Anlagestrategie P.T. – Teil 1
Als Ziel dieser Rubrik sehe ich das Vorstellen meiner Anlagestrategie, mit der ich eine Outperformance gegenüber dem DAX und einen durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von mindestens 20% plane. Ich freue mich über Feedback und Anregungen, das ist der Grund warum ich hier schreibe. 20% im Jahr hört sich für Trader vielleicht nicht außerordentlich gut an. Für mich ist es aber ein sehr ambitioniertes Ziel. Fondsmanager die dauerhaft 20% im Jahr gemacht haben, kann man weltweit an zwei Händen abzählen. Durch den Zinseszinseffekt würde aus den 50 000 Euro Musterdepot in 17 Jahren die Summe von 1,1 Millionen Euro entstehen. Wichtig ist die Kontinuität, es nützt nichts 16 Jahre 20% p.a. zu machen und im 17. Jahr 50% Verlust hinzulegen, dann würden sich nur 462 000 Eur ergeben.
Das Musterdepot zwar eine wichtige aber im Vergleich zur Strategie erstmal untergeordnete Bedeutung, da es nur 6 Monate läuft. Trotzdem dient es natürlich als Erfolgskontrolle, denn letztlich zählt was unten raus kommt. Die Begründung für den Kauf eines Wertes kann eigentlich nur im Kontext der Anlagestrategie richtig verstanden werden. Deshalb werde ich diese jetzt schrittweise vorstellen.
Kurz zu meiner Person:
Bin 1979 geboren und kam als Kind durch meinen Vater mit der Börse in Berührung.
Meine Aufgabe war es täglich aus dem Videotext die Kassakurse für seine jeweiligen Aktien aufzuschreiben. 1998, mit 18 Jahren kaufte ich meine ersten eigenen Aktien. Die anfänglichen Erfolge ließen mich übermütig werden. Ohne eine richtige Strategie und fundiertes Börsenwissen machte ich im Crash im Jahr 2000-2002 heftige Verluste.
Winston Churchill hat mal gesagt_ „Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.“ Das kann ich nur unterschreiben und das erwies sich als großes Glück.
Um in Zukunft die schweren Verluste zu vermeiden und mir mehr Wissen anzueignen, las ich alles über Börse was ich kriegen konnte (Benjamin Graham, Philip Fisher, Nicolas Darvas, Peter Lynch, Jesse Livermorre, Bernard Baruch, Kostolany, Carret, Marc Faber und alles über Buffett, Templeton und viele andere). Das Lesen nimmt immer noch den größten Teil meiner Börsenaktivitäten ein und darauf baut meine Anlagestrategie auf. Beruflich habe ich Wirtschaftsinformatik studiert einige Jahre bei einer Big 4 Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gearbeitet und bin jetzt in der Finanzbranche.
Zur Strategie:Ich habe festgestellt, dass es verschiedenen Wege gibt Geld zu verdienen (Fundamentalanalyse, Technische Analyse, Währungen Rohstoffe, Markttiming, Trading,etc.). Ich habe alles Mögliche mit mehr oder weniger Erfolg ausprobiert. Da Warren Buffett der zweitreichste Mensch der Welt ist und dass nur durch kluges investieren muss er irgendwas richtig gemacht haben. Deshalb habe ich mich seit einiger Zeit auf ihn konzentriert und mir vieles von Buffett kopiert und versuche seine Investmentphilosophie anzuwenden.
M. E. muss man eine Strategie langfristig diszipliniert durchhalten. Das hin und her wechseln zwischen Strategien lohnt sicht nicht. Konzentration auf die eigenen Stärken und die Vermeidung der eigenen Schwächen. Deshalb kann eine Aktienstrategie nur auf eine Person selbst zugeschnitten sein.
Meine Kapitalanlagestrategie ruht auf mehreren Säulen, die je nach Börsensituation und Gelegenheit die sich bietet anders gewichtet werden.
1) Stars, Investieren nach Buffett (Hauptteil des Depots)
2) Cash Cows / Value Buchwertspekulationen und Fundamentale Unterbewertung Buffets frühe Jahre)
3) Charttechnische Ausbrüche auf Mehrjahreshochs
4) Sondersituationen, sonstige Spekulationen
Neben den vier Säulen gilt es die Gewichtung untereinander die Diversifikation und den Zeithorizont festzulegen.
Heute werde ich anfangen die erste Säule zu erläutern
Stars, Investieren nach Buffett
In diesem Hauptteil des Depots geht es um die Partizipation an der langfristigen positiven Gewinnentwicklung eines Unternehmens, die sich in nachhaltige Kurssteigerungen auswirkt.
