Die Gelder, die kurzfristig kaufen wollten (eod), sind gestern endlich in den Markt gegangen. Sie wiegen sich – gemessen an der Variablen „certainty“ – in Sicherheit, dass es nun erst mal nur noch weiter nach oben geht. Das ist im Prinzip bärisch. Wenn überdies jedermann und jede Frau und fast alle ihre Nachbarn wegen der vielberufenen „seasonality“ jetzt eine große Aufwärtsbewegung erwarten, ist das für erfahrene Trader ebenfalls bärisch.
Im Gegensatz zum extrem überhitzten eod sentiment bleibt das end of week sentiment (eow) weiterhin neutral. Daher muss kein roter Punkt vergeben werden. Aus der beobachteten und hier berichteten Diagnose müssen alle Trader ihre Prognose selber bilden. Ich persönlich ziehe den Schluss, dass es eine quälende mehrwöchige Seitwärtsbewegung mit Chancen nur für kurzfristiges daytrading in einer nervenaufreibenden trading range geben dürfte. Irgendwann wird dann „The Great Humiliator“ (so Ken Fisher über die Börse) wohl noch einmal eine Bärenfalle aufbauen.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Wird das end-of-week Sentiment an jedem Börsentag berechnet, täglich ergänzt, bis der Wert am Freitag schließlich feststeht?
Oder beziehen Sie sich bei der eow-Betrachtung auf die Daten, die Sie Ende vergangener Woche erhoben haben?
Herbert says
Diese end-of-week Daten werden Mittwoch, Donnerstag und Freitag veröffentlicht. Ich berechne sie multivariat normalerweise erst, wenn die Freitagsdaten nach Marktschluss da sind.
In diesem Falle habe ich die bis heute veröffentlichten Daten ausnahmsweise einmal in die übrigen Daten vom letzten Freitag eingesetzt, um zu sehen, ob sich die Berechnung stark verändern würde. Dies war nicht der Fall. Natürlich bleiben die Daten von morgen abend abzuwarten.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Aha, gut. Dann könnte es also sein, dass heute oder morgen doch noch ein solch roter Punkt entsteht.
Ich frage deshalb, weil nach meinem (internen) US-Beobachtungsmodell eine Überhitzung entstanden ist, die das Niveau vom Sommer sogar noch übersteigt.
Besonders die Rallye gestern Abend führte dazu, dass sich die Überhitzung noch einmal deutlich verstärkte.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Die Treppenstufen im DAX sehen aus, als ob jemand
1. große Aktienpakete auf den Markt wirft
2. wartet
3. große Aktienpakete auf den Markt wirft
4. wartet
5. …
…
Es ist niemand da, der sie zu den Preisen kaufen möchte.
Verständlich.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Microsoft ist eine Bank mit angeschlossener Softwareabteilung – und zwar OHNE die banküblichen Kreditrisiken.
Deshalb ist der Wert so stürmisch gefragt.
http://finance.yahoo.com/q/bc?s=MSFT&t=3m
Wertet man das wie in den Vorjahren
http://www.movingmarkets.de/images/msftnd100.GIF
als Kontraindikator für den Aktienmarkt, weist das auf weitere Turbulenzen hin.
JL says
Die Nachricht koennte lauten: Citigroup files for chapter 11 😉
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Die Fed Aussage, dass Inflations- und Wachstumsrisiken „ausgewogen“ sind, drückte eine gewisse Portion Hilf- und Handlungslosigkeit aus.
Womöglich war das eine Nachricht an die Entscheidungsträger bei den Geschäftsbanken nach dem Motto „wir haben alles getan, jetzt seid ihr dran“.
Und noch ein Gedanke dazu:
Vielleicht wären 0,5 Prozentpunkte Senkung gar nicht durchsetzbar gewesen …?
Wenn hohe Sicherheiten gefordert werden, weil die Bonität zu schlecht ist, geht das über das Zinsniveau. Ein miserabler Schuldner muss höhere Zinsen bezahlen.
