Die Talfahrt wurde mit der bekannten Abwärtstrend-Indikatormechanik angekündigt. Die Kontraindikatoren Russell2000 und Microsoft funktionierten, wie es in der Vergangenheit schon jahrelang zu beobachten war.
Die Marktteilnehmer in den USA flüchteten in Richtung Sicherheit, wobei das größte Softwareunternehmen der Welt, Microsoft, und die zahlreichen Aktien aus der dritten und vierten Reihe, die durch den Russell2000 repräsentiert werden, im Vorfeld von Insidern als Kapitalparkplatz gefragt waren.
Sie sehen das anhand der nachfolgenden Grafiken:
Das dürfte bei der Bodenbildung genauso funktionieren – allerdings in umgekehrter Richtung: Russell2000 und Microsoft dürften im Vorfeld des Turnarounds besonders schwach tendieren.
Allerdings bleibt festzustellen, dass diese Schwäche noch nicht vorliegt. Die Vorbereitungen auf eine Stabilisierung der amerikanischen Aktienmärkte mit anschließend steigenden Notierungen haben deshalb noch nicht in besonderem Umfang begonnen.
Für eine Bodenbildung sollte es – wie bei der Top Bildung – eine deutlich sichtbare Underperformance der Indikatoren geben.
Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass die heiße Phase der Bodenfindung vergangenen Freitag begonnen hat. Die hohen Umsätze geben klare Hinweise: Es fanden Panikverkäufe statt, erkennbar anhand des nachfolgenden Charts:
BR Online fasst die schlechten Nachrichten, die über die Ticker gingen und für Ängste sorgten, zusammen:
Der sich weiter verschärfende Atomstreit mit dem Iran und die Angriffe auf die Ölfelder in Nigeria haben den Ölpreis nach oben getrieben. Er hat die 68 Dollar-Marke übersprungen, ein Barrel US-Leichtöl kostet derzeit in New York 68 Dollar 35, ein Plus von 1 ½ Dollar. Das belastet die Aktienmärkte. Zudem haben gute Daten zum amerikanischen Verbrauchervertrauen Zinsängste ausgelöst und auch die aktuellen Quartalszahlen einiger US-Unternehmen enttäuschten. Und so geht es abwärts an den Börsen.
Das ist grundsätzlich eine erfreuliche Entwicklung, die auf bevorstehend steigende Notierungen hinweist. Denn von Medienberichten ausgelöste Ängste bewirken hohen Verkaufsdruck.
Je mehr Marktteilnehmer dadurch an der Seitenlinie stehen und nicht investiert sind, desto größer werden die Chancen, dass sich die Märkte erholen und zu einer neuen Aufwärtsbewegung starten.
* Nachdem die DAX Indikatoren eine Aufwärtsbewegung erlauben würden, verbesserte sich auch die Ausgangslage für den amerikanischen Aktienmarkt.
* Für konkrete kurzfristige Kaufsignale von den US Märkten gibt es zurzeit keine Hinweise.
* Mit dem zu erwartenden neuen DAX Tief entpuppten sich die Ansätze der Bodenbildung, die es Ende vergangener Woche gab, als Fehlsignale.
* Die Indikatoren müssen nun im Rahmen einer Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau neue Kaufsignale generieren.
Für das Moving Markets Depot bedeutet das:
Der Gedanke, am Montagmorgen antizyklisch in den Markt hineinzugehen, ist zwar auf den ersten Blick naheliegend, weil sich die Ausgangsbasis für eine Stabilisierung verbesserte. Aber mangels neuer Kaufsignale ist das Risiko immer noch hoch, möglicherweise zu früh auf steigende Notierungen zu setzen.
