Bayer übernahm vor einem Jahr Schering. Dazu hatte ich die These aufgestellt, dass Schering zu teuer sein könnte und Bayer sich an dem Unternehmen verschluckt.
Das ist das Statement dazu:
http://www.movingmarkets.de/trends/log/?p=937
Sollte das zutreffen, dürfte es aussichtsreich sein, bei Bayer auf fallende Kurse zu setzen. Aus dem Blickwinkel der Markttechnik spricht einiges dafür.
Inzwischen notiert Bayer immer noch rund 40 Prozent über dem Niveau von 2006, woraus zu schließen ist, dass die Börse solche Risiken nicht sieht. Die Marktteilnehmer gehen weiterhin davon aus, dass Schering ein echter Gewinn für Bayer gewesen ist.
ABER:
Nachdem es für Unternehmen schwerer geworden ist, sich zu refinanzieren, könnten die Kosten für Anleihen und Bankverbindlichkeiten steigen. Die Summe der Verbindlichkeiten liegt per 31.12.2006 rund 11.000.000.000 Euro über dem Vorjahr.
Zwei Risikovarianten könnten bestehen:
1. Höhere Finanzierungskosten (ist aufgrund der Marktlage klar)
2. Abschreibungsbedarf für den Fall, dass der Schering-Wert zu hoch angesetzt in den Büchern steht (müsste mit Bilanz know how herauslesbar sein)
Normale unternehmerische Schwierigkeiten, z.B. bei der Entwicklung und Marktzulassung von Produkten könnten unter solchen Bedingungen zu erheblichen Schwierigkeiten führen.
Leider bin ich kein Bilanzexperte, um echte Risiken anhand des Zahlenmaterials von Bayer nachzuweisen. Aber weil hier Expertenwissen versammelt ist, würde ich gern alle Trend Gedanken Leser in die Entscheidungsfindung einbeziehen.
Zur Bayer-Bilanz mit den Konzernveränderungen
Insbesondere das verstehe ich nicht (in der Mitte der Seite zu finden):
Akquisition von Schering
Mit dem Anpassungsbetrag (Fair-Value-Anpassung) werden die Differenzen zwischen den Restbuchwerten und den beizulegenden Zeitwerten zum Erwerbszeitpunkt beim Käufer berücksichtigt.
Die Kaufpreis-Allokation berücksichtigt alle auf den Akquisitions-Zeitpunkt bezogenen Wertaufhellungserkenntnisse.
Könnte das jemand so erklären, dass ich es verstehe?
Welchen Wert hat Bayer in seinen Büchern stehen:
a) den Buchwert zum Zeitpunkt der Erstkonsolidierung
b) den Anpassungsbetrag
c) den Buchwert nach der Akquisition
???
Haben Sie andere Ideen, wo Abschreibungsbedarf in der Bilanz gefunden werden könnte?
john says
GS.normalerweise hat wird ein unternehmen zum buchwert aufgeführt und um den anpassungsbetrag ergänzt,also erhöht oder vermindert dieser betrag den buchwert .aber wie will man genau feststellen wie hoch dieser wert ist??ich finde diese aussage sehr schwammig.welchen wert das zugekaufte unternehmen dann wirklich hat und bringt,sieht man ja letzlich nur in der gesamten bilanz und selbst da muss ja eine gewinnsteigerung nicht dem zukauf entspringen.bin aber nun alles andere als ein finanzexperte,beschäftige mich nur ab und zu damit
SH says
Eine gute und interessante Frage. Generell ist mir Bayer auch zu teuer. Habe jetzt leider nicht die Zeit mir die Bilanz genau anzuschauen. Ist aber prinzipiell auch gar nicht notwendig, da die zweite Frage „Wert zu hoch angesetzt“ ohnehin nicht in der Bilanz steht.
Okay, man kann jetzt nach zu hoch angesetzten Werten schauen. Abschreibungen schön. Das ist hier aber m.E. nicht die richtige Herangehensweise. Schering ist ja keine Bank oder ein Immobilienunternehmen.
Die Frage nach dem „richtigen Wert“ wird ja nicht an derzeitigen Wert festgemacht, gerade auch da bei Schering als Pharmaunternehmen sehr viele „intangible Assets“ bzw. „immaterielles Vermögen“ den Wert steigert.
Das war nach HGB ohnehin so, das bleibt nach IAS/IFRS, da gerade Zwischenergebnisse nicht bilanziert werden, weiter so. Und Patente: Bayer ging es bei dem Zukauf ja gerade darum im Bereich der Verhütungsmethoden Fuss zu fassen. Da hat Schering mit der Pille für den Mann etc, was in der Pipeline, auch wenn das im ersten Anlauf nicht geklappt hat.
Anyway: Mein erstes Fazit wäre, dass die Bayer so hoch bewertet ist, da sich viele neue Impulse durch Schering erwarten. Zukünftige Gewinne stehen nicht in der Bilanz. Demzufolge würde ich Bayer nicht shorten aus fundamentalen Gründen.
Schau mir demnächst trotzdem mal die Bilanz an, vielleicht finde ich ja das ein oder andere Laborgerät, was zu hoch angesetzt ist. 😉
http://www.richardtweb.de/VortragEltville_1-2-05.ppt
JL says
@ Herr Schmidt: als Ingenieur in einer meinem Studium etwas entfremdeten Taetigkeit, habe ich hier nur etwas ‚praktisches‘ Wissen:
Buchwert = Kaufpreis Assets minus Abschreibungen bis dato
Fair Value = ermittelter Marktwert der Assets
Wie John schon sagt, der Fair Value kann ueber oder unter dem Buchwert liegen.
