Die Anleger in Deutschland wollten heute wieder der Welt-Leitbörse vorauslaufen. Sie unterstellten, dass Wall Street auf dem Weg nach oben folgen würde. Erfolg macht leichtsinnig. Anders läßt sich das Phänomen der DAX Outperformance kaum erklären.
Sie sehen die Risiken anhand des SP500/DAX-Ratios. Es zeigt das Verhältnis zwischen DAX und dem amerikanischen Standardwerte Index S & P 500. Weil der Indikator in den vergangenen Monaten kletterte, darf festgestellt werden, dass zur Zeit die Marktteilnehmer in Deutschland so mutig (oder leichtsinnig) sind, wie es in den vergangenen drei Jahren nicht der Fall war.
Sie kauften deutsche Aktien, weil sie höhere Erwartungen an steigende Gewinne hatten als für Aktien an der Wall Street. Das Besondere dabei: Seit Sommer 2005 gibt es praktisch keine Selbstzweifel über ihr tun, denn seitdem kletterte das SP500/DAX-Ratio ohne Pause.
Es ist leicht, sich an einen solchen Erfolgszustand zu gewöhnen. Deshalb verstummen Kritiker, und Optimisten beginnen damit, sich zurückzulehnen und sich wohl zu fühlen. Aber für Börsenengagements ist das ein kritischer Zustand. Denn die Wende ist immer dann zum Greifen nah, wenn sie nur eine Minderheit erwartet und die Mehrheit nach sicher geglaubten bekannten Mustern auf steigende Notierungen setzt.
Das Muster der vergangenen Wochen war: Große Blue Chips, Trendsetter, zogen den Markt nach oben. Als wichtige Termine, die für kapitalkräftige Adressen von Bedeutung waren, konnten dabei die Bundestagswahl, der Verfalltermin für Futures im September und der Quartalsultimo angesehen werden. Deshalb war es naheliegend, im Umfeld der Ereignisse von steigenden Notierungen und entsprechenden Positionierungen der Marktteilnehmer auszugehen.
Auch heute war das Phänomen zu beobachten. Aber die Anleger waren erneut etwas voreilig: Während der DAX um 0,75 Prozent zulegte, schloss der S & P 500 mit 0,17 Prozent in der Verlustzone. Der Dow Jones gab sogar 0,3 Prozent ab. Das entspricht zwar zusammen mit den Indikatorbewegungen dem Muster der Vorwochen.
Aber Sie wissen: Ein Trend hält immer solange an, bis er gebrochen wird. Auf die aktuelle Situation übertragen könnte das bedeuten: DAX Anleger verhalten sich zwar immer noch optimistisch. Aber weil wichtige Termine der Vergangenheit angehören, könnte die aussichtsreiche Perspektive fehlen. So erscheint es gut möglich, dass sich die kapitalkräftigen Vermögensverwalter ab sofort zurückhalten oder sogar Positionen reduzieren. Schließlich erreichten sie in den vergangenen Wochen ihre Ziele: Die aktuelle Regierung wurde abgewählt, zum Verfalltermin konnte Kasse gemacht werden und in der Quartalsbilanz zeigen die Indizes steil aufwärts.
Es ist offen, ob die Erwartungen an ein starkes viertes Quartal berechtigt sind. Traditionell ist es zwar in vielen Branchen so, dass kurz vor Jahresschluß die höchsten Umsätze generiert werden. Aber ob es in diesem Jahr wieder zutreffen wird, so wie es die Börse unterstellt, könnte zu optimistisch sein.
Deshalb wird es spannend, wie der DAX morgen reagiert:
1. Variante: Er wird auf die nachgebende US Tendenz schwach reagieren, wenn das beschriebene Szenario von einem nach oben gepflegten Markt zutrifft. In dem Fall könnte es sogar einen kräftigen Rücksetzer geben, denn die hohe Investitionsquote der Marktteilnehmer muß abgebaut werden. Nach dem Motto „wer zuletzt verkauft, verliert wichtige Prozente“ könnte sich der Zug nach unten in Bewegung setzen.
2. Variante: Der DAX zeigt sich wie in den Vorwochen stabil, um dann auf ein neues Hoch zu klettern. Die Investments für den intakten Aufwärtstrend bleiben dann bestehen und die Indikatormechanik würde weiterhin auf steigende Notierungen hinweisen – die 5200 Punkte-Marke im Visier.
Mit der aktuellen Short Position setze ich auf die erste Variante – auf die erste Bullenfalle seit Mai 2005. Schon in den ersten Börsenstunden dürfte erkennbar sein, wohin die Reise geht.
[…] abgeholt”, der DAX übertreibt nach unten, was eine Bärenfalle darstellen dürfte – vergleichbar mit der Bullenfalle, dem Ausbruch über die 5100 Punkte-Marke, während der Top Bildun […]