Es finden in der Anlageberatung Fehler statt, die sich an der Börse auswirken.
Beispiel: Letztens erhielt ich einen Anruf einer 65-jährigen Dame, die mich um Rat fragte. Sie hatte keinerlei Erfahrung an der Börse und wollte ihre Ersparnisse (50.000 Euro) 10 Jahre lang anlegen und sie mit 100%iger Sicherheit komplett am Ende der Laufzeit ausgezahlt bekommen.
Der Berater hat ihr einen Dachfonds verkauft, der gedrittelt in Aktien-, Renten- und Immobilienfonds anlegt. Sie ging davon aus, dass sich ihr eingesetztes Kapital jährlich mit 10% verzinst.
Es war ihr nicht klar, dass dieser Fonds auch Verluste erwirtschaften kann.
In der Anlageberatung darf nicht passieren, dass eine 65jährige Dame ohne Geldanlageerfahrung mit Aktien spekuliert. Für sie wäre eine Kombination aus Geldmarkt, variabel verzinste Staatsanleihe, Rentenfonds und Immobilien angemessener gewesen.
Der gemischte Fonds mit Aktienanteil hätte nur jemandem verkauft werden dürfen, der deutlich jünger gewesen wäre. Meine Vermutung: Die Vermittlungsprovision ist bei Produkten mit höherem Risiko größer.
Da das kein Einzelfall sein dürfte, ist es möglich, dass viel Geld in die spekulativen Märkte fliesst. So gesehen ist es nicht überraschend, dass die Moving Markets Indikatoren in dem Bereich eine hohe Investitionsquote feststellen. Die Investmentgesellschaften bringen dort Geld unter, das sie zuvor von ihren Kunden eingesammelt haben.
Sollte der Trend einmal drehen: Die Kündigungsquote der schlecht beratenen Fondsanleger dürfte die Märkte auf dem Weg nach unten zusätzlich unter Druck setzen.
MP says
Einfache Sache imgrunde: die Dame will in 10 Jahren 100% zurück, das ist das Hauptziel. Habe ich das richtig verstanden?
Wenn ja: berechnen, welcher Betrag, heute in Anleihen, Festgeld, oder Ähnlichem angelegt in 10 Jahren 50.000 ergeben (Zinseszins mit berücksichtigen). Diesen Teilbetrag der Ersparnisse entsprechend anlegen. Damit ist die oberste Zielsetzung sicher erfüllt.
Mit der Differenz kann man Fonds-Anteile kaufen, Minis, Optionsscheine, Goldbarren … was immer man meint, profitabel sein könnte.
Bei dieser Konstruktion kann das „spekulativ“ angelegte Geld völlig verdampfen – am Ende wäre immer noch das Grundkapital übrig.
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Daß etliche Anleger Fonds als so eine Art „intelligentes, profitables Sparbuch“ sehen, ist leider wahr. Auf der anderen Seite sind die meisten dieser Anleger weit älter als 18, entscheiden auch sonst selbständig über ihr Leben und hätten eigentlich Erfahrung genug zu erkennen, daß sich Geld nicht per se vermehrt. Von daher verstehe ich die Naivität nicht, mit der Anleger ihre Gelder investieren.
Schönen Grüß von der T-Aktie und diesem Schauspieler von damals …