Diese Aktien werden als Unternehmensbeteiligungen gesehen und langfristig gehalten. „Investing is where you find a few great companies and then sit on your ass.“ Charlie Munger. Die Auswahl der Unternehmen erfolgt angelehnt nach Kriterien wie sie Warren E. Buffett immer wieder erfolgreich angewendet hat.
Die Werteauswahl erfolgt in mehreren Schritten:
a) Die Welt wird auf der Suche nach hervorragenden Unternehmen abgesucht und die Unternehmen werden auf die qualitativen Kriterien hin überprüft
b) Der Preis den man zahlt bestimmt die Rendite. Je nach Unternehmensbewertung und nach den quantitativen Kriterien entscheidet sich ob ein tatsächliches Unternehmen als Investment in Frage kommt, also ob die Aktie gekauft werden kann.
c) Dann erfolgt die Entscheidung welche Gewichtung dieser Wert im Portfolio einnimmt
d) Außerdem muss entschieden werden, ob man den Wert selbst kauft oder über ein Derivat partizipiert. Für das Musterdepot werde ich den erhöhten Einsatz von Derivaten nutzen um die Performance zu erhöhen.
Dieser Depotteil sollte unabhängig von den Launen des Aktienmarkts betrachtet werden. Hier steckt eine eigene Denkweise dahinter. Im Laufe der nächsten 6 Monate werde ich versuchen diese zu erläutern.
Der Fokus der Analyse liegt auf der Entwicklung der Unternehmen und nicht auf die Börsenentwicklung Der Grundsatz dahinter: Würde ich diesen Wert kaufen, auch wenn die Börse ab morgen geschlossen hätte und in 5 Jahren wieder aufmacht. Buffett: „Whenever Charlie and I buy common stocks for Berkshire’s insurance companies we approach the transaction as if we were buying into a private business. We look at the economic prospects of the business, the people in charge of running it, and the price we must pay. We do not have in mind any time or price for sale.
Indeed, we are willing to hold a stock indefinitely so long as we expect the business to increase in intrinsic value at a satisfactory rate. When investing, we view ourselves as business analysts – not as market analysts, not as macroeconomic analysts, and not even as security analysts“
Gesucht werden für diesen Depotanteil: Werte die langfristiges 2stelliges Gewinnwachstum mit einem weiterverbreitetem Produkt oder einer Dienstleistung versprechen. Das Unternehmen sollte in der Vergangenheit bewiesen haben wozu es fähig ist (durch langfristiges Umsatz und Gewinnwachstum). Phil Town drückt es in einem Satz aus: „Select wonderful businesses that continue growing for almost 20 years.“
Extrem wichtig ist die Vorhersehbarkeit des Geschäftes. Warren Buffet sprich von einer „absence of change“. Es sollte möglichst keine Veränderungen geben. Denn Veränderungen (neue Technologien, neue Wettbewerber, Änderung des Massengeschmacks haben schon viele Unternehmen das Überleben gekostet und die Gewinnmargen drastisch reduziert. Negativbeispiele: Der Absturz Kodaks mit Einführung der Digitalfotographie, oder die negativen Auswirkungen für Einzelhändler und kleine Geschäfte durch Einführung von Discountern und großen Ketten. Die Einführung von Flash Speichern für Festplattenhersteller, etc. Gesucht werden Unternehmen deren Produkt nicht überflüssig werden kann.
Außerdem muss das Unternehmen über „Moat“ verfügen. Wie eine Burg damals einen „Burggraben mit Sumpf und Krokodilen“ und hohe Mauern als Schutz hatte, sollte unser Star Unternehmen über eine starke Marke, oder ein Quasimonopol haben, oder ähnliche hohe Markteintrittsbarrieren die verhindern, dass ein Wettbewerber Geschäft abluchsen kann. Warren Buffett nennt es auch „Sustainable Competitive Advantage“.
Nur diese Eigenschaften, also der dauerhafte Wettbewerbsvorteil stellen sicher, dass das Unternehmen so weiter wirtschaften kann und die Renditekennzahlen sich nicht schlagartig verschlechtern. Ein Unternehmen deren Markt sich nicht ständig verändert, braucht auch keine übermäßig hohen Forschungs&Entwicklungsinvestitionen in die Zukunft mit dem ständigen Risiko, dass der Trend einmal nicht erwischt wird.
Nehmen wir als Beispiel einmal Ferrero.
Die Rezeptur und der Produktionsprozess von z.B. Nutella, Kinder Schokolade, Mon Cheri etc. ist seit Jahren unverändert. Die verkaufen jedes Jahr immer wieder dieselben Produkte. Erhaltungsaufwendungen und Technologische Änderungen halten sich in Grenzen.
