Sie haben meine Skepsis zur weiteren Börsenentwicklung mitverfolgt. Ein paar Frühindikatoren geben Warnsignale, andere zeigen unbeirrt aufwärts.
So signalisieren z.B. die hohen Umsätze mit steigenden Notierungen, dass die Stimmung überhitzt ist und damit Vorbereitungen auf fallende Notierungen stattfanden.
Andererseits gibt es seitens der Sicherheitsinvestments keine konkreten Hinweise, dass sich die Marktteilnehmer tatsächlich auf fallende Notierungen einstellen. Der dazugehörige Beta Faktor Indikator blieb gedrückt. Auch der Umverteilungsindex, der bei einer Top Bildung sofort anspringen müßte, zeigt sich uneinheitlich.
In einem solchen Umfeld kommt es darauf an, die Indikatoren vorsichtig auszubalancieren, wohin die Reise geht. Vorschnell Short zu gehen erscheint riskant. Sorglos mit Hebeleffekt auf steigende Notierungen zu setzen, birgt ebenfalls höhere Risiken.
Eine interessante Entwicklung zeigte heute der CMI Germany: Er kletterte steil aufwärts, weil der DAX von Mittelzuflüssen profitierte. Im intakten Aufwärtstrend ist das ein sehr bullishes Signal.
Zusammen mit der sich freundlich entwickelnden A/D-Linie (Bericht vom 15.12.2006) könnte das der Vorbote für weitere Kurssteigerungen bis zum Jahresende sein – und die Gefahr einer Top Bildung wäre vertagt.
Für das Moving Markets Depot bedeutet das: mit überschaubaren Risiken weiter LONG.
Risiko der Long Spekulation: Sollte der DAX an der 6.580/6.590-Marke scheitern, wäre die jüngste Intraday-Aufwärtsbewegung nur eine technische Reaktion, und zahlreiche Optimisten – auch die Trendsetter-Optimisten – würden auf dem falschen Fuß erwischt.
ichitaka says
Tja, wer hätte das gedacht: Am Ende drehte USA ja doch heftig ins Plus. Und vor allem die Nachmittagsbörse hat deutlich gezeigt, wie sehr die Teilnehmer von einer Korrektur überzeugt waren. Ich für meinen Teil werde mir das Weihnachtsfest nicht verderben und kaufe in diesem Jahr keine Puts mehr.
Gert Schmidt says
Ja, die Märkte wollen klettern – auch um den Preis einer verstärkten Überhitzung.
Das SP500/DAX-Ratio steuert auf ein neues Hoch zu. Darin versteckt sich der größte Mut (oder Leichtsinn …) der Marktteilnehmer.
http://www.movingmarkets.de/trends/charts/spd.php
Geht es mit steigenden Kursen auf das Jahresende zu, werden spekulative Shorts am 28./29.12. aussichtsreich.
Bin auf das neue Jahr gespannt: Werden die Märkte zur Bilanzverschönerung „gezogen“, gibt es Anfang des Jahres einen kräftigen Rücksetzer. Das wird dann aber – hoffentlich rechtzeitig – anhand der Indikatoren sichtbar.
ichitaka says
Herr Schmidt,
mir ist da eine Idee gekommen. Wenn Sie sich das Handelsvolumen des gehandelten Futureumsatzes anschauen, unzwar im 12 Monatschart, dann fällt etwas auf. Immer, wenn der Dax eine etnscheidende Wende nach unten macht, bricht das Volumen der gehandelten Daxfutures dramatisch ein. Ein Schlüsselbereich scheint 80.000 Kontrakte zu sein. Darunter zu fallen, mit plötzlichem Abbruch wohl gemerkt, führt fast immer zu einem Einbruch der Kurse.
Ließe sich daraus nicht ein eigener Indikator konstruieren? Ich weiß nicht, auf welcher Basis die bereits existierenden Volumenindikatoren funktionieren. Aber meine Vorstellung von diesem Volumeneinbruchindikator ist: Er gibt einen Alarm, zum Beispiel einen Peak nach oben, wenn das Volumen zum Vortag um mehr als 50% einbricht und/oder unter 80.000 Kontrakte fällt. Denkbar wäre auch eine Säule, wie beim A/D Potential. Je heftiger der Abfall zum Vortag, desto höher die Säule.
homejohann says
Beschäftigt sich jemand mit dem Bund Future?Der ist in den letzten Tagen ja sehr zurückgekommen,charttechnisch könnte bald eine Bodenbildung einsetzen.
