Ein kräftiger Kursanstieg an der Wall Street wäre großartig gewesen. Statt dessen pendelten die Märkte gestern um das Niveau von 17:30 Uhr, so dass sich daraus für den DAX keine neuen Impulse ableiten lassen. Ginge es ausschließlich nach der New Yorker Vorgabe, könnte der DAX am Fibonacci-Widerstand von 5.860/5.870 Punkten scheitern.
Aber zum Glück hat der DAX ja noch den japanischen Nikkei Index. Er holte das nach, was ihm der DAX gestern vorexerzierte: Er legte knapp 2 Prozent zu. Das ist zwar kein neues Hoch. Aber für die Marktteilnehmer in Europa könnte das ein positives Signal sein. Sie könnten den DAX über die Hürde heben – zumindest für ein paar Punkte.
Aber für eine ausgiebige Rallye dürfte das noch nicht reichen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der DAX ohne New Yorker Unterstützung den großen Schritt über die Fibonacci-Schwelle wagt. Das wäre ein bedeutendes Ereignis für die Märkte, so dass es überraschend wäre, wenn der Markt einfach so, aus dem Stand, praktisch im Anschluß an einen Marathon-Lauf, diese große Hürde nimmt.
Exakt vor einem Jahr haderte der DAX mit der ersten Fibonacci-Marke von 4.468 Punkten. Es dauerte drei Monate, bis er sie überwunden hatte. Zwischendurch war er um 10 Prozent gefallen, was anzeigt, dass sich einige Marktteilnehmer auf die Top Bildung vorbereiteten.
Das war damals deutlich in den Charts zu sehen: Es gab Umschichtungen in Richtung der Sicherheitsinvestments, große Blue Chips zeigten sich schwächer, die Risikobereitschaft sank (Bewertung vom 04.03.2005).
Heute haben wir ein vollständig anderes Bild: Die Indikatoren signalisieren einen vor Kraft strotzenden Markt, der von Index-Schwergewichten und Trendsetter-Aktien aufwärts getragen wird. Weder Überhitzungserscheinungen noch Unsicherheit sind erkennbar.
Damit wäre alles gesagt. Der Aufschwung geht offenbar weiter.
— Schnipp —
Kleine Rückblende ins Jahr 2000:
Damals kletterte der DAX auf dem Höhepunkt der Euphorie ohne Unterstützung der A/D-Linie. Nur wenige Aktien zogen den Markt aufwärts. Das ist zwar ein drastisches Beispiel. Aber es zeigt, dass es für eine Top Bildung nicht zwangsläufig zu einer Outperformance der A/D-Linie kommen muß.
Der Unterschied zu heute ist damit auch gleich geklärt: Der Kursanstieg, den wir zurzeit sehen, verläuft ausgeglichener.
Aber die Grafik zeigt auch: Ein vor Kraft strotzender Markt wirkt nur nach außen solide. Die Indikatoren zeigen nur das, was die Marktteilnehmer nach drei Jahren Aufschwung gelernt haben – möglicherweise nur eine Fassade, um die innere Schwäche zu überspielen.
Sie wissen: Die Börse ist nicht wirklich prognostizierbar.
Insbesondere bei längeren Kursbewegungen in einer Richtung sind bisher bekannte Marktgesetze und Handelsregeln vorübergehend außer Kraft gesetzt. Davon können sie ausgehen: Märkte können immer manipuliert werden – insbesondere in der multimedial- informativen Internetwelt.
Insbesondere in Trendwende-Situationen treten neue Handelsregeln in Kraft, die bisher erfolgreiche Systeme Fehlsignale produzieren läßt. Wichtig dabei: Fehlsignale treten in den meisten Fällen nur vorübergehend auf, bis der nächste Seitwärts, Aufwärts- oder Abwärtstrend identifiziert ist.
Das nächste LONG-Fehlsignal kommt bestimmt.
Die Märkte könnten vorübergehend den Bogen überspannt haben und eine Konsolidierung starten.
Und mit der Perspektive, nahe am zweiten Fibonacci Widerstand, werde ich für das Moving Markets Depot eine Short Position eröffnen.
Die mögliche Freude der Marktteilnehmer über den Kursanstieg in Japan lädt dazu gleich nach der Eröffnung gegen 09:00 Uhr ein.