Das Handelsblatt schreibt heute (Autor ist UBS Analyst Michael Riesner, UBS Investmentbank):
„… dass am Markt momentan sehr viel skeptischer gesprochen als gehandelt wird.“
Moving Markets Leser wussten das: Michael Riesner bestätigt, was in den vergangen Wochen anhand der Indikatoren zu beobachten war. So ist es nützlich, eine Meinung dazu von anderer Stelle zu lesen.
Die Schlussfolgerung aus seiner Beobachtung deckt sich mit der alten Moving Markets These von bevorstehend fallenden Notierungen. Er schreibt dazu:
„Erst wenn die Marktteilnehmer von ihrem Pessimismus wirklich überzeugt sind, kann man davon ausgehen, dass der Markt seinen Ausverkauf gesehen hat und bereit für einen größeren technischen Boden ist.“
Gute Indikatoren zu haben, ist eine Sache. Daraus die richtigen Schlussfolgerungen abzuleiten, eine andere – und hier gestehe ich jedem Beobachter zu, etwas Anderes herauslesen zu können. Die Lage ist im Augenblick schwer durchschaubar.
Weil die Vielfalt der Meinungen etliche Börsianer verwirrten, gab es die Seitwärtsbewegung der vergangenen Wochen (Bericht vom 20.07.2006). Aus charttechnischer Sicht wirkt die Seitwärtstendenz wie eine Trendbestätigung im Abwärtstrend. So ist es naheliegend, dass herkömmliche technische Analyseverfahren (Trendfolgeindikatoren, Chartanalyse) abwärts zeigen.
So wächst die Zahl der offiziellen Skeptiker, während gleichzeitig gekauft wird. Niemand ißt in einem Hamburger-Restaurant – aber die Lokale sind trotzdem voll. Michael Riesner erwartet fallende Kurse – ich setze dagegen.
So lässt sich die neue Moving Markets These aufstellen:
Wegen der anhaltend optimistischen Positionierungen der Marktteilnehmer erscheint es gut möglich, dass der DAX seine Aufwärtsbewegung ein paar Tage fortsetzt. Die beobachteten Aufwärtstrend-Positionierungen könnten gezielte Käufe kapitalkräftiger Insider sein.
Sollte es einen Durchbruch über 5.700 Punkte geben, dürfte die Enphase der Gegenbewegung mit euphorischer Stimmung beginnen – mit der Chance, überdurchschnittliche LONG Gewinne zu erzielen.
Das gilt es in den nächsten Stunden/Tagen herauszuarbeiten.
Anonymous says
derzeit liegen die vorteile doch eher auf der konventionellen seite
warum immer gegen den trend?
Gert Schmidt says
Wer jetzt long geht, handelt MIT dem Trend. Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Aufwärtstrend seit Juni kippen könnte.
Deshalb verstehe ich Ihnen Einwand nicht. Bitte beschreiben Sie, was Sie „konventioneller Seite“ meinen. Vielen Dank!
Anonymous says
ich glaube jetzt sind die überlegungen etwas zu überkompliziert
2x ums eck-und was auch immer die meisten denken-die
berichtssaison ist bald vorbei und die makroökonomischen
daten nicht grad berauschend.
Mercatorix says
Die beste Orientierung geben mir z.Zt. die Schmidt’schen Indikatoren und die stehen zur Zeit EHER auf „grün“ als auf „rot“.
Aber spannend bleibt’s allemal. Einerseits wurden seit Juni die Zwischentiefs regelmäßig nicht mehr erreicht, sodaß eine untere Aufwärtslinie enstand. Allerdings gibt es bei 5.700 einen Deckel. Es hat sich ein Dreieck gebildet. (Ganz einfache Chartdiagnostik – weiß nicht, ob das hier zählt). Ein Sprung über 5.700 stünde zu erwarten und würde einen Durchbruch markieren. Der Weg bis 5.900 / 6.000 wäre frei.
Weiterhin ist Urlaubszeit, die großen Summen werden vermutlich nicht bewegt, klassische Zeit für eine Sommerralley.
Gert Schmidt says
Die Short Spekulation war kompliziert. Denn mit ihr musste unterstellt und bewiesen werden, dass die Optimisten falsch liegen. DAS war Handeln gegen den Trend – und um die Ecke gedacht.
