Der Handelstag gestern war enttäuschend für die Bären: Wieder gab es keine neuen Verkaufsignale, die für einen kurzfristigen oberen Wendepunkt sprechen würden. Es fehlt die Branchrotation, in der die Marktteilnehmer von großen Index-Schwergewichten in Richtung der kleinen DAX Werte umschichten.
Aber wer will schon auf fallende Kurse setzen, wenn der Markt immer weiter aufwärts strebt. Erfreuen wir uns an der Hausse!
Der letzte Absatz birgt Gefahren – und das wissen Sie: Wendepunkte entstehen immer dann, wenn niemand damit rechnet. Ist keiner darauf vorbereitet und der Markt kippt, ist es für short seller, die beim Top einsteigen wollen, bereits zu spät.
Deshalb ist es von Vorteil, wenn Sie sich die Ereignisse von 1999/2000 noch einmal anschauen:
Auch damals gab es keine Branchenrotation beim Top (erkennbar an der schwachen A/D-Linie im Februar/März). Sie setzte erst ein, als der DAX schon an der 8.000 Punkte-Marke gescheitert war. Damit blieb den short sellern allerdings auch monatelang Zeit sich einzudecken.
Ein ähnliches Szenario darf diesmal wieder erwartet werden, so dass zwei Gelegenheiten entstehen, Short Gewinne zu machen:
1. Beim absoluten Top. Hier bleibt nur wenig Zeit, die Short Position aufzubauen, vielleicht ein bis zwei Tage, vielleicht auch nur ein paar Stunden. Hier winken die größten Gewinne, weil der Überraschungsmoment am größten ist. Allerdings ist das Risiko auch besonders groß: Der Markt kann in den letzten Zügen schnell 100, 150, 200 Punkte steigen. Damals war es die Mannesmann-Euphorie. Etwas vergleichbares fehlt bisher. Allerdings ist offen, ob es überhaupt wieder eine solche Übernahme-Schlacht geben wird. Mein heisser Favorit dafür: ThyssenKrupp.
2. Nach dem Top. In der sich dem Top anschließenden Seitwärts-/Abwärtsbewegung dürfte ein deutliches Indikatormuster immer wieder obere Wendepunkte anzeigen, was sich aus Trading-Gesichtspunkten gut für Short Spekulationen eignen dürfte. Hier beginnt die Branchenrotation, weil die Marktteilnehmer erkennen, dass die Hausse vorbei ist.
Zur Zeit spielt das an der Börse noch keine Rolle. Alle genießen die „Ballonfahrt-Party“ in vollen Zügen. Die Mehrheit der Marktteilnehmer dürfte auf dem falschen Fuß erwischt werden. Es ist eine Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt dafür herauszuarbeiten.
der_mit_dem_dax_tanzt says
Wovon gehen Sie genau aus. Eine absolute Top-Bildung oder nur eine Schulter einer SKS wie aus dem Jahr 1998 ?
Gert Schmidt says
Erstmal eine Top Bildung – und dann womöglich eine Seitwärtsbewegung wie 2000.
Was danach kommt, muss man sehen.
Mal angenommen, ein KGV von 12 (2008) wäre angemessener als die aktuelle Bewertung (weil das Wachstum nur 10 Prozent beträgt), würde das nächste Ziel bei rund 6.200/6.300 liegen. Und davon würde die Welt erstmal nicht untergehen.
Spannend wird es, wenn externe Schocks auftreten, z.B. im Währungsgefüge, bei den Inflationszahlen, US Immokrise, explodierende Rohstoffpreise, Bilanzskandale w.g. „zu wenig good will“ …
ichitaka says
Habe die Tage mal wieder „versehentlich“ einen Blick auf eine aktuelle Grafik geworfen, die die Entwicklung der Dollarreserven in der VR China zeigt.
Meine Überlegung: Im Augnblick hat China nicht das geringste Interesse daran, dass diese Dollarreserven nichtig werden. Dagegen könnte eine gewisse Unabhängigkeit von KnowHow Importen und allerlei Ware, die sie nur in Dollar bekommen, dazu führen, dass sich dieser Divisen Überhang auch als Waffe einsetzen lässt. Man überlege nur, was es bedeuten würde, wenn die KP öffentlich Kund tut, dass sie gedenkt die Dollarreserven zu verkaufen. Sie müssten nicht mal einen einzigen Dollar tatsächlich verkaufen. Allein die Reaktion der Hedgefonds und anderer großer Spekulanten würde ausreichen, um eine Machtdemonstration durchzuführen.
