Gewinnmitnahmen gab es in den vergangenen zwei Tagen an den Märkten – berichten jedenfalls die Nachrichtenticker. Außerdem würde der steigende Ölpreis dafür sorgen, dass es an den Aktienmärkten abwärts geht.
Beide Argumente spielen in der Moving Markets Strategie nur eine untergeordnete Rolle:
1. Die Energiekosten sind schon lange auf hohem Niveau und stellen deshalb keine neue Bedrohung, sondern vielmehr eine altbekannte Information dar. Jetzt die hohen Preise als Begründung für fallende Aktienkurse zu verwenden, erscheint irrational. Was vor drei Wochen nicht beim Kursanstieg störte, soll kann jetzt kein Argument für fallende Aktien sein.
2. Gewinnmitnahmen sind die übliche Floskeln der Kommentatoren, die die Ursachen der Abwärtsbewegung nicht verstehen.
Plausible Gründe dafür, dass der DAX in den vergangenen Tagen knapp 200 Punkte verlor, wurden nicht von den Nachrichtentickern vorgelegt.
Somit gehe ich davon aus, dass Aktien ohne offiziell einsehbare Gründe verkauft wurden.
So, wie es für die beobachteten Umverteilungen keine offiziellen Gründe gab (schließlich sind Aktien angeblich preiswert), blieb die Ursache der Talfahrt ebenfalls unklar. Die Argumente „Gewinnmitnahmen“ und „Ölpreis“ wirken vorgeschoben – nicht wirklich den Kern treffend.
Deshalb erscheint es gut möglich, dass die Notierungen den Rückwärtsgang eingelegt lassen – und zwar solange, bis der offizielle Grund für die verschlechterten Aussichten in den Nachrichtentickern steht. Bis dahin könnte der DAX schon an der 5.800 – 5.700 Punkte-Marke aufgetippt sein.
hsagra says
mag durchaus sein, aber vorher könnte noch die so genannte Osterhasen-Rallye ein pull-back Richtung 5950 einleiten.
Gert Schmidt says
Ja, ist klar: Weil es ja nicht wirklich „schlechte Nachrichten“ gibt, lassen sich einige Marktteilnehmer dazu bringen, Aktien zu kaufen.
So wurde der Anstieg von 5.860 auf 5.900 gerade von den großen Blue Chips getragen. Da waren wieder die Optimisten am Werk. Das Gap bei 5.950 kann geschlossen werden.
Isabel says
danke für alle hilfreichen antworten. die beschreibung des wassermannes ist auch sehr treffend. schliesslich lerne ich hier auf dieser plattform fürs aktiengeschäft, weil es auch um astrologisches wissen geht. spürbare astrologie ist immer und überall, also ein globales hilfreiches werkzeug. und die sau, die mir auch hilfreich geantwortet hat, sollte mal auf reisen gehen, damit ihr blickwinkel weiter wird. wenn das noch hilft 😉
Jutta Das Gupta says
eine kleiner Rückblick in diesem Jahr 2006:
seit 18.01.06 fiel der Bund Future von 122,65 bis zum 10.04.06 auf 115,95 das sind insgesamt 670 Ticks!
Momentan hat er sich wieder etwas berappelt und steht derzeit bei 116,18 für den Juni Kontrakt.
Im Gegenzug ist der Dax seit 23.01.06 von 5290,49 bis zum 6.04.06 auf 6047,98 das sind ~ 757 Punkte gestiegen! Seit 6.04.06 ist er gefallen und hat heute bei 5901,25 Punkten geschlossen.
Die Zinsangst spielt anscheinend eine grosse Rolle und ist auch eine Folgeaktion der haussierenden Rohstoffmärkte.
Interessant in diesem Zusammenhang, die EZB hat entgegen den allgemeinen Erwartungen am vergangenen Donnerstag den 6.04.06 nicht die Leitzinsen erhöht.
Im allgemeinen bemüht sich eine Zentralbank die Märkte auf solche Schritte vorzubereiten, schon um Verwerfungen zu vermeiden.
Diesmal gab es anscheinend wichtigere Gründe, um von diesem Konsens abzuweichen.
Man kann darüber nur rätseln (siehe Vermutungen von Gert Schmidt).