Wenn ich jetzt den Indikatoren folge, interpretiere ich nichts hinein, sondern handle das, was sie anzeigen: Niedrige Investitionsquoten und anhaltende Käufe bei den Trendsettern, fehlende Käufe bei den Sicherheitsinvestments.
Allerdings verstehe ich Ihren Einwand: Würden die Indikatoren abwärts zeigen, gäbe es reichlich Gründe dafür.
Warum es aufwärts gehen soll, ist kaum überschaubar. Deshalb fällt es mir auch schwer, jetzt unverzüglich long zu gehen. Aus dem Grund warte ich eine weitere Bestätigung durch die Indikatoren ab.
Gert Schmidt says
Charttechniker sind jetzt eher skeptisch, denn das Trendbestätigungsdreieck seit Juni ist eine Konsolidierung im seit Mai bestehenden Abwärtstrend.
Wer sein Lineal an die Kursverläufe hält, erwartet jetzt einen Ausbruch nach unten – deshalb ja die von Charttechnik beeinflussten kritischen Stimmen.
Mike says
Am besten long und short
Wenn keiner so richtig in eine richtung will , wird es morgen um 20.15
eine Richtung geben (hoffe ich )
Die Tagesschwankungen reichen für Tagestrading allemal.
Von mir aus kann der Dax sich das ganze Jahr ,zwischen 5600 – 5700 bewegen.
JL says
Mike hat nicht unrecht. Die Tagesschwankungen haben mir zumindest geholfen meine ABN6B2 heute (aber nicht mehr als ein Taschengeld) glattzustellen. Im Uebrigen handelt und schreibt Hr Schmidt, wie immer, ausserordentlich verantwortungsbewusst und differenziert, und laesst sich weder von Short, noch Long, Clans mit in den Karren zerren. Fuer mich bedeutet das, Indikatoren und Sentiment eher aufwaerts, Zeitanalyse und/oder Charttechnik abwaerts, also bis Mittwoch die Finger weg. Ist gesuender. Aber, wenn ich ZA zitieren darf: jeder kocht sein eigenes Sueppchen 😉
Zeit-Analyst says
Ein guter Artikel… und ich stimme Michael Riesner zu.
Das Pessimismus-Gerede ist nicht echt, sondern psychologische Kaufanimation auf hohem Niveau.
Michael Riesner schreibt: „Wir denken, dass man den aktuellen Pessimismus in seiner Aussagekraft relativieren muss. Denn dieser hat unserer Meinung nach eher taktischen als strategischen Charakter.“
Taktisch gut formuliert.
Das erinnert mich an Kostolany´s Spruch: Kaufen, wenn die Kanonen donnern!
Nur setzt dieser Spruch voraus, dass die Kurse zertrümmert am Boden liegen…
JL says
Als add-on zu Herbert’s hervorragenden Zusammenfassungen, der folgende Link (animusX):
http://www.derivatecheck.de/artikel/analysen-Indices-1339077.html
Herbert says
Ich habe die Anregung aufgegriffen, zwischen Pessimismusgerede und wirklichen Geldtransaktionen empirisch zu unterscheiden. So kann man vielleicht herausfinden „whether they put their money where their mouth is“. In meinen „weichen“ Sentimentindikatoren der in Börsenbriefen geäußerten Meinungen steht das Verhältnis 8:4 für steigende Kurse. Aber in den „harten“ Indikatoren (wie z. B. den täglichen Ein- und Auszahlungen in Rydex hocgehebelten versus niedriggehebelten Fonds) steht das Verhältnis nur 5:3,5 für steigende Kurse. Rechnet man der Einfachheit halber Ratios für beide Gruppen aus, so steht die geäußerte Meinung bei 2.0 und die wirkliche Geldbewegung nur bei 1.4 für steigende Kurse. Ein verringertes Risiko einer Longspekulation ist in der Tat nur erreicht, wenn die „harte“ Ratio ebenso hoch wie die „weiche“ pessimistisch geworden sein sollte. Danke für die Hinweise. Man lernt immer etwas dazu auf dieser interessanten Seite von Gert Schmidt.