Der DAX steigt heute mit positiven Nachrichten:
Vorbörslich meldete das Statistische Bundesamt einen kräftigen Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP). Damit wurden die Volkswirte auf dem falschen Fuß erwischt, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Anstatt eines Wachstums von 1,8 Prozent legte Deutschlands Wirtschaft um 2,4 Prozent im Vorjahresvergleich zu.
Der DAX kletterte trotz gemischter Vorgaben aus New York und Tokio von 5.628 auf 5.685 Punkte.
Angesicht der miserablen Stimmung in der vergangenen Woche ist das eine erfreuliche Entwicklung. Denn die Optimisten erhalten die Bestätigung, dass ihre Engagements von Juni/Juli und den ersten Tagen des August richtig waren.
Aus fundamentaler Sicht erhielten die Publikumsfonds neue Kaufargumente:
Sie müssen sich streng an den veröffentlichten Wirtschaftskennzahlen ausrichten. Zeigen sie aufwärts, können sich die Vermögensverwalter vor ihren Vorgesetzten und Kunden für ihre Engagements rechtfertigen. Außerdem fällt es ihnen wegen günstiger Bewertung schwerer zu begründen, warum sie nicht gekauft haben.
Es erscheint möglich, dass die Trendsetter Aktien, die die Optimisten und Insider kaufen, in den nächsten Stunden/Tagen/Wochen weiter zulegen – zumal Aktien, wie die Deutsche Bank, günstig zu haben sind und eine überdurchschnittliche Gewinnrendite aufweisen.
Mit solchen Argumenten relativiert sich die Überhitzung der A/D-Linie. Deren Warnsignale lösen schon seit drei Tagen keine fallenden Kurse aus. So hätte der DAX nach dem Warnsignal vom Donnerstag/Freitag unter 5.560 Punkte abrutschen müssen. Statt dessen blieb er auf hohem Niveau stabil.
Ein Rücksetzer dürfte die A/D-Linie kaum bereinigen, was aufgrund der vorgenannten Bedingungen eine bullishe Entwicklung darstellt. Steigt der Indikator für Aktien mit hohem Beta Faktor und hoher Rendite, wird der Kauf der Dt. Bank Aktie geprüft.
Herbert says
Warum hätte A/D-Linie auf unterf 5560 abrutschen müssen? Wie gelangen Sie zu dieser exakten Aussage? Da ich Ihre Indikatoren seit Jahren täglich verfolge, kann ich dies nicht nachvollziehen. Nach dem Verkaufssignal Freitag fiel der Dax um ca. 65 Punkte. Das reicht für mehr als ein Taschengeld. Es entspricht auch meinem (nicht exakt messbaren) Eindruck der durchschnittlichen Bewegung des Dax nach einem Verkaufssignal der A/D-Linie.
Tokio stieg um 1.9%, der Dax aber nur um 1.1 %. Irgendetwas stimmt nicht, wenn er nach den von Ihnen genannten positiven Nachrichten nicht stärker steigt. Kann ja noch kommen.“But I trade what I see“. Ich halte es mit U.M., dass die Wahrscheinlichkeit volatiler Schaukelbörsen noch groß ist. Werde in steigende Kurse short gehen.
M. Peller says
bullisch? – ich weiß nicht …, eher mal wieder am oberen Ende des Tunnels, in dem sich der DAX seit Tagen bewegt. Was auffällt, ist die Allianz. Laut Ihren eigenen Aussagen, Herr Schmidt, (Allianz-Kontraindikator) derzeit eher ein Warn-Signal – außer der gesamte Trend ginge nach oben.
Wie auch immer, ich habe heute morgen meine Longs, die ich am Freitag abend eingepackt hatte, wieder verkauft. Reines Wellenreiten.
Mercatorix says
So richtig überzeugend sieht das nicht aus. Und auch die Marktteilnehmer sind nicht richtig überzeugt. Das einzige, was wir heute morgen produziert haben, ist ein gap. Nach der Steilvorlage aus Tokio hat der DAX ein wenig nachgezogen. Aber er hat den Korridor nicht verlassen und vor allem: Es scheinen die Anschlußoders zu fehlen.
Gert Schmidt says
Zur A/D-Linie: Im intakten Abwärtstrend hätte der DAX auf ein neues Tief fallen müssen. Das signalisierte die A/D-Linie am Donnerstag und am Freitag. Das neue Tief wäre unter 5.560 Punkten gewesen.
Aber anstatt des Rückschlags stabilisierte sich der DAX auf hohem Niveau und markierte heute sogar noch ein neues Zwischenhoch.
Selten zeigt die A/D-Linie ein solches Zusammenspiel mit dem DAX. Deshalb ist die aktuelle Situation bemerkenswert und anders, als wir sie von den Vorwochen kennen. Das ist der Grund, vom üblichen Analysekonzept abzuweichen und trotzdem auf steigende Kurse zu setzen.
Wenn Indikatoren nicht mehr so funktionieren, wie es zuvor im Abwärtstrend der Fall war, kann es sich um eine Trendwende handeln.
Deshalb kalkuliere ich den Turnaround ein. Die Chancen dafür verbesserten sich mit dem Tag heute.
Dass der DAX verhalten reagiert, liegt an den New Yorker Vorgaben. Die US Indizes schlossen auf dem Niveau von 17:30 Uhr. Danach hätte der DAX gar nicht steigen dürfen. Wäre er, wie die Pessimisten annehmen, in einem abwärts gerichteten Strudel, hätte er sich unmöglich gegen den schwachen New Yorker Trend stemmen können.
