Mit dem neuen Zwischenhoch kam der DAX dort an, wo eine Umverteilung/Top-Bildung wahrscheinlicher ist, als es unter 6.500 Punkten der Fall war.
Damit die „großen Jungs“ Gewinne mitnehmen können und freie Barmittel in andere Geldanlagen umschichten, brauchen sie eine gute Stimmung an der Börse. Schließlich kommt es bei einem guten Geschäft darauf an, andere „Dumme“ zu finden, die ihnen die Papiere zu höheren Preisen abnehmen. Die Börsenberichterstatter werden es ihnen erleichtern.
Angesichts der Ereignisse bei Siemens erscheint es grundsätzlich riskant, der Unternehmensberichterstattung blind zu folgen (keine wirkliche Überraschung nach den Jahren 2000ff). Eine Portion Skepsis ist gefragt, wenn Zahlenwerke Quartal für Quartal vorgelegt werden.
Der Gestaltungsspielraum ist offenbar groß genug, um hunderte von Millionen Euro verschwinden zu lassen. Solche Keksdosenbilanzen sind geeignet, das Vertrauen an den Märkten zu erschüttern.
Die Siemens-Story könnte dabei die Spitze des Eisbergs sein. Wer gedacht hatte, dass lukrative Verträge mit Neukunden dadurch zustande kommen, dass das Gütesiegel „Made in Germany“ ausreicht, irrt. Umschläge mit Geldscheinen und Gefälligkeiten sind es, die die Auftragseingänge steuern.
Besonders anfällig erscheint dabei auch der Milliardenmarkt im Bereich Gesundheit. Unternehmen, die sich hier ein Stück vom Kuchen sichern wollen, müssen tief in die Taschen greifen. Schließlich gilt es, möglichst flächendeckend Anwender ihrer Produkte zu finden. Aussichtsreicher Short-Kandidat bleibt deshalb Bayer.
Im Moving Markets Depot besteht kein Handlungsbedarf: DAX Positionen Thyssen (Übernahmephantasie) und BASF (antizyklisches Sicherheitsinvestment mit niedrigem Beta Faktor) bleiben haltenswert. Die zuletzt gekaufte VEM Aktienbank kommt in Schwung. Der Einstieg der Investmentgesellschaft Lone Star bei der Mifa AG bekommt dem Aktienkurs prächtig.
Konkrete Hinweise für eine Short-Spekulation für den DAX Index gibt es nicht. Hierfür ist eine Seitwärtsbewegung erforderlich. Solange das deutsche Börsenbarometer neue Hochs generiert, bleiben Short Investments riskant.
Okay says
Die Bewegungen bei der VEM Aktienbank waren gestern sehr auffällig. Kursanstieg von über 12 % an einem Tag ist bemerkenswert. Ich habe keine aktuellen Nachrichten dazu gefunden. Fragt sich, wer weiß da etwas und wer kauft da? Heute werden Gewinne mitgenommen. Interessant, wie es weiter gehen wird. Bei einem KGV von etwa 6,7 für 2007 ist die VEM Aktienbank für mich immer noch ein klarer Kauf.
S.D. says
Hallo Herr Schmidt,
Was halten Sie von einem Pair- trade short Bayer und long BASF Ihre Aussagen gegen ja schon dorthin…
Jutta says
Siemens hat sich von der Communication Sparte – durch Ausgliederung und einbringen in den Joint Venture mit Nokia zu „Nokia Siemens Network“ – getrennt. Das Nachfolge Standbein ist u.a. die ausgebaute Medizin Sparte.
Ihr Hinweis das gerade im medizinischen Bereich Produkte ohne „Provisionen“ schwer einzuführen und und zu verkaufen sind, bedeutet wohl, dass hier die schwarzen Kassen sichn gerade erst im Aufbau befinden.
Die ganze Angelegenheit ist auch etwas verlogen. Immerhin können deutsche Firmen generierte „Provisionen“ zur Auftragsbeschaffung im Ausland bisher von der Steuer beim deutschen Fiskus absetzen.
