Für die Märkte ist es fast gleichgültig, wie sich die Zinsen bewegen. Egal, ob aufwärts oder abwärts – beides kann zu fallenden Notierungen führen.
Steigende Zinsen erhöhen die Kapitalkosten, was die Gewinne schmelzen läßt.
Fallende Zinsen würden zeigen, daß es der Wirtschaft doch nicht so gut geht, wie es in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Diese Variante wäre die gefährlichste gewesen (Bericht vom 02.06.2005). Aber Greenspan nahm die Flanke des Präsidenten der Federal Reserve Bank von Dallas, Richard Fisher, nicht auf. Statt dessen verwies er auf die robuste Konjunktur und daher maßvoll steigenden Zinsen – nichts Neues.
Etwas nebulös klingt dagegen folgender Absatz in dem FAZ Bericht: „Trotzdem sähen sich die Währungshüter mit vielen der Ungleichgewichten und Unsicherheiten konfrontiert, die bereits im vergangenen Jahr existierten. Eine der wichtigsten Entwicklungen im vorigen Jahr sei der kräftige Anstieg der Ölpreise gewesen, sagte Greenspan.“
Die Inflation bleibt ein Thema. Leider läßt sich die Preisentwicklung von Rohstoffen nicht hedonisch messen, sonst könnte die Teuerungsrate noch günstiger in der Öffentlichkeit dargestellt werden.
Die US Märkte kletterten zwar gestern nach 17:30 Uhr (Dow Jones + 0,2 Prozent, S + P 500 + 0,4 Prozent, Nasdaq100 + 0,9 Prozent). Aber der 5 Tages Chart und das SP500/DAX-Ratio zeigen, daß der Anstieg längst in den DAX Notierungen enthalten ist.
Die technische Stärke des DAX überrascht. Damit ähnelt die Situation der Entwicklung vom Jahresbeginn (z.B. Bewertung vom 11.02.2005). Einen herausragenden Unterschied gibt es jedoch zur Entwicklung von vor vier Monaten: Die A/D-Linie liefert heute Verkaufsignale, während der Indikator im Januar/Februar den Aufwärtstrend stützte.
Vergleicht man die Indikatoren mit Entwicklungen aus der Vergangenheit, bleibt festzustellen, daß es leichtsinnig wäre, wie im Januar/Februar von steigenden Notierungen auszugehen. Die DAX Outperformance ist bereits ein starkes Warnsignal, denn der DAX war nie Trendsetter, allenfalls ein Kontraindikator, der in beide Richtungen übertreibt. Aber weil die A/D-Linie (und andere Indikatoren, z.B. MMC, G5 Depot) als zusätzliche Warnsignale abwärts zeigen, sieht die Entwicklung brisanter aus, als im März/April, als der DAX an 4.400 Punkten scheiterte und fiel.
Aufgrund der günstigen fundamentalen Bewertung (DAX KGV und Anleihe/Aktien-Ratio) und der niedrigen Investitionsquote (Aktienvolumen) liegen zwar grundsätzlich Kaufsignale vor. Aber die gab es auch im Sommer 2004 – mit der bekannten Entwicklung: Der DAX scheiterte an 4.200/4300 Punkten und rutschte auf 3.600 Punkte ab.
Die US Indikatoren würden weiterhin fallende Notierungen erlauben: Die NYSE A/D-Linie liefert anhaltende Warnsignale, der Russell2000 beschleunigte gestern kurz vor Börsenschluß, Kontraindikator Microsoft behielt gegenüber dem Nasdaq100 seine Outperformance.
Allein der Umsatzindikator weist auf eine neutrale Entwicklung hin, wobei ich in dem Zusammenhang auf die Bewertung vom 06.05.2005 verweise: Kapital, das seit 2001 / 2003 übermäßig in die Märkte floß könnte nun abgezogen werden.
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Mögliches Szenario für heute:
Nach freundlicher Eröffnung im Tagesverlauf, in der sich die Optimisten wohl fühlen und zu schweben beginnen, Top Bildung mit schwachem Wochenausklang.
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