Die Stärke des DAX ist deshalb ein weiteres Argument dafür, dass sich der Markt in einer Bodenbildung befindet.
Der DAX vollzieht die japanischen Bewegungen nie 1:1 nach – zumal der Handel in Tokio von einem Stromausfall gestört wurde.
Etliche Marktteilnehmer stehen an der Seitenlinie und trauen sich nicht einzusteigen. Die Umsätze sind angesichts der Nachrichtenlage und des neuen Zwischenhochs überraschend niedrig. Das bremst den Markt und kann für eine zwar zögernde, aber dennoch nachhaltige Aufwärtsbewegung sorgen.
Je länger die Mehrheit draußen bleibt, desto höher kann der DAX steigen – und vielleicht sogar in Richtung 6.500 Punkte marschieren …
P.T. says
Wie am Freitag schon geschrieben, reagiert der Markt anders als erwartet. Ich kann die Indikatoren auch nicht deuten, aber die Märkte reagieren wie von Herrn Schmidt korrekt analysiert anders als die Vorwochen und der abwärts gerichtete Strudel lässt uns lange warten.
Am Freitag rätselte ich noch über die Gründe. Ich bin immer noch auf der Suche:
Es könnte sein, dass wir erst noch ein paar Monate Seitwärtsbewegungen bekommen, bis die Baisse anfängt.
Vielleicht legt der Ölpreis, der zuletzt keine Kraft hatte trotz Horrornachrichten (und extrem bullishem Semtiment) weiter zu steigen, den Rückwartsgang ein und fällt wieder auf 50-60$ und die Inflationsrisiken gehen zurück.
Da ich viel zu viel Geld verloren haben mit Nachkaufen von Puts und KO-Zertifikaten, warte ich erstmal das Verlassen der Tradingrange 5600-5700 ab. Der Tagesschlusskurs unter und über dieser Marke wird signifikant.
Grüße P.T.
Gert Schmidt says
Allianz als Kontraindikator: Ja, klar. Jedenfalls war so die letzte Bewertung dazu, als ich im Moving Markets Depot auf fallende Kurse setzte (was sich ja jetzt änderte).
Die Alternative zum Kontraindikator nennen Sie selbst: Der Trend des Gesamtmarktes zeigt aufwärts. Denn Allianz gehört grundsätzlich zu den Trendsettern mit hoher Rendite und hohem Beta Faktor.
rob68 says
Ich glaube, dass mittlerweile jeder einen signifikanten Ausbruch traden möchte. So warten viele (wie auch heute) zähneklappernd an der Seitenlinie mit der Hoffnung, den Ausbruch noch rechtzeitig mitzubekommen um auf den fahrenden Zug aufspringen zu können. Aber genau darin liegt die große Gefahr!
Meiner Meinung nach wird der kommende Ausbruch, ob nach oben oder unten, ein fake sein. Allerdings wird der Ausbruch zunächst sehr dynamisch verlaufen, weil alle in der gleichen Zeit versuchen aufzuspringen. Wir hatten das vor kurzem schon einmal. Am 27.06. warteten alle auf ein unterschreiten der 5500, um dann möglichst schnell dabei zu sein und den Impuls möglichst voll mitzunehmen. Es gab damals Handelsaussetzer bei meiner Bank, weil die Leitungen völlig überlastet waren. Tatsächlich fiel der Dax noch bis 5420 um dort zu drehen und in den folgenden 5 Tagen einen Anstieg von ca. 300 Punkten hinzulegen.
Wie dem auch sei, rechne ich diesmal mit einem ähnlichen Szenario, jedoch zeitlich etwas mehr gestreckt. Sollte ein Fake nach Norden erfolgen, werde ich keinesfalls begierig aufspringen. Ich rechne dann eher mit einem Dreher, der sich innerhalb von 3-5 Tagen vollzieht. Als Hoch sehe ich dabei die 5811/60-Zone. Sollte der Ausbruch allerdings zögerlich, unsicher bzw. langsam erfolgen, könnte sich nach einem Retest der Ausbruchszone tatsächlich ein nachhaltiger Anstieg abzeichnen. Dann, aber nur dann wären wieder Ziele oberhalb der 5900/6000 denkbar.
P.T. says
Hallo rob68!
Beim Schreiben meiner Zeilen über den Ausbruch aus der Tradingrange kamen mir ähnliche Gedankengänge. Sie haben vollkommen recht, jeder wartet auf diesen Ausbruch. Ich selbst habe mit Stop buys am 27.06. nach Verlassen der 5500 Shorts nachgekauft. Die Kurse waren aber für einige Minuten ausgesetzt und ich habe miserable Ausführungen bekommen.
Die Wahrscheinlichkeit dass jetzt wieder so etwas passiert ist hoch. Am besten wäre ein heimliche stlile und leise Bewegung in eine Richtung.
Gert Schmidt says
Ihr Szenario ist auch möglich! Halte es zwar für weniger wahrscheinlich, aber doch möglich.
Sollte es einen solchen falschen Ausbruch geben, eine solche Bullenfalle, müssen das die Indikatoren anzeigen
– idealerweise vorher 💡
Werde die Indikatoren auch hinsichtlich eines solchen Szenarios abklopfen.
rob68 says
Idealerweise würde es für einen nachhaltigen Anstieg bei 5811/60 zu kurzfristigen Panikattaken kommen. Der daraus resultierende Pullback sollte dann nicht mehr (oder nur kurz; ohne Stundenschluss) unter 5709/42 fallen.
Sollten diese Panikattaken nach dem Ausbruch auftreten, wäre das ein „Strong buy“. Vorher halte ich mich jedenfalls zurück.