Gert Schmidt says
VEM:
Gut möglich, dass ein Börsendienst den Titel zum Kauf empfohlen hat. Der Wert steht ja schon länger auf den Kauflisten:
http://www.vem-aktienbank.de/irpages2/show.ssp?id=5&companyName=vem&language=German
Nur: Erst jetzt ist es günstig genug, dass das Mini-Bankhaus kaufenswert ist.
Gert Schmidt says
@Jutta, Siemens – ein Missverständnis:
Nicht bei der Siemens-Medizinsparte.
Ich meinte ganz allgemein das, was in der Pharmabranche in der Produktplazierung geschieht.
Konkrete Beispiele möchte ich hier nicht aufführen. Wir dürfen davon ausgehen, dass heftig „geworben“ wird, um Produkte (Medizin/Medizintechnik) verkaufen zu können.
Das müsste mal gerechnet und abgeschafft werden. Die Gesundheitskosten könnten sich anschließend auf deutlich niedrigerem Niveau einpendeln.
Gert Schmidt says
@ S.D.
Ja, erscheint interessant. Wenn Bayer in die Knie geht, könnte BASF davon profitieren. Nur: Wenn die gesamte Branche unter Druck gerät, dürfte auch BASF die Luft raus sein.
Bayer hat nach dem Schering Deal die schlechteren Karten. Die höheren Umsätze in den vergangenen Tagen würden eine Top Bildung erlauben. Geht der DAX in die Knie, könnte der Titel überdurchschnittlich fallen.
Jutta says
Verkaufssignal von gestern Nachmittag beim BUND Future, Aufwärtstrend seit 1.11.2006 gebrochen.
Das impliziert für mich Inflationsrisiko und somit steigende Zinsen in der BRD. Kein gutes Futter für Aktien.
mafi says
Anleihen laufen den Aktien um ein paar Monate voraus – ein schönes Muster; erste Warnung.
Ein Grund ist sicher der Genannte.
U.M. says
Schon interessant… LS-Indikator tendiert freundlich nach unten, AD Linie aber wieder etwas steiler nach oben (-), Umverteilungsindex leichte Tendenz gegen unten (ja ja ich weiss, darauf nicht so viel geben), auch bei den Beta Werte keine wirkliche Tendenz herauslesbar. Dazu schwaches Ordervolumen.
Entweder warten alle auf Morgen oder ich weiss auch nicht… So richtig schwarze Wolken ziehen nicht auf, aber irgendwie alles etwas verdächtig… Mal schauen, was heute Abend und Morgen passiert.
Klar beim Dax 7000 kann man dann sagen: Shit, warum haben wir nicht gekauft… aber das ist ja das Schöne. So richtig weiss man eben nicht wie’s raus kommt… Deshalb: In doubt stay out… Lasse mein Geld lieber in einer Hafenkneipe liegen (dort habe ich ebenfalls mindestens 4% bei jedem Deal!)
dochasi says
herr schmidt.irgendwie hab ich das Gefühl der markt läuft uns davon
bereue bei 6200 nicht massivst und länger long gegangen zu sein-
wer kauft denn jetzt noch?und wenn ein Rückschlag kommt.das alte
Dilemma -wie weit wird er gehen um einen guten Einstieg zu finden
schaschlik says
DAX macht nachbörslich nicht die US-Performance mit.
Kann sein das das Gap morgen früh direkt geschlossen wird
und gleichzeitig die 6520 getestet werden bevor die 6600
anvisiert werden.
Gert Schmidt says
Der Markt kann nicht davon laufen. Und einen Rückschlag wird es auch geben (an dem sich teilnehmen läßt).
Bis dahin ist es besser, etwas risikoärmer Geld zu verdienen. Vor allem verdirbt es nicht das Weihnachtsfest 8)
Das Chance/Risiko-Verhältnis ist auf der Long- und Short Seite nicht ausgeglichen. Das wird Ihnen eine große Zahl der Mitleser bestätigen.
Deshalb: In Ruhe schauen und nach dem richtigen Handelsmuster suchen.