Da kann die Notenbanken die Leitzinsen so viel senken, wie sie will. Wenn die Kredite nicht zu dem niedrigeren Preis bei den Unternehmen ankommen, spielen Senkungen auf dem freien Markt keine Rolle mehr.
Die Fed hätte dann die Kontrolle über den Kreditmarkt verloren.
Zurzeit wird das an den Märkten jedoch nicht so gedacht. Die Renditen fallen. Aber gestern schossen Renditen der Langläufer plötzlich nach oben.
http://finance.yahoo.com/q/bc?s=%5ETYX&t=5d
Mal sehen, wie es dort weiter geht. Aus dem Chart der 10jährigen lässt sich eine Bodenbildung ableiten, d.h. die Zinsen könnten eher wieder eine steigende Tendenz bekommen.
http://finance.yahoo.com/q/bc?s=%5ETNX&t=2y&l=on&z=m&q=l&c=
Das wird in der nächsten Zeit zur Risikobeurteilung der Märkte zu beobachten sein.
Es fragt sich blos, wo das viele Geld, das dort abgezogen werden könnte, hin soll. Immobilien nicht, Aktien nicht, Anleihen nicht … Sachwerte / Rohstoffe vielleicht … Schuldentilgung vielleicht … zumindest in den Fällen, in denen das möglich ist. Es wird immer komplizierter bei den gegenseitigen Wechselbeziehungen der Assets.
Damian says
Ich lese schon mal das Blog vom Sy Harding. Er ist der Meinung, dass die blauen Kreiseln auf diesem Bild
http://www.syhardingblog.com/assets/images/DJ103107.jpg
ziemlich identische Konstelationen seien. Und momentan sieht es auch danach aus.
@Gert Schmidt
Haben Sie diese Tage im Sommer gemeint?
@Herbert
Lassen sich diese zwei Perioden in den blauen Kreisen, als der DJ die 21 Tage Linie von unten getickt hat, sentimenttechnisch vergleichen? Damals kam ebenfalls kein roter Punkt und wir sind doch um einiges im relativ hohem Tempo nach unten gefallen.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Damian, worauf beziehen Sie die Frage nach den Tagen, welches Statement …?
Jutta says
die Luft ist momentan raus. Trotz Warnzeichen sind die Indizes in den letzten Tagen fast wieder am oberen Rand gewesen, über die 8000.
Die Zinssenkung auf die Alle gewartet haben fiel unspektakulär aus, nur 0,25 %, das war in den Kursen schon eingepreist. Deswegen jetzt die Verkäufe.
Damian says
Gerd Schmidt schreibt: Ich frage deshalb, weil nach meinem (internen) US-Beobachtungsmodell eine Überhitzung entstanden ist, die das Niveau vom Sommer sogar noch übersteigt.
Herbert says
Hallo Damian,
beim blauen Kreis handelt es sich um Anfang August. Damals waren die langsam laufenden end-of-week Geldbewegungen im tief pessimistischen Bereich, wogegen sie jetzt neutral sind. Gestern waren die volatilen end-of-day Geldbewegungen extrem euphorisch, weshalb ich einen ad hoc Artikel noch vor dem Absturz gepostet habe, wogegen sie Anfang August im neutralen Bereich ebenfalls in tiefen Pessimismus verfallen waren. Die Situation war also sehr viel anders.
Herbert says
Korrektur: in meiner Mail muss es richtig heißen: wogegen sie Anfang August ebenfalls in tiefen Pessimismus verfallen waren. …. Ich füge noch hinzu: Pessimismus erhält den Abwärtstrend so lange, bis er ein Extrem erreicht. Dieses Extrem wurde damals am Tagesschluss des 14. August errreicht.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Ja, so war das gemeint: Die aktuelle Überhitzung übersteigt das Niveau von Mitte Juli 2007.