Das Risiko das Nutella oder Überraschungseier morgen nicht mehr gekauft werden, halte ich für praktisch bei Null. Solche Unternehmen suche ich!
Ein weiterer Aspekt ist, dass wir Unternehmen suchen müssen, die keine hohen Erhaltungsinvestitionen erfordern. Volkswagen bracht zum Beispiel alle paar Jahre neue Modelle. Das verschlingt unheimliche Entwicklungskosten, die Maschinen müssen erneuert werden, ständig sind hohe Investitionen nötig um das Geschäft am Leben zu erhalten. Viel Geld wird ausgegeben damit man auf der Höhe der Zeit ist, den Anschluss nicht verliert und den Geschmack der Kunden trifft. Diese hohen Investitionen fehlen natürlich bei den Gewinnen.
Die Anlagenintensität des Geschäfts bei Ferrero im Vergleich zu VW ist sehr gering.
Außerdem sollte das Unternehmen keine Produkt vertreiben, welches nur über den Preis verkauft wird. Also keine Massengüter (einzige Ausnahme: das Unternehmen hat die nachhaltige Kostenführerschaft).
Ferrero oder Lindt heben fast jedes Jahr die Preise für ihre Produkte an. Allein schon die Inflation und die Preiserhöhungen sorgen für Umsatz und Gewinnsteigerungen und das überproportional im Vergleich zu einem anlagenintensiven Geschäft (weil die Kosten für Anlagen und Erhaltungsaufwendungen unterproportional steigen).
An dieser Stelle kommt noch dazu, dass Marken eine wichtige Rolle spielen bei der Schaffung von „Moat“ und Wettbewersvorteilen. Wehe es käme jemand auf die Idee mir nur eine normale Nuss-Nougat Creme anzubieten. Nein es muss die Marke Nutella sein. Oder ein anderes Beispiel: Pralinen. Ich schenke meiner Mutter Lindt Pralinen. Ich würde mich nicht trauen billige Aldi Pralinen mitzunehmen und zu sagen: Liebe Mama, ich habe Dir was mitgebracht, ist zwar von Aldi, aber die Pralinen waren 1 Eur billiger. Das würde keiner machen. Der Preis für das Produkt spielt in einem gewissen Rahmen keine Rolle. Diesen Namen müssen sich Unternehmen machen. Er muss weltweit als Garant für bestimmte Eigenschaften stehen.
Im Gegensatz dazu ein Zulieferunternehmen, das Produkt was es anbietet ist anonym und im schlimmsten Fall austauschbar, sollte es die Bedingungen des Einkäufers nicht mitmachen wird ein anderer Lieferant genommen. Solche Unternehmen sind zu meiden. Es lebt nur von der Angebots- und Nachfragesituation und den Konjunkturzyklen. Wir brauchen ein Unternehmen mit einem Produkt welches vom Kunden explizit nachgefragt wird (ein Zulieferer müsste sich durch explizite Eigenschaften abheben) also ein Markenprodukt oder eine unverwechselbare Dienstleistung.
Es gibt einfach Branchen und Unternehmen da herrscht Rückendwind und anderen bläst der Gegenwind nur so ins Gesicht. Die Airlinebranche ist so ein Negativbeispiel. Auf der einen Seite sind sie mit ständig steigenden Kosten durch mehr Sicherheit und steigende Ölpreise konfrontiert, auf der anderen Seite wird Fliegen immer billiger (nur für die Kunden versteht sich). Außerdem kommt irgendein Wettbewerber immer wieder auf die Idee ruinöse Ticketpreise zu verlangen und macht die Preise weiter kaputt. Bei diesen Unternehmen kann man an der Börse auch Gewinne machen, aber mehr durch gutes Timing und durch kurzfristige bis mittelfristige Spekulationen, und durch Einschätzung der kurzfristigen Angebots- Nachfrage situation. Oder z.B. durch Einschätzung der Konjunktur oder Schweinezyklen.
Unvollständige Zusammenfassung der Faktoren für in Frage kommende Stars / Buffett Werte:
Wichtig ist
1) Vorhersehbarkeit der Gewinne / Predictibility / Einfaches verständliches Geschäftsmodell / Rückenwind
2) Sustainable competitive advantage / Moat / Markteintrittsbarrieren / Wettbewerbsvorteile
3) Langfristiges Gewinnwachstum, welches in der Vergangenheit unter Beweis gestellt wurde.