Beispiele:
1. Maybach des Chefs wird ueber 5 Jahre abgeschrieben, ist aber nach 5 Jahren immernoch was wert (in der Regel). D.h. fair value (dazu gibts bei Autos Tabellen) liegt ueber Buchwert.
2. Altlagerbestand: kann mit Bezugswert in der Bilanz stehen. Abh. vom Verhaeltnis zum Finanzamt, kann man hier aber nach einem definierten Zeitraum (steuerlich wirksame) Wertberichtigungen nach unten durchfuehren.
Letzteres ist eine gute Moeglichkeit um den vorsteuergewinn zu schmaelern, d.h. weniger Steuern zahlen zu muessen.
Was steuerlich machbar ist, haengt natuerlich von den GAAP des jeweiligen Landes ab.
Wie John sehe ich in dem Kommentar bei dem Fair Value Einwurf, die Gefahr einer Asset Ueberbewertung. Soll nochmal einer sagen, Buchhaltung ist trocken und nicht spannend kreativ (ha!). Der Fair Value der Schering Immobilienwerte in den USA bzw. der Pensionsrueckstellungen investiert in Immobilienfonds, wie der wohl aussieht? 😉
JL says
Wenn Bayer den Kaufpreis in den Buechern stehen hat, dann den Fair Value Betrag, so lese ich das, um Ihre eigentliche Frage zu beantworten. Also ein hypothetischer Wert.
JL says
Ja, der Dax verhaelt sich schon sehr merwuerdig heute. Erst Eroeffnung mit einem 200 Pkte Gap (habe ich auch noch nie gesehen), und dann der Abpraller der toten Katze (was ja nachvollziehbar ist bei dem Gap bzw. anfangsminus), und danach die fast-Senkrechte auf 7500. Da ich denke, dass das Volumen sehr gering ist heute (keiner traut sich richtig), koennte dies ein kleiner effektiver Shortsqueeze unter wenig Einsatz gewesen sein. Aber danach haette ich ein Abbroeckeln erwartet, da mission erfolgreich. Stattdessen stabilisiert er sich aber auf relativ hohem Niveau, mmmh.
Heute wirklich Einzelgaenger Index, denn Estx macht solche Eskapaden bislang nicht. Bleibt schoen unten, wie sich das bei den Vorgaben gehoert 😉
Typ 17 says
ich versteh den dax heute auch nicht recht, hab aber darauf spekuliert, das die 7400 keine dünne marke ist. hat sich gelohnt, bin auch wieder raus, da für mich der sprunghafte anstieg etwas zu gut ist, und ich mit gewinn auf nummer sicher gehen wollte. erstmal lage sondieren und hände in der hosentasche lassen.
lg
U.M. says
GS. JL hat das mit dem Maybach gut beschrieben. Nun der Anpassungswert ist eben die Differenz zwischen Buchwert und Fair Value. Bei der Bayer Bilanz sehen sie unter „Geschäfts- oder Firmenwert“ einen Anpassungsbetrag von 5.407. Dieser nennt sich (nur) auf dieser Zeile bezogen auch Goodwill, welcher dann (steuertechnisch vorteilhaft) mit den Jahren natürlich wieder Abschreiben lässt. Somit werden auf immaterielle Güter (z. B. Erfindungen) bewertet, welche zwar heute bei der Übernahme einen Wert haben aber in 20 Jahren keinen mehr, weil Standard, bzw. auch patentschutzrechtliche Mechanismen nicht mehr anwendbar sind.
Abschreibungsbedarf: Würden wir das wissen, dann würde wohl nicht jede Firma – welche in der Vergangenheit gekauft wurde – tatsächlich übernommen. Grössere Firmen wenden in der Regel die indirekte Abschreibung über ein Wertberichtigungskonto an. In der Bilanz aufgeführt wird nur der Buchwert (z. B. für die Anlagen), was natürlich zu Spekulationen Anlass gibt (wurde zuviel abgeschrieben entstehen stille Reserven (ist heute buchalterisch nicht mehr von Vorteil – Steuern…) wurde zuwenig abgeschrieben entsteht ein zusätzlicher Abschreibungsbedarf, der dann in der Bilanz im schlimmsten Fall als zusätzlicher Aufwand aufgeführt werden muss.
Ob die Abschreibungen in der Vergangenheit richtig oder falsch vorgenommen wurden, kommt in der Due Dilligence (da gibt es dann zahlreiche Unterkapitel) Prüfung raus, den diese entscheidet über den Fair Value der Firma und dort sind die zuviel oder zuwenig berücksichtigten Abschreibungen enthalten. Aber und das als Antwort: Gegen Aussen wird ein zusätzlicher Abschreibungsbedarf nur im Notfall kommuniziert….
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Also kurze Zusammenfassung in Sachen Bayer: Wir wissen, dass wir nichts wissen.
Danke für Ihre Erläuterungen!
Demnach darf das bewährte Prinzip angewendet werden, auf das Kurs- und Umsatzzusammenspiel zu schauen: Die Markttechnik zeigt abwärts. Also dürfte es fundamentale Erklärungen erst im Nachherein geben.