Gert Schmidt says
Das ist ein Bericht vom 02.06.2005: „Ende der Zinserhöhung als Vorbereitung auf die nächste Krise.“
http://www.movingmarkets.de/trends/log/?p=16
Die Gedanken vom Ende der Zinserhöhungen waren damals nicht berechtigt – vor allem, was die Risiken für die Aktienmärkte betraf.
Möglicherweise hat sich das Szenario um 12 Monate verschoben.
Jutta Das Gupta says
was mich in dem Zusammenhang stutzig macht, sind so vage Hinweise wie „Steigerung des Kreditausfallrisikos“.
Vielleicht gibt es irgendwo eine „grössere Schieflage“ und Trichet hat deswegen nicht die Zinsen erhöht, das ist natürlich reine Spekulation.
(siehe Auszug aus Market News von Reuters zur IWF Tagung)
Zu den Risiken wird Finanzstaatssekretär Mirow zufolge in einigen Industrieländern auch eine schnelle und synchrone Zinserhöhung in den drei wichtigsten Wirtschaftsräumen der Welt – USA, Japan und Europa – gezählt. „Das ist von dem einen oder anderen angesprochen worden als ein Thema, das man im Auge behalten müsse.“ Es gebe dazu aber keine gemeinsame Meinungsbildung.
In deutschen Delegationskreisen hieß es ergänzend, Deutschland sehe zunehmende Risiken für das Welt-Finanzsystem. „Wir sind etwas vorsichtiger in der vielleicht zu positiven Beurteilung des Weltfinanzsystems“ (durch den IWF), hieß es. Angesichts hoher Liquidität und niedriger Zinsen seien Risiken möglicherweise von den Märkten nicht richtig eingepreist. Die Wahrscheinlichkeit eines steigenden Kreditausfallrisikos nehme zu. Am Vortag hatte der IWF seinen Stabilitätsreport vorgelegt. Darin hieß es, unter dem Strich hätten die Finanzmärkte an Stärke gewonnen.
Anonymous says
Hallo,
ich finde die Diskussion über die möglichen Gründe interessant, auch wenn ich derzeit nichts dazu beitragen kann. Ich muss mir auch Ihre Aussage, Herr Schmidt, auf der Zunge zergehen lassen, dass wir die Gründe für den Fall des Index erst wissen werden, wenn er wieder steigt. Sicher sind es vorgeschobene Haltungen, die von den Medien produziert werden. Doch gerade die Rohstoffralleys und gerade Öl dürften im Allgemeinen sehr belastend wirken. Wenn man dann noch sieht wie derzeit Gold und Silber und Platin gehandelt werden, dann wird einem schon mulmig im Magen. Man könnte meinen, dass sich viele derzeit wärmer anziehen.
Im Übrigen ist der VDAX nach oben ausgebrochen. Eine Korrektur des DAX nach oben dürfe nicht lange auf sich warten lassen. Immerhin hat der VDAX auch recht zuverlässig beim letzten Wendepunkt vor dem Einbruch im DAX gewarnt.
Zu ihrem Vergleich mit dem Netzwerk, welches hier im Blog entsteht: Sicher, ich fühle mich auch seit einigen Wochen zunehmend mehr wie in einer Community. Ihr Beitrag, in dem Sie das Balkendiagramm mit der Besucherzahl von moving-markets eingebettet haben, zeigte mir auch warum. Gleichzeitig merke ich auch, dass einige Beiträge der Seriösität entbehren, die ich in moving-markets zu schätzen gelernt habe.
Vielleicht ist es ratsam auf längere Sicht den Blog auch redaktionell zu bearbeiten. Was meinen Sie?
ichitaka says
Das war ein Anonymous der sonst als Ichitaka auftritt, wenn er von seinem PC aus schreibt 😉
Gert Schmidt says
Zu den Edelmetallen: Ich vermute, dass sie den Rückwärtsgang einlegen, wenn Aktien fallen. Diesen Zusammenhang gab es in der Vergangenheit. Der Goldindikator deutet so etwas an.
http://www.movingmarkets.de/charts/gold.htm
Vielleicht sind „Ausfallrisiken“ in dem Rohstoffbereich aufgetreten, weil einige Marktteilnehmer nicht mit einem solchen Anstieg rechneten. Es wäre nicht die erste Fehlspekulation großer Adressen. Aber der Edelmetallmarkt ist wie eine Black Box. Schade, dass er sich nicht so gut durchleuchten lässt, wie der DAX.
