100Punkte (trotz mäßiger vorgaben), die 7500 angekizzelt, angesprochene gehaltene Trendgerade, zweimal 7200 getestet, auf negative Nachrichten wird nicht mehr nach unten reagiert! Herberts Analyse ;-), Abwärtstrend bereits verlassen, etc, etc… noch stehen die Chartzeichen bei mir auf bullisch, Ziel erstmal 7635, wenn die durch ist eh vorbei nmM mit short! , Alles nur paar Gedanken, die gern hier diskutiert werden können!
Wenns nicht so eintrifft, stehe ich zu meiner Fehleinschätzung! Lieg ja nun a nicht immer richtig! 😉 Aber bitte nicht nachtraden, is dann nur mein Depot, was paar Fehltrades aushält! *fg*
börsentiger says
Ich arbeite nach dem System KISS = KEEP IT SIMPLE AND STUPID.
Versch. Durchschnittslinien, Pivot-Punkte evtl. Oszillatoren spielen eine Rolle. Ausserdem habe ich jahrelange persönliche Auswertungen, wie lange und wie weit der DAX in eine Richtung marschiert. Je länger der Kursverlauf wie eine Gerade in eine Richtung geht, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Richtungswechsels. Klingt vielleicht für manche logisch, für andere dumm, aber es hilft beim Traden. Schaut euch einmal die Charts an. Geht es über 100 Punkte in eine Richtung, steigen die Chancen eines Richtungswechsels stark an. Das alleine darf natürlich kein Kriterium sein. Aber wenn ich so eine Chartformation sehe, dann beginnt mein Interesse an einem Trade (wenn andere Indikatoren auch dafür sprechen).
MP says
@cutty, @Börsentiger: Danke!
ja, oberhalb von 7630 sehe ich auch Schluss mit Short-Lustig.
Bin aber jetzt noch mal bei 7500 mit einem engen Short eingestiegen. Zu Null einschl. Nebenkosten abgesichert, mehr kann man nicht tun. Wenn’s klappt, ist das Abendessen für heute verdient, ansonsten ist’s auch recht.
cutty says
Muss noch was zu Vervollständigung hinzufügen, eh ich mal wieder verschwinde, hab auch als Bodenformation eine ISKS ausgemacht, rechte Schulter gestern bei ca. 7350 (drum a solange dort nicht drunter eher long)! Das schöne ist kein ein Analyst scheint es zu sehen oder ich interpretier wieder zu viel hinein! 🙂 Evtl. bin ich hier im Forum damit nicht allein! Jdenfalls wäre 7500 die Nackenlinie und beim überschreiten dieser wäre sogar ein Ziel bei 7800! Aber wohl nur nach meinen verschobenen Traderaugen! *fg*
So bin weg, hoffe konnte paar Anregungen geben!
…Alles kann nix muss! 😉
grüße cutty
MP says
oh … iSKS … für diese Dinge fehlt mir echt ein bißchen die künstlerische Phantasie. Kann da nichts erkennen, aber das soll nichts heißen. Wenn man zu diesen Dingen 3 Analysten befragt, erhält man 10 verschiedene Deutungen …
So, bin kurz ausgestoppt worden. Dann kann man jetzt drauf wetten, daß cutty zunächst richtig liegt, das Ausbruchssignal sich aber als falsch erweist und dann haben wir ein Fehlsignal, das lt. Schwager zu den zuverlässigsten Chart-Signalen gehört … und wir wären wieder auf dem Short-Trip. 😉
auditor says
…das ist aber jetzt ein zähes Ringen mit der 7.500…
MP says
@auditor: absolut … eine äußerst zähe Nuss die 7500.
MP says
Der erste Analyst neben cutty meldet eben auch die iSKS Formation auf Stunden-Ebene.
MP says
Anbei wieder ein Mal-Werk von mir. Nach der heutigen wiederholten Erfahrung, 1cm über dem Straßenbelag mit Vergrößerungsglas Bären-Laster zu fahren (sprich Intraday-Trading), mußte ich mich zur psychischen Regenerierung wieder dem Überblick widmen.
Im Chart sieht man eine A-B-C Korrektur auf Wochen-Ebene, wie ich sie mir vorstellen könnte. (Den Einfluß von Grüner-VM will ich gar nicht verleugnen.) Im Chart auch die Korrektur vom Frühjahr 2006.
Einen Schönheitsfehler gibt es: die C-Welle würde weit unterhalb der langjährigen Unterstützungslinie im DAX fallen. Aber eventuell muss diese neu geschrieben werden. Auch bei der Korrektur from Frühsommer 2006 lief die damals erkennbare U-Linie weiter oben und wurde dann nachträglich in den Charts angepasst. B könnte von 7630 – 7800 gehen – also kein Superoptimismus, wenn es die nächsten Tage wieder nach Norden gehen sollte. Ich bin noch auf der Suche nach dem „C“ …
Zeitlicher Horizont der Korrektur wäre von Ende September bis in den Oktober hinein. Das 62%ige Fibonacci-Retracement (7040) wäre kein Thema bei diesem Szenario und immer noch tief genug, für viele, die in den letzten Tagen short gegangen sind.
Einfach als Denkanstoß. Die gedanklichen Dimensionen von ZA gehen auch nicht nur bis nächste Woche.
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