Eine heisse Rallye der Nebenwerte gab es heute:
http://finance.yahoo.com/q/bc?s=%5eRUT&t=5d&c=%5edji
Das ist ein Warnsignal. Danach dürfte die Aufwärtsbewegung eine Bärenmarktrallye darstellen. Anschließend dürften die Märkte von erneut schwachen großen Blue Chips nach unten gezogen werden.
Damit setzte sich in den USA fort, was sich anhand des Umverteilungsindex für den DAX abzeichnete.
Nach 17:30 Uhr schlossen US Indizes mit freundlicher Tendenz, so dass der DAX morgen zur Eröffnung zulegen dürfte:
Dow Jones + 0,4 Prozent
S+ P 500 + 0,5 Prozent
Nasdaq100 + 1,2 Prozent
Der Bericht Notenbank warnt vor Finanzcrash eröffnet viele Möglichkeiten, was in den vergangenen Wochen an den Märkten geschah:
„Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Stabilität des Weltfinanzsystems durch Hedge-Fonds gefährdet. Es drohe durch „den Kollaps eines großen Hedge-Fonds oder mehrerer kleiner Fonds“ zu „ungeordneten Marktkorrekturen“ zu kommen, schreibt die EZB in ihrem neuen Bericht zur Finanzstabilität.“
Weil keine konkreten Risiken beschrieben wurden, darf über Ursachen und deren mögliche Wirkung spekuliert werden. Vor allem ist das eine Nachricht, die für die Beobachtung der Moving Markets Indikatoren wichtig ist:
Umverteilungen, hohe Risiken der Marktteilnehmer, niedrige Risken, Trendsetter, Sicherheitsinvestments, Kapitalfluss, Investitionsgrade – all das läßt sich aus den Indikatoren herauslesen und ins Gesamtszenario einordnen.
Möglicherweise standen die Märkte in den vergangenen Wochen nahe am Abgrund. Sie können sicher sein, dass es einige Insider rechtzeitig vorher wussten und danach handelten. Dass die Meldung wie üblich hinterher nachgereicht wird, war zu erwarten – das übliche Verfahren.
So wird es immer sein: Zuerst schlagen die Indikatoren aus und signalisieren eine Besonderheit. Danach gibt es den „big move“ und erst am Ende, wenn alles vorbei ist, kommt die Nachricht ans Tageslicht.
Gut, dass es die Indikatoren gibt, die schon ab März vor möglichen Schwierigkeiten warnten. Möglicherweise war die „Crash-Polizei“ am Werk, um die Schieflage im Rahmen einer konzertierten Aktion zu beseitigen.
Offenbar ist die Gefahr vorüber. Ansonsten würde kaum das Statement der EZB bekannt werden. Das war also der 1. Akt im großen Theaterstück der Top Bildung. Wir dürfen gespannt sein, was sich die Regisseure für den 2. und 3. Akt vorgenommen haben.
ichitaka says
1. Akt:
hm, aber was heißt das jetzt? Glauben Sie, dass es jetzt wieder über das Hoch von anfang Main hinaus geht, ich lese aus ihren Worten, dass es mehr war, als nur eine kleine Korrektur.
Und ich verstehe nicht, warum Sie an dieser Stelle den Aufstieg der Trendsetter zum Signal nehmen, dass die nächste Abwärtsbewegung kommen muss. N100 tendiert seit Tagen stärker als der Dow und TDAX genauso. Heißt es in Ihrem Ansatz nicht, dass die Trendsetter dem Markt vorauslaufen? Also in dem Falle dürften Dow und DAX noch eine Weile folgen. Oder?
Gert Schmidt says
Nachdem dioe EZB gesagt hat, dass Crash Gefahren bestehen würden, halte ich ALLES für möglich – sogar ein neues DAX Hoch.
So eine Schieflage kann, wenn sie bedeutend für die Volkswirtschaft ist, seltsame Blüten treiben. Erreichen die Märkte ein neues Hoch, haben die Verantwortlichen Zeit gewonnen, um die Crashgefahr abzuwenden.
Vor allem: Dass jetzt die Nachricht veröffentlicht wird, sagt den kapitalkräftigen Mitspielern, die davon wussten: Die EZB wird alles tun bzw. hat alles getan, um einen Crash zu verhindern. Das lese ich daraus zwischen den Zeilen.
