Gestern haben fast alle Marktteilnehmer meßbar und sichtbar das Handtuch geworfen. Auf 90% aller Indikatoren realer Handelsaktivitäten wich Unschlüssigkeit der Überzeugung, dass es jetzt erst einmal nur noch abwärts gehen dürfte. Grafisch stellt sich diese für einen „bounce“ notwendige Kapitulation („Rette sich, wer kann“) so dar:
Früher habe ich eine solche Kongruenz der langsam laufenden und der schnellen Zeitreihen (beide beruhen auf unterschiedlichen Indikatoren) einmal als „grünen Punkt“ bezeichnet. Jetzt ist er wieder da. Ob diese Extreme in der Vergangenheit etwas brachten, müssen die Forumsteilnehmer selber beäugen. Ob es diesmal wieder klappt oder trotz meßbarem Ausverkauf dennoch ein gigantischer „drawdown“ dieser Sentimentmessung droht, bleibt abzuwarten.
börsentiger says
Es sind auch wirtschaftspolitische Maßnahmen im Anrollen. Die USA plant ein milliardenschweres Konjunkturprogramm + Steuersenkungen + Zinssenkungen. Auch die EU hat ein Maßnahmenpaket in der Lade.
Die Börse wird darauf bald reagieren.
Damian says
Danke Herbert für Ihr Bericht. Bin ebenfalls der Meinung, dass wir die nächsten Tage durchaus das Zeug haben werden nach oben zu marschieren, um vielleicht noch mal die 8 vorne im DAX zu sehen. Aber ich bin bekanntlich der schlechteste Trader hier im Board 🙂
Ach, und es ist wirklich so wie Herr Schmidt schrieb: wir lesen manchmal aus den Berichten in der Presse etwas, was wir gerne lesen möchten…
Herbert says
Hallo Damian,
genaue Inspektion meines letzten großen Kaufsignals („grüner Punkt“) am 14. 8. ergibt: Am 14. 8. gab es zwar dieses Kaufsignal bei SPX Tagesschluss 1426. Das war zeitlich auch die Kaufzone, denn zwei Tage später drehte der Markt. Aber es gibt mehrere Abers: a) am 15. 8. fiel der SPX erst noch einmal auf 1408, b) am 16. 8. war das Tief bei 1369. Der SPX fiel also nach dem Kaufsignal noch 4%
Ich gehe deshalb nicht mechanisch nach dem Kaufsignal. Ich kaufe jetzt mur gute Aktien mit hoher relativer Stärke: Apple und Linde. In Futures gehe ich erst, wenn es denn heute oder morgen ein Paniktief geben sollte. Das ist nicht prognostizierbar. Prognostizierbar ist nur, dass wir – bis zum Beweise des Gegenteils – in einer Kaufzone angelangt sind.
Damian says
Herbert, ich bin seit etwa dem ersten ATH im DAX im Sommer 2007 mit dem ShoftDAX ETF investiert und werde dieses Investment nicht verkaufen, selbst wenn DAX im Frühjahr neue ATHs schaffen sollte. Ich bin fundamental so was von bärisch und mit jedem Monat noch mehr. Selbst, wenn der DAX in der Zeit, in der ich investiert bin, nicht verlieren sollte, gewinne ich, da ich die doppelten EONIA Zinssatz in dem ETF kassiere.
Ich bin allerdings der Meinung, dass wir auf dem Weg nach unten noch ein mal korrigieren werden und diese Korrektur durchaus in den nächsten Wochen stattfindet, vielleicht hat sie bereits heute begonnen, wer weiß? Und weil ich kein Lotto spiele, habe ich ein paar Euro übrig für eine KnockOut Wette auf den steigenden DAX. Und weil ich Ihren Berichten viel Gewicht beimesse, bin ich so froh ihn hier gelesen zu haben. Danke noch mal.
piano says
Hallo Herbert wollte mal wissen wie du die nächsten Monate bis zum Sommer so siehst.Zinssenkungen,Steuersenkungen und Konjunkturprogramme sind noch zu erwarten,wie weit kann der Markt noch fallen?
Herbert says
Hallo Piano,
ganz ehrlich, ich kann keine Prognosen auf mehrere Monate machen. Meine Handelstechnik lebt von a) daytrading (kleine Positionen) und b) swing trading über 5-11 Tage (große Positionen).
Scherz: wenn ich eine Prognose machen müßte, dann würde ich den uralten Kuntsgriff anwenden: „If you give a time don’t give a number, if you give a number don’t give a time“.
Damian says
Piano, jeder ist für seine Investments bzw. Trades selbst verantwortlich. Herbert kann die Märkte nicht beeinflussen, und Herr Schmidt kann es auch nicht. Selbst die FED kann es auf Jahressicht nicht. OK, vielleicht wenn die FED, als die nächste große finanzielle Innovation, negative Zinsen in den Staaten einführen würde. 😉
Was uns Herbert allerdings gibt, und das praktisch gratis, ist seine Sentimentanalyse, die für Swingtrading sehr wichtig ist. Zumindest ich habe gelernt auf seine Einschätzung zu hören, um dann kombiniert mit anderen Bewertungen mit meinem Taschengeld und hohen Hebeln entsprechend zu wetten. Aus reinem Spaß am Zocken und, um mich selbst als angehender Trader besser kennenzulernen. Nur im Gegensatz zum Lotto liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn erheblich höher, was nicht heißt, dass es nicht zum Totalverlust kommen kann. So ist die Börse eben.