Wie gesagt, derzeit sollten sie andere Interessen verfolgen. Aber genau darin liegt auch eine Stärke dieses Staates. Das strategische Vorgehen der KP und der unaufhaltsame Aufstieg zur Regionalen Ordnungsmacht in Zusammenarbeit mit Russland macht eine gewisse Unabhängigkeit realistisch.
mafi48 says
Hallo GS,
wie ich sehe, haben Sie offenbar nach Analogien zum Frühjahrsgeschehen 2006 gesucht (?) und eine sehr Passende gefunden. Feine Sache, wie gut ausgeprägt die Divergenz hier war. Vielleicht ist der finale Impuls in der ADL ja auch nach oben gerichtet? Werde mal schauen – das wäre dann eine wichtige timing-Hilfe.
Ich denke, hier hat man einen guten Ansatz für den Bau von vielleicht einer lukrativen Unterwasserpyramide pro Jahr.
In einem anhaltenden Seitwärtsmarkt ist das sicherlich nicht möglich.
Gruß
mork says
Schön dass mal wieder auf das KVG von 12 erwartet für 2008 hingewiesen wird. Hier und auch in anderen Board werden ständig nach Umkehrpunkten gesucht. er Unterschied zu anderen Borad ist dass man die Akteuere hier als Querdenker bezeichnen kann, im positiven Sinne versteht sich. Warum also beschäftigt sich den niemand mit der Frage ob es nicht möglich ist dass es die nächsten Monate oder vielleicht Jahre keinen Umkehrpunkt geben wird? Etwa weil sich zwar die Unternehmensgewinne nicht steigern lassen aber durch die an die Börse fliesenden Mittel die Bewertungen steigen. Wenn das KGV steigt steigen ja auch zwangsläufig die Kurse. Ich erinnere mal daran dass die Börse kein Instrument ist das Bewertungen vergibt sondern lediglich ein Marktplatz ist wo Angebot und Nachfrage aufeienander treffen. Somit kann es durchaus sein dass wir den Bullen noch recht lange reiten. Ich könnte auch sagen dass wir nicht am Anfang vom Ende sind sondern am Anfang einer neuen Blase.
Ein weiterer charttechnischer Grund wäre dass wir das 61,8% Retracement der letzten Baisse schon lange hinter uns haben. Das heißt dass vor uns nur noch dass 100% Retracement liegt. Ich persönlich blicke lieber nach oben als nach unten. Was nicht heißt dass ich uneingeschränkt bullish bin.
JL says
Eine Topbildung mit laengerer Seitwaertsbewegung (anstatt jaeher Absturz)koennte auch ganz interessant werden um die Tages/Wochen Vola mitzunehmen.
Ich habe daher ein neues Experiment (das erste war ja der Harakiri OS gewesen) gestartet (SH greift sich sicher gleich wieder an den Kopf) 😉
Also das geht so (Stueckmengen gebe ich kene mehr an, tut auch nichts zur Sache):
Ich hatte bei 6,962 Mini Shorts AA0CWW gekauft. Die habe ich jetzt bei 6,911 per Limit auf Verkauf gesetzt. Bei 7,052 habe ich gleichzeitig wieder welche auf Kauf gesetzt, sowie auch bei 7,162. Idee dabei ist, bei einer anlaufenden Topbildung zumindest immer einen Satz shorts zu haben, aber solange eine Topbildungsvorbereitungsphase laeuft (wie jetzt) kleine Volatilitaeten in Gewinn zu realisieren und weiter oben wieder einzusteigen. Das unter der Praemisse natuerlich, dass die Topbildung noch nicht abgeschlossen ist. Und das ist mein ‚Gefuehl‘ zur Zeit.
Wenn man so will, ist das Swingtrading im groben Bereich, nicht zu vergleichen damit was ichitaka und seine Bande da im Daytrading treiben, dafuer haette ich nicht die Nerven 😉
Ausserdem sind diese groesseren Abstaende bei weniger Trades fuer mich bis 5. Maerz notwendig, da z.Zt. im Urlaub.
Waere aber sehr interessant fuer mich zu erfahren, wie sich andere Forumsmitglieder auf eine, meinetwegen eventuelle, Topbildung vorbereiten. Ich denke es gibt weit cleverere Ansaetze als mein rudimentaeres Vorgehen.