Deshalb passt es dazu, dass ausgerechnet nach der Nachricht die Kurse kräftig klettern. Schließlich ist die Gefahr erkannt und gebannt. All die Insider, die vorher verkauft haben, erhielten dadurch die Botschaft „ihr könnt wieder kaufen“.
Das ist EINE Theorie. Andere Thesen, die genau das Gegenteil aufzeigen, liessen sich auch herauslesen.
Will damit sagen: Wenn die Zentralbanken – in welcher Form auch immer – beraten, informieren oder sogar aktiv eingreifen, rechne ich mit Ausschlägen in alle möglichen Richtungen.
Seit der Top-Bildung sind die Trendsetter Kontraindikatoren. Deshalb bin ich kritisch.
Offen bleiben: Das kann sich auch ändern.
Zeit-Analyst says
Niemand ist in der Lage einen Crash zu verhindern, genausowenig wie ein Wirbelsturm oder ähnliche Naturereignisse.
Wir können nur versuchen, ihn frühzeitig zu erkennen.
Wenn sich die EZB derart äußert, kann sie sich in Ihrer Ohnmacht hinterher ja auch an die Mikrofone stellen und tönen: „Seht ihr, WIR haben euch gewarnt!“
Ein Beispiel für eine Nachricht, die passend zum Geschehen „hinterhergeliefert“ wird und unterstreicht damit die Bedeutungslosigkeit ihres Wertes.
(Herr Schmidt, IHR Artikel war klasse!)
Jutta says
@gert schmidt
vielleicht hängt es auch mit dem Bestreben zusammen die Hedge Fonds Aktivitäten transparenter zu machen. Die EZB, welches dieses Vorgehen schon seit längerem vertritt kann dafür werben, wie auch immer und mit welchen Mitteln, um die Marktteilnehmer darauf vorzubereiten und sie bei diesem Vorhaben mitzunehmen.
Denn eines muss klar sein, die Hedge Fonds, welche im Focus liegen, werden in grossem Maß durch Gelder von Banken gespeist, sei es mit Krediten oder Einlagen. Und mit dieser Klientel muss auch die EZB behutsam umgehen.
Gert Schmidt says
>Und mit dieser Klientel muss auch die
>EZB behutsam umgehen.
Genau!
Und deshalb ist das Statement der EZB überraschend. Sie sagt: Das ist zuviel, wir müssen regulieren.
Vielleicht erkennt sie auch ihre Hilflosigkeit und bittet um Mithilfe auf diesem Weg.
Spannend wird es, wohin die Marktteilnehmer mitgenommen werden sollen. Wenn der Aufschwung des vergangenen Jahres aus Hedgefund-Mitteln gespeist wurde, würde ein allmähliches Herunterfahren des Systems fallende Notierungen bedeuten.
Es stellt sich auch die Frage, warum für ein DAX KGV von 13 Hedge Funds benötigt werden. Sind zu wenig „normale“ Mittel da, um den Markt auf das Niveau zu heben?
Aber es gibt ja auch noch genug andere Märkte, in denen sich die Funds tummeln: Rohstoffe, Derivate … DORT ist wohl die Blase …
Aber wer weiss: Vielleicht steckt im DAX auch eine Menge von dem Kapital.
ichitaka says
Alleine kann die EZB eh nichts unternehmen, da die Fonds transnational, global operieren. Es ist wohl ehr ein Tropfen in einer Protektionismuswelle.
Es könnte eben ein Warnschild sein. Vielleicht ein Vorwort in einem Drama aus mehreren Akten, welches sich über Jahre hinzieht und in dem die Hauptrolle nicht die EZB, sondern andere Figuren spielen. Weitere Nebenrollen: Federal Reserve System, Weltbank sowie mehrere Entwicklungsländer und NGOs. In den Hauptrollen die World Trade Organisation, der US-Kongress und die EU-Administration unter der rethorischen Führung Frankreichs.
Sehen Sie jetzt, nach den Megaerfolgen „Der Hagelsturm“ und „Die Heuschreckenplage“, unsere neue Uraufführung: „Die Große Dunkelheit“.
Bitte lesen Sie auch unser Begleitheft.
USA stellen Sicherheit über Freihandel
von Thomas Klau, Washington
FTD 3.5.2006