Es ist überraschend, dass sich der DAX dynamisch aufwärts entwickelt. Magere Gewinnentwicklung der Unternehmen (Wachstum historisch niedrige 12,6 Prozent nach den Schätzungen der Analysten für 2006), mögliches eingeschränktes Konsumklima durch hohe Rohstoffpreise, niedrige Einkommen, Anschlagsgefahren, Outperformance des DAX gegenüber der US Entwicklung. Außerdem ist es offen, ob private Verbraucher und Unternehmen von einer neuen Regierung – wer immer das sein mag – wirklich entlastet werden (Entbürokratisierung, niedrige Staatsquoten).
Trotz solcher miserabler Aussichten kletterte der DAX seit Jahresbeginn gut 15 Prozent. Optimisten werden sagen, dass die Kurssteigerungen aufgrund der niedrigen Bewertungen berechtigt sind (z.B. Analyse vom 20.08.2004).
Die Pessimisten halten dagegen, indem sie auf stetig sinkendes Gewinnwachstum verweisen. Bewertungen, die sich an den Vorjahren orientieren (z.B. Anleihe/Aktien-Ratio bei 80, KGV 15 – 16), wären deshalb nicht gerechtfertigt.
Einige teure Aktien könnte es deshalb auch mit einer Abwärtsbewegung erwischen (z.B. Adidas, Siemens). Aber der Gesamtmarkt scheint immer noch nicht reif für eine Abwärtsbewegung zu sein. Denn ein Indikator, der obere Umkehrpunkte regelmäßig mit positiven Divergenzen anzeigt, die A/D-Linie, zeigt sich auch heute wieder – wie an den Vortagen – schwächer als der DAX. Das ist ein kurzfristiges Kaufsignal. Die These eines mittel- bis langfristigen Verkaufsignals halte ich dagegen weiterhin aufrecht (z.B. Bewertung vom 13.06.2005).
Folgt der DAX dem Signal des Intraday-Kaufsignals, dürfte er in den nächsten Tagen in Richtung 4.900 Punkte marschieren. Die in der vergangenen Woche georderte Thyssen-Krupp Position dürfte davon profitieren. Der bisherige Anstieg fand mit niedrigen Umsätzen statt, so daß keine Hinweise auf eine Überhitzung vorliegen.