Gert Schmidt says
Hallo, JL,
Ihr Short könnte funktionieren – herzlichen Glückwunsch! Das ist jetzt bearish, was wir da sehen.
Nach der A/D-Linie hätte der DAX steigen müssen – mindestens an der 6.960/6.950 stoppen.
Vielleicht war das schon das Top. Wenn der Zug jetzt eine Steilkurve fährt, fliegen etliche Fahrgäste heraus – und es sind eine Menge an Bord.
Gert Schmidt says
Analogien zu 2006 und – vor allem – 2000. Die Ereignisse von vor sieben Jahren sind mehr Vorbild.
Allerdings ist schon klar, dass damals die Spekulationsblase noch viel von Naivität der Marktteilnehmer begleitet wurde.
Das ist fatal für die Situation von heute. Denn zurzeit glauben die Marktteilnehmer, sie hätten alle Risiken im Griff.
Gert Schmidt says
Sicher zählen Bewertungen an der Börse. Zurzeit unterstellt die Börse ein Gewinnwachstum von jährlich rund 15 Prozent. Aber das ist unrealistisch.
Insofern darf von einer Übertreibung gesprochen werden. Wer mit spitzem Bleistift rechnet, darf den DAX nicht kaufen – allenfalls in Sondersituationen.
Was Sie beschreiben, ist Inflation „(…)durch die an die Börse fliesenden Mittel die Bewertungen steigen (…)“ – und das findet praktisch schon seit 1997 statt. Die Geld-Flutung der Märkte im Krisenfall. Nur darf an den Märkten das nur als grenzwertige Arbeitsthese gesagt werden. Schließlich gibt es dafür keine Beweise der Notenbank-Volkswirte.
Daran gemessen müßte der Zinssatz doppelt so hoch sein – und dann könnten sich Aktien womöglich halbieren.
Eine gefährliche Entwicklung.
JL says
@ Herr Schmidt: wenn das jetzt schon die Topbildung war, dann war diese sehr clever und verschluesselt gewesen (wenn ich das Anhand Ihrer Indis so sagen darf). Und mein Konzept waere nicht ganz aufgegangen. Aber genial waere das schon. Eine Topbildung, wo noch wenig short investiert sind, und damit die Longs viel Geld verlieren und die Shortis nichts verdienen, weil sie noch auf mehr gewartet haben.
Vielen Dank auch fuer Ihre nette Email zu gegebenem Anlass 🙂
Gert Schmidt says
Top Bildung ist, wenn sie niemand erwartet …
WENN sie es war, läßt sich jetzt immer noch in Ruhe Short spekulieren: Obere Wendepunkte lassen sich anhand der A/D-Linie identifizieren. Sollte es einen Kursanstieg geben, wird sie auf jeden Fall stärker als der DAX steigen = neues Short Signal.
Das werde ich zumindest für das Moving Markets Depot abwarten, bevor ich short gehe; ggf. morgen nach der Eröffnung.
SH says
@JL:
Naja, grundsätzlich habe ich gegen solche Techniken nichts. An den Kopf greife ich mir also nicht. 😉 Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob dieses Experiment glücklich ist.
Schliesslich soll auch der Durchschnittskauf das Risiko senken. Letztlich hängt es wohl daran, ob da tatsächlich eine Trendwende kommt. Wenn allerdings ja, dann reicht es auch noch ins fallende rein zu kaufen. Wenn nicht, dann ist diese Strategie auch nix.
p.s. Ein gutes Experminent kenne ich noch: Ich gehe vom Guten im Menschen aus und von der Gier. Deshalb gebe ich ihnen meine Kontodaten und sie überweisen mir 5000euro. Wenn ich ihnen dann eine Woche später 10000 euro zurück überweise hatten sie Glück; wenn nicht, Pech. Deal? *lol*
Gert Schmidt says
SH – lach, ich bekomme dann aber die Vermittlungsprovision 😎
Dazu fällt mir etwas ein, wobei ich aber nicht weiss, ob es unter das Verbot im Glücksspiel- und Wettgesetz fällt:
Trend Gedanken Leser, die teilnehmen wollen geben einen DAX Tipp ab und bezahlen z.B. dafür 10 Euro. Derjenige, der am nächsten dran liegt, bekommt den kompletten Einsatz sämtlicher Mitspieler. Alle Anderen gehen leer aus.