Wie seht ihr das?
JL says
ichitaka: auf welche Grafik in GS’s Abobereich beziehen Sie sich? Ich sehe im 12Monats Chart bei Einbruechen den Dax Future und Dax parallel, daher kann ich ein Fruehwarnsignal, so toll es waere, sehen. Koennen Sie bitte das naeher erklaeren. Klingt sehr interessant!
JL says
Soll heissen: kein Fruehwarnsignal. Sorry.
Gert Schmidt says
@ichitaka
An Ihrer beobachteten Marktmechanik könnte etwas dran sein. Denn schließlich werden Shorts von den Profis mit steigenden Notierungen aufgebaut. Wenn es abwärts geht, braucht es kein neues Absicherungsgeschägft mehr. Dann werden Shorts täglich in kleinen Schritten glattgestellt.
Ein Indikator würde das noch transparanter darstellen – muss aber nicht unbedingt nötig sein. Das Umsatzgebirge ist zu sehen, und auch das Verhältnis zum Aktienumsatz (DF/Aktien-Ratio). Das reicht doch, um zu sehen, was passiert – oder?
Gert Schmidt says
@homejohann
Bund Future hat gute Stabilisierungschancen: Wenn Versorger, z.B. E.ON und RWE, als Sicherheitsinvestments wegbrechen (weil sie zu teuer sind), dürfte wieder einiges Geld in Richtung Anleihen fliessen.
Sollte der Aktienmarkt auf eine Top Bildung zusteuern, was sich allmählich abzeichnet, dienen Anleihen auch als Fluchthafen.
Soweit die „weichen“ Daten und Überlegungen.
Aus technischer Sicht fehlen die Panikverkäufe – hohe Umsätze mit fallenden Notierungen. Aber daran kann auch der Jahresultimo schuld sein. Anleihehändler haben ihre Bücher weitgehend für 2006 geschlossen. Vielleicht gibt es dazu einen furiosen Auftakt 2007 mit einer Rallye im Bund und schwachem DAX …
JL says
GS: meine Frage an ichitaka damit, vielen Dank, befriedigend beantwortet: Fruehindikator DF/Aktien Ratio ist nicht schlecht. Im 12 Monatschart habe ich nur ein Fehlsignal gesehen. D.h. wenn der Ratio eine Spitze nach unten gibt, folgen meist fallende Dax Kurse. Meine Beobachtung. Uebrigens: das Peak nach unten ist gerade der Fall…
ichitaka says
Das Umsatzgebirge ist nicht ganz zureichend aus zwei Gründen:
1. Ist am Rand des Bildes nicht ganz zu erkennen, ob der Indikator einbricht, da sich weiß (Loch im Gebirge) und weiß (Hintergrund) nicht unterscheiden lassen. Dies ließe sich durch einen Rahmen um das Bild sicher leicht ändern.
2. Oft sieht man das genaue Ergebnis erst am dritten Tag, also wenn der Panikartige Abverkauf schon begonnen hat. Dann aber kann es schon zu spät sein. Darum wäre es wichtig, beispielsweise Intraday statistisch wenig Umsatz zu antizipieren. Also vorauszuschauen, wenn gegen Mittag bereits auffällig wenig gehandelt wird.
Am nächsten Morgen um 9:00 ist womöglich schon ein Gapdown entstanden.
Gert Schmidt says
In der 17-Tages-Grafik sehen Sie das besser:
http://www.movingmarkets.de/trends/charts/umsatz17.php
Ja, der Umsatz läßt sich hochrechnen – eine interessante Überlegung. Werde ich mir demnächst mal anschauen.
ichitaka says
In der Tat, das ist in der 17 Tage Grafik etwas besser zu sehen. Welche Engin ist die Basis für Ihre Grafiken? Ich meine sie berechnen das ja sicher nicht mit Excel, oder? Vielleicht kann ich Sie unterstützen. Womöglich muss man nicht einma hochrechnen. Nur einen oder mehrere Zeitpunkte X,Y,Z festlegen und dann abgleichen zu den Vortagen. So dass einem noch das Handeln vor 17:30 bzw. vor 20:00 möglich ist.