Der DAX ist explodiert in den vergangenen Monaten. Ohne amerikanische Unterstützung. Das allein würde unter normalen Umständen reichen, um eine Talfahrt einzuleiten.
Aber es gibt für den DAX keine Verkaufsignale der Indikatoren. Die Marktteilnehmer trafen keine Vorbereitungen auf fallende Notierungen.
Brisant ist allein USA: Ohne die positiven Signale einer handvoll mittelfristiger Signale gibt es keine kurzfristigen Timing-Indikatoren, die aufwärts zeigen.
Allein die überverkaufte Situation der US Märkte nach einer Konsolidierung würde eine Aufwärtsbewegung von Dow Jones & Co erlauben. Allein die Tatsache, dass sich der Nasdaq100 technisch unterkühlt darstellt, spricht für eine Gegenbewegung nach oben.
Aber die heiß ersehnten Kaufsignale des Index, z.B. im Zusammenspiel mit dem Composite Index, was ich in den vergangenen Tagen immer wieder beschrieb, gibt es nicht.
Die Wall Street ist immer wieder für Überraschungen gut – kann ohne Verkaufsignale fallen und ohne Kaufsignale steigen.
Sollte jetzt der Boden erreicht sein und sollten die US Indizes wirklich steigen, liefert der Markt die Kaufsignale hinterher. Und dann könnte der Nasdaq100 weiter steigen.
Mögliche Folge für den DAX wäre das zurzeit Undenkbare: Angefacht vom überraschenden Turnaround an der Wall Street könnte das deutsche Börsenbarometer in der nächsten Woche an der 6.000er Marke kratzen – und die unfassbare Outperformance um ein weiteres Kapitel bereichern.
Und so schaue ich weiter
wie gebannt und gelähmt, unfähig,
den Bildschirm zu verlassen,
auf das Zusammenspiel der US Indizes –
hoffend, dass endlich die amerikanischen
Technologie Blue Chips
den Rest des Marktes
inspirieren mögen.
M. A says
So erstmal habe ich Puts heute entfernt. Mal sehen ob noch weiter fällt. Das hat sich aber ja richtig gelohnt diesmal.
Schönes Wochende an alle
ichitaka says
Warum immer die amerikanische Vorgabe? „The Trend is your Friend“ kommt auch von dort.
Ich sehe ein, dass die Vergangenheit dafür spricht, die Wall Street als das Maß aller Dinge zu sehen. Doch mal wie folgt betrachtet:
Bei der „Übertreibung“ kann man auch gezielt short gehen. Habe heute mit dem Kursfall von Solarworld 700 Eurillos verdient. Das war natürlich nur möglich, weil der Kurs am Mittwoch solche Kapriolen geschlagen hat, nachdem J.W.Bush seine Rede gehalten hat. Jetzt schwappt die Sonnenwelle über den Teich und sicher decken sich auch Amerikaner mit Solarworld ein. Tipp: Dabei wirkt der Kurs von Q-Cells wie ein Hebel auf Solarworld.
Aber was will ich sagen: Ist es nicht möglich, dass die hegemoniale Wirkung der amerikanischen Börse sich dem Ende neigt? Ist es nicht denkbar, dass in einer zusammenwachsenden Welt soetwas wie eine Demokratisiertung der Volkswirtschaften stattfindet?
Ein anders Beispiel zeigt der Absturz vonm Nikkei im Januar. Hat das einen so nennenswerten Einbruch an den europäischen oder amerikanischen Börsen verursacht?
Oder: der Wet von google hat heute auch nicht die gesamte IT-Branche ins Wanken gebracht.
Auch die Zinsentscheidungen scheinen fast schon gänzlich an den Indices vorbei zu gehen. Es wird in die Überlegungen der Händler zumeißt schon eingepreist gewesen sein.
Es eintsteht ein anderes Bewußtsein bei den Händlern.
Meine Interpretation: Was wir hier erleben, ist eine Relativierung der alten Vorherrschaft, durch aufsteigende Wirtschaftsregionen.
Doch Vorsicht: Ich meine nicht, dass der DAX und andere Indices sich von der Abhängigkeit des Dow befreien! Ich sage nur, dass die Abhängigkeit des Dow zu den anderen Indices deutlicher wird. Das entspricht neuen Verhältnissen, jedoch keiner losgelösten Freiheit. Ein Sturz ins Bodenlose kann jederzeit wieder passieren, auch und dann, wenn der eine oder andere Index diese Bewegung nicht nachvollzieht.
In diesem Sinne, halten wir weiter wachsam die Augen auf. Diese Party ist eine ganz besondere und anders als die anderen.
Gert Schmidt says
… Demokratisierung der Volkswirtschaften …
Ein interessanter Gedanke.
Spontan fällt mir dazu ein, dass die Volkswirtschaften möglicherweise schon demokratischer werden.
Aber die Demokratie an den Börsen erhielt durch den Crash 2000 einen schweren Dämpfer. Seitdem wurde vieles reguliert – um Anleger zu schützen. Die Freiheit von Unternehmen wurde beschnitten.
Die Notenbanken griffen seit 1997 in die Märkte ein und verhinderten zwar dadurch einen Zusammenbruch. Aber es entstand möglicherweise eine Scheinsicherheit, weil durch die Bekämpfung der alten Risiken (Sachwertverluste) neue Risiken (Inflation des Vermögens) entstanden.
Außerdem wird die Meinung an den Märkten überwiegend von Medien gesteuert, die von einander abschreiben. Es gibt eine Pressemeldung – und die geht zigfach kopiert über die Nachrichtenticker – häufig ungeprüft und unkritisch. Darauf regieren die Börsen.
Habe dabei den Eindruck, dass Meinungen „gemacht“ werden und die Wahrheit und echten Konsequenzen – wenn überhaupt – viel später ans Licht kommt.
Deshalb finde ich Ihren Kommentar so nützlich und wertvoll:
Einerseits beschreibt er Chancen, die Anleger solange wie möglich nutzen sollten.
Anderseits bestehen Risiken, dass das System, auf das wir vertrauen, fehlerhaft sein könnte.
ichitaka says
Ich bin ein großer Befürworter von klaren Regeln. Eine Demokratie benötigt Rahmenbedingungen, diese müssen überwacht werden und nicht alles läuft heute optimal in unserem politischen System.
Aber auch für die Wirtschaft ist mir eine klare Kontrolle lieber, als die Freizügigkeit des liberalen Systems. Nun, dass mögen Streitpunkte sein.
In meinem Beitrag wollte ich Sie daraufhin ansprechen, ob es nicht sinnvoll wäre in nächster Zukunft Ihre Meßinstrumente an die globalen Bedingungen anzupassen. Als Beispiel sei der Global30 Index von bbc genannt: http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/4081137.stm
Er stellt einen Schnappschuss der größten Unternehmen aus den Regionen Asien, Europa und USA dar.
Es gilt die Brennweite zu verändern, die Wirtschaft als planetares Phänomen zu erkennen, in dem die US-Wirtschaft ein Mosaikteil ist und zunehmend weniger das Zugpferd darstellt.