Ab drei Mitspielern besteht die Chance, seinen Einsatz zu verdoppeln ….
Weiss hier jemand, ob eine solche Tippspiel-Veranstaltung erlaubt ist? Es gab ja in der Vergangenheit ein paar seltsame Gerichtsurteile …
JL says
SH, ne ne ne, dafuer sind Sie mir zu konservativ, vedoppeln tun Sie definitiv nicht in einer Woche, nach der ganzen OS Kritik. Da spiele ich lieber selber … 😉
Selbst das GS Angebot muss ich ausschlagen. Denn mich quantitativ festzulegen, dafuer fehlt mir noch lange die Erfahrung…
Wie es eben scheint, werden meine hoeheren Shorts wohl eher abgegriffen, als das ich bestehende realsieren kann. Na gut: das faellt unter den Begriff verbilligen.
Alle die darueber laecheln, je mehr desto besser, es kommt, so sicher wie Tod und Steuern…. 😉
Wie MF im Feb sagte, es gibt innerhalb der naechsten 3-6 Monate sicher guenstigere Kurse wie zur Zeit. Man muss eben entsprechend den KO vernuenftig, unter Vorbehalt einer Uebertreibung, setzen.
Wenn nicht, bin ich auch zufrieden, denn das waere das erste Mal wo letzterer falsch gelegen waere.
Und dafuer kann man auch Lehrgeld investieren ohne hinterher uebermaessig enttaeuscht zu sein.
JL says
Also, dass wird nichts fuer Short im GS Musterdepot morgen frueh. A/D in 3-Tagesansicht bleibt gut zurueck. Daher werden jetzt wahrscheinlich endlich die 7,000 bald geknackt und hoffentlich meine Shorts bei 7,050 bald abgepflueckt.
Ach uebrigens: ich mache gerade einen neuen Indikator auf: Je mehr Haeme meine Shorts hier aktivieren, desto sicherer fuehle ich mich 🙂
JL says
Ach uebrigens, 1ste Prioritaet ist natuerlich auch fuer mich Recht zu haben, 2te Prioritaet Geld zu verdienen.
Hey, ZA, wird Zeit fuer etwas Schuetzenhilfe… 🙂
JL says
Aber dann kommt auch wieder der Kontraindikator: jemand wie JL, der sich so sicher mit seinen Shorts fuehlt, wird vernichtet.
Zumindest ist wieder Spannung da, und egal warum wer hier ist, ich moechte mal verdaechtigen, das Entertainment des Dax & Co. ist sehr wichtig.
Wenn wir Alle vorher wuessten was passiert, waeren wir nicht nur alle Steinreich, sondern auch zu Tode gelangweilt.
Gert Schmidt says
Doch, doch, doch – vielleicht auch short ohne neues Verkaufsignal der A/D-Linie. Ist wieder ein möglicher Grenzfall wie im Sommer 2006 – nur um 180 Grad gedreht.
Also: Bei freundlicher Wall Street würde ich morgen in steigende Kurse hinein einen Short Testballon fliegen lassen.
Umverteilungsindex + Hysterieindikator geben Anlaß zum Grübeln …
alidax says
diesmal kann herr schmidt recht haben. weil auch der eurodollar kurs grund zum verabschieden für die usaner gibt. schließe auch ich eine kurze heftige korrektur nicht aus. allerdings wäre ich nicht überrascht, wenn es trotz der warnsignale zu den genannten 7180.. ginge
alidax says
warum ich trotzdem optimistisch bin, ist, dass die korrektur mit heute schon stattgefunden hat.
ichitaka says
Wenn man so will, ist das Swingtrading im groben Bereich, nicht zu vergleichen damit was ichitaka und seine Bande da im Daytrading treiben, dafuer haette ich nicht die Nerven
Sie haben Recht Herr Jesse Livermore.
Eine Bande ist das schon, die da durch die Märkte marodiert, wobei ich erstaunt bin über die Performance, die durch Community entstehen kann. Menschen sind eben nicht nur als Bullen Herdentiere, gemeinsam jagen sie auch erfolgreicher.
Und zum Glück gibt es ja noch das Musterdepot, wo ich genauso wie Sie grobe Swingtrades aufliste, transparent und nachvollziehbar; und ganz entspannt ,)
Geistige ausgeglichenheit ist wohl das wichtigste für einen Trader.