Natürlich ist es jetzt naheliegend, steigende Kurse zu erwarten. Nach rund 300 Punkten Kursverlust seit dem 04.10., als der DAX 5.138,02 Punkte erreichte, dürften Optimisten ihre Chance zum günstigen Einkauf nutzen wollen.
Der Moving Markets-Leser, der um 15:25 Uhr einen Kommentar dazu verfasste, dürfte mit seiner Meinung nicht allein dastehen. Außerdem sind einige Aktien immer noch preiswert. Der DAX ist mit einem KGV von 14 nicht teuer – möglicherweise sogar ebenfalls zu Schnäppchenkursen zu bekommen.
Aber die Zahlen und die jüngsten Verluste reichen nicht aus. Ein Szenario von bevorstehend steigenden Notierungen läßt sich nicht aus den Indikatoren ableiten. Denn zur Zeit steht immer noch die These im Raum, dass die Optimisten auf dem falschen Fuß erwischt wurden und insbesondere mit dem Tag heute die Konsequenzen zu ziehen hatten.
Der Markt befindet sich in einem intakten Abwärtstrend. Es ist nicht absehbar, ob der Boden erreicht ist. So ist es z.B. gut möglich, dass die Vogelgrippe-Gefahr so massiv auf dem Börsenparkett präsent ist, dass der DAX weitere 200 Punkte fällt. Oder es tauchen plötzlich neue schlechte Nachrichten auf, die den eigentlichen Grund für die Verluste beschreiben.
Da bin ich mir sicher: Die Mehrheitsmeinung an der Börse dürfte zur Zeit „aufwärts“ zeigen. Eine Talfahrt oder eine Baisse dürften nur wenige Analysten einkalkulieren. Das allein ist schon ein Risiko, denn die daraus folgende Investitionsquote lähmt sie in ihrer Handlungsfreiheit: Sie können nicht mehr kaufen.
Außerdem ist eine Frage ungelöst:
Warum haben sich die Marktteilnehmer von den spekulativen Investments verabschiedet und warum konzentrieren sie sich auf die Sicherheitsinvestments?
Sie sehen das anhand der nachfolgenden Grafik:
Die Indikatorlinien zeigen, wieviel Geld in Richtung der einzelnen Risiko- und Trendklassen geflossen ist.
* Das meiste Kapital wanderte in den vergangenen Monaten in Richtung der Aktien mit niedrigem Beta Faktor und hoher Rendite (Sicherheitsinvestments).
* Auf dem zweiten Kapitalzufluß-Platz landeten Aktien mit hohem Beta Faktor und hoher Rendite (beliebte Trendsetter).
* Auf Rang drei mit geringer Investitionsquote rangieren die Hasardeur-Aktien, bei denen sich die überwiegend die Spekulanten mit kurzfristiger Perspektive tummeln (hoher Beta Faktor und schwache Gewinnrendite).
Bei einer groß angelegten Top Bildung liegen die Gründe dafür auf der Hand:
Unternehmen, die Verluste schreiben oder zu teuer sind, dürften bei einer Talfahrt am stärksten unter Druck geraten. Daher werden sie bei einer Top Bildung vernachlässigt.
Aktien, die mit einer hohen Rendite und Trendimmunität abgepuffert sind, fallen weniger stark und eignen sich deshalb als Kapitalparkplatz. Daher wurden sie in den vergangenen Monaten gekauft.
Es darf unterstellt werden, dass möglicherweise in den vergangenen Monaten die Weichen für eine große Top Bildung gestellt wurden.
Die These wird gestützt von den Warnsignalen, die die Indikatoren in den vergangenen Monaten (seit Februar/März 2005) lieferten. Außerdem eignen sich die 300 Punkte Kursverlust seit Anfang Oktober als erster Meilenstein auf dem Weg nach unten.
Für das Moving Markets Depot bedeutet das:
Für neue Aktienengagements gibt es keinen Grund zur Eile. Allenfalls Nebenwerte in Sondersituationen, wie zuletzt Mifa, werden für langfristige Investments geordert.
Unter Tradinggesichtspunkten werden Aktien und Index-Zertifikate interessant, wenn die kurzfristigen Indikatoren eindeutige Signale liefern. Zur Zeit sind aber weder eindeutige Kauf- noch Verkaufsignale für DAX Engagements erkennbar.
Das Risiko, bei einer LONG Position möglicherweise monatelang auf der falschen Seite zu stehen, erscheint zum aktuellen Zeitpunkt zu hoch. Wer jetzt kauft, greift möglicherweise ins fallende Messer.
Für Short Positionen gilt: Vor dem Kauf eines neuen Short Zertifikats sollte der DAX erst gestiegen sein. Die Indikatoren sollten auf höherem Niveau neue Verkaufsignale liefern, z.B. nach einem Anstieg auf 4910/4930 Punkte.
Wohin die Reise geht, werden die Moving Markets Indikatoren hoffentlich rechtzeitig signalisieren. Werde deshalb weiterhin für Sie am Ball bleiben …