4) Die Gewinne des Unternehmens müssen wieder gewinnbringend investiert werden (um den Zinseszinseffekt im UN zu erreichen) negativ: komplette Ausschüttung der Gewinne als Dividende, oder für Kreditzinsen und Erhaltungsaufwendungen, positiv: Aktienrückkäufe und Investitionen für Wachstum innerhalb des Geschäftsmodells
Um diese Gesellschaften zu finden gibt es Quantitative Kriterien und qualitative Kriterien. Im Folgenden sind Fragen angelehnt an Philip Fisher und Warren Buffett die man beantworten sollte bevor man langfristig investiert.
Positive Antwort folgender Fragen;
Ist das Geschäft einfach und leicht verständlich?
Sind die Gewinne des Unternehmens prognostizierbar?
Nachhaltig hohe Gewinne mit steigender Tendenz?
Nachhaltig hohe Eigenkapitalrenditen?
Behält das Unternehmen die Gewinne ein? Hohe Investitionen?
Gewinne frei verwendbar für Expansion oder Aktienrückkäufe?
Kann das Unternehmen seine Preise leicht der Inflation anpassen?
War das Unternehmen ständig aktiv im Geschäft?
Hat das Unternehmen günstige langfristige Aussichten?
Ist das Management seinen Aktionären gegenüber ehrlich?
Das Unternehmen sollte ein Verbrauchermonopol haben.
Kann das Unternehmen einem deutlichen Abschlag auf seinen Wert gekauft werden?
Gibt es Insiderkäufe?
Does the company have products or services with sufficient market potential to make possible a sizeable increase in sales for at least several years?
Does the management have a determination to continue to develop products or processes that will still further increase total sales potentials when the growth potentials of currently attractive product lines have largely been exploited?
How effective are the company’s research and development efforts in relation to its size?
Does the company have an above-average sales organization?
Does the company have a worthwhile profit margin?
What is the company doing to maintain or improve profit margins?
Does the company have outstanding labor and personnel relations?
Does the company have outstanding executive relations?
Does the company have depth to its management?
How good are the company’s cost analysis and accounting controls?
Are there other aspects of the business, somewhat peculiar to the industry involved, which will give the investor important clues as to how outstanding the company will be in relation to its competition?
Does the company have a short-range or long-range outlook in regard to profits?
In the foreseeable future, will the growth of the company require sufficient equity financing so that the larger number of shares then outstanding will largely cancel the existing stockholders‘ benefit from this anticipated growth?
Does the management talk freely to investors about its affairs when things are going well but „clam up“ when troubles or disappointments occur?
Does the company have a management of unquestionable integrity?
Soviel erstmal zum ersten Pfeiler der Strategie und zum Punkt a) also zu den qualitativen Indikatoren. (Suche nach hervorragenden Unternehmen, Überprüfung auf qualitative Kriterien)
Da gäbe es noch viel zu schreiben, zum Besipiel wie die Inflation langfristig wirkt, welchen Einfluss das Management hat, wann der richtige Kaufzeitpunkt und Verkaufszeitpunkt ist.
Ob und wie man diversifizieren sollte, welche Rolle die Psychologie spielt, etc.
Dazu mehr in nächster Zeit.
Der nächste Punkt also b) (Der Preis den man zahlt bestimmt die Rendite. Je nach Unternehmensbewertung und nach den quantitativen Kriterien entscheidet sich ob ein tatsächliches Unternehmen als Investment in Frage kommt, also ob die Aktie gekauft werden kann) ist ebenso wichtig. Das beste Unternehmen nützt nichts, wenn es zu teuer ist.
Zu den quantitativen Kriterien werde ich das nächste Mal etwas schreiben.
Dann ergibt sich auf mit der Zeit die Begründung für die Depotwerte 😉
Grüße P.T.
PS: ein Häppchen zu Moat:
Warren Buffet: The Importance of the Moat
„Every day, in countless ways, the competitive position of each of our businesses grows either
weaker or stronger. If we are delighting customers, eliminating unnecessary costs and improving our
products and services, we gain strength. But if we treat customers with indifference or tolerate bloat, our
businesses will wither. On a daily basis, the effects of our actions are imperceptible; cumulatively, though,
their consequences are enormous.
When our long-term competitive position improves as a result of these almost unnoticeable
actions, we describe the phenomenon as “widening the moat.” And doing that is essential if we are to have
the kind of business we want a decade or two from now. We always, of course, hope to earn more money
in the short-term. But when short-term and long-term conflict, widening the moat must take precedence.“
Warren Buffet in the 2005 Berkshire Hathaway Annual Report
JL says
Hut ab P.T. Fuer einen 27jaehrigen diese Belesenheit. Das Chancen/Risiko Verhaeltnis fuer Ihre finanzielle Zukunft steht sehr gut. Ich freue mich auf diese Ergaenzung der Trendgedanken. Viel Erfolg!