Rückblick zum Anfang der 70er Jahre
Die USA erwirtschaften erstmalig ein Brottosozialprodukt von 1.000 Mrd USD – Watergate – Opec schraubt am Ölhahn – Nixon tritt zurück – Stadt New York steht vor der Pleite – Willi Brandt: „Die Wahrheit hat sich in den letzten vier Wochen Tag für Tag verändert.“ – Herstatt geschlossen – Öl sprang auf 12 USD.
In diesem Umfeld schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Kommentar am 30.11.1974, der DAX erreichte gerade mit 372 Punkten den tiefsten Stand seit sieben Jahren:
Die Bürger sind gut beraten, sich auf eine unerfreuliche Kombination einzustellen: auf ein Null-Wachstum – wenn nicht gar einen Rückgang des Sozialproduktes – und gleichzeitig auf einen anhaltenden Preisauftrieb.
Es geschah das Gegenteil: Aktien kletterten bis 1975 um 40 Prozent und die Inflationsrate legte seit dem Hoch 1974 dauerhaft den Rückwärtsgang ein.
Das Zitat der FAZ würde auch ins neue Jahrtausend passen – mit einer Ausnahme: Anstatt Inflation zu befürchten, haben die Marktteilnehmer Angst vor einer Deflation.
Die Bundesregierung erwartet für 2009 0,2 Prozent Wachstum und niedrige Preise. Die Marktteilnehmer auch: Sie verkaufen deshalb alles, was einen Sachwert besitzt und kaufen Staatsanleihen.
Weil regelmäßig das Gegenteil von dem geschieht, was die Mehrheit erwartet, darf gerätselt werden. Krisenzustände laufen unkontrolliert ab. Deshalb erscheint folgendes Inflations- und Schweinezyklus-Szenario denkbar (das Gegenteil der aktuellen Mehrheitsmeinung):
Niedrigere Wachstumsraten bei Rohstoffen eingepreist – Insolvenzen in Landwirtschaft und Industrie – Produktionskürzungen aufgrund hoher Finanzierungskosten und niedriger Verkaufserlöse – Reduzierung von Düngemitteln – Erntereduzierung – Nachfrage insbesondere bei Lebensmitteln auf stabilem Niveau – Knappheit bei Agrar- und Industrierohstoffen – Inflationsraten steigen.
Die Marktteilnehmer könnten übersehen haben, dass ein Grundverbrauch von Energie bei Maschinen und Menschen stetig bestehen bleibt.