Beiträge redaktionell bearbeiten: Das ist nicht nötig. Nehmen wir sie als „Farbtupfer“.
ichitaka says
Der Zusammenhang fallende Akienmärkte = fallende Edelmetalle ist interessant. Hatte ich noch nicht so gesehen und kann ich aus ihrem Goldindex auch nicht entnehmen. Vielleicht bringen Sie mich da auf die Sprünge? Bei der Abwärtsbewegung der letzten Tage sind die Edelmetalle allerdings nicht zurückgegangen, oder besser gesagt kaum.
Gert Schmidt says
Das gab es 1997 und 1998 bei den Talfahrten und war nur vorübergehender Natur.
Eine Erklärung dafür wäre, dass in Zeiten der Unsicherheit „Cash“ gefragt ist – und deshalb dann auch möglicherweise der US-Dollar steigt, der als weltweit einsetzbare Währung wohl noch nicht ausgedient hat.
Goldminen sind auch Aktien und hätten dann Abwärtspotenzial.
Isabel says
Hallo und frohe Ostern! Ich habe gehört, dass der Edelmetallabbau für die Natur sehr schädlich ist – das sind Geldanlagen, die nicht 100 prozentig positiv nachhaltig sind – aus meiner Perspektive. Ich habe beschlossen, dass ich mein Geld nur in 100 Prozent positiv ethisch nachhaltige AGs investiere. Herr Schmidt, der Edelmetallaktienmarkt ist eine black box. Warum? Fallen dann die DAX Berechnungen auf dieser Homepage endlich weg? 😉 Schön wärs, denn ich komm nämlich eh nicht mit, was ihr da alle schreibt und von euch gebt. Was nützen schon Goldminen irgendwo oder Silberbarren auf der Bank. Wenns kracht, habe ich keine Zeit mehr, was zu holen. Da hab ich schon alles bei mir. Ein bisschen Bargeld, Silber- und Goldschmuck. Und Aktien von 100 prozent ethisch nachhaltigen AGs in der Hoffnung, dass ich für meine Aktien Waren von meinen ausgesuchten AGs bekomme. Vielleicht werden meine Visionen eines Tages wahr. Macht doch die Augen auf und schaut genauer herum. Viele befinden sich visuell in einem Graubereich. Friedliche Ostern!
Gert Schmidt says
Tja, die DAX Berechnungen fallen erst dann weg, wenn die Aussichtslosigkeit seiner Analyse bewiesen ist. So gesehen haben wir noch etwas Zeit.
Ausserdem ist die Bewertung des Aktien-Gesamtmarktes auf jeden nützlich denn:
Die Finanzmärkte sind miteinander verknüpft. Anleihemärkte, Rohstoffe, Aktien – auch Mini-AGs mit ethisch nachhaltigem Geschäft.
Gibt es in einem Bereich bedeutende Veränderungen, strahlt das auch in andere Bereiche aus – das Phänomen der Synchronizität.
Aktuelles Beispiel mit einer These: Weil Aktien steigen und die Anleger in Investitionslaune sind, folgen sie dem Aufwärtstrend bei Edelmetallen.
Dann wäre der Anstieg dort eine Folge des Spekulationsfiebers. Andere Gründe, wie z.B. die Wertstabilität des Geldes, würden dann nicht zutreffen und nur eine Fata Morgana der Edelmetall Fans.
Ist andererseits die Wertstabilität des Geldes in Gefahr, bieten Sachwerte den besten Schutz: Aktien und Rohstoffe, Immobilien … und dann wären Anleihen absturzgefährdet.
Der Edelmetallmarkt ist eine black box, weil mir leider nicht die Daten zur Auswertung zur Verfügung stehen, wie es beim Deutschen Aktienindex der Fall ist. Der Markt ist deshalb schwer durchschaubar und schwer analysierbar.
Ich verwende zur Analyse am liebsten Information aus erster Hand, die detailliert über den DAX vorliegen: Zukunftserwartungen der Analysten, Einteilung in Risikoklassen, Kurs- und Umsatzentwicklung …
All das ist beim Edelmetallmarkt für mich nicht verfügbar. Aber mal sehen: Wenn das Projekt mit sojakomplex.de erfolgreich ist, werden andere Rohstoffe folgen – und dann könnte ich zur Informationsbeschaffung in einer anderen Liga spielen. Der Goldmarkt würde dann mit neuen Daten transparenter und besser analysierbar.