Es besteht vorerst kein Handlungsbedarf.
ichitaka says
Sie schrieben:
„Die Marktteilnehmer in den USA flüchteten in Richtung Sicherheit, wobei das größte Softwareunternehmen der Welt, Microsoft, und die zahlreichen Aktien aus der dritten und vierten Reihe, die durch den Russell2000 repräsentiert werden, im Vorfeld von Insidern als Kapitalparkplatz gefragt waren.“
und dann:
„Das dürfte bei der Bodenbildung genauso funktionieren – allerdings in umgekehrter Richtung: Russell2000 und Microsoft dürften im Vorfeld des Turnarounds besonders
schwach tendieren.“
Das verstehe ich nicht. Mir reicht es wohl nicht an Vorstellungskraft, den im ersten Absatz erwähnten Prozess einfach invertiert zu sehen. Wie Kapital geparkt wird, ist mir klar, Dass dann der Kurs nach oben geht und wieder fällt, wenn das Kapital den Parkplatz verkässt, ist ebenso klar. Aber wie soll es bei einem Ende der Bodenbildung dazu kommen, dass der Kurs von Microsoft und Co. fällt um dann wieder zu steigen. Dann müsste ja noch genügend Kapital in diesen Werten Stecken und nicht nur dass, auch kurzfristig bewegliche und große Kapitalmassen, welche eben nicht kurzfristig geparkt sind, sondern vielmehr Daueranlagen darstellen, damit die Bewegung so ausschlaggebend nach unten fallen kann. Denn anders ist es wohl nicht zu erklären, dass sie wieder für andere interessant ist, die dann den Kurs nach oben drücken und wir dann den invertierten Kursverlauf haben. Und wohin überhaupt verlagern sich dann diese Anlagen, wenn der Kurs von Microsoft und Co. beim Ende der Bodenbildung abfällt? In spekulative Werte? In Blue Chips?
ichitaka
Gert Schmidt says
>Aber wie soll es bei einem Ende der Bodenbildung
>dazu kommen, dass der Kurs von Microsoft und Co. fällt
Microsoft steht stellvertretend für Aktien mit niedrigem Beta – wobei ich leider keine Quelle für den Microsoft Beta Faktor habe. Vielleicht kann ihn hier jemand beisteuern.
Aktien mit niedrigem Beta Faktor bleiben
1. während einer Talfahrt stabiler als der Gesamtmarkt
2. und schwächer bei Erholungen des Gesamtmarktes.
Das liegt daran, dass der Wert bei Aufwärtsbewegungen nicht attraktiv ist. Denn Aktien, die bei einer Talfahrt überdurchschnittlich verlieren, gewinnen während des Turnarounds besonders stark hinzu. Sie weisen einen hohen Beta Faktor auf.
Aktien mit niedrigem Beta Faktor (bzw. Microsoft) steigen während einer Aufwärtsbewegung langsamer.
Und dann gibt es zusätzlich das Phänomen, dass Computerwerte als „Volksaktien“ reagieren, die von Massenmendien bewegten Anlegern gekauft werden.
Jeder engagierte Börsianer hat einen PC auf seinem Schreibtisch. Er versteht die Technik, die Software, die Vertriebswege, den Nutzen und die Zukunftsperspektiven. So ist es denkbar, daß sich ein großer Teil der Börsianer als Branchenexperte bezeichnen würde – und dann Aktien kauft, deren Produkte er kennt.
Hier setzt der Indikator an: Sobald eine große Gruppe von Marktteilnehmern meint, einen Trend erkannt zu haben, ist die Bewegung schon fast vorbei oder hat ihren Gipfel sogar schon überschritten.
Darauf spekuliere ich: Zeichnet sich ab, dass
* Microsoft
* Russell2000
* Computerwerte allgemein
schwächer als der Gesamtmarkt tendieren, wäre der Markt reif für die Gegenbewegung nach oben.
Ist das jetzt besser erklärt?
Gert Schmidt says
Ergänzung zu den DAX Indikatoren:
Wegen des massiven Kapitalabflusses bei Aktien mit niedrigem Beta Faktor darf beim DAX mit einer starken Gegenbewegung nach oben gerechnet werden.
Diesen Punkt herausarbeiten, ist in den nächsten Stunden/Tagen das Ziel.
ichitaka says
„Ist das jetzt besser erklärt?“
Ja! Ist es. Und ich bewundere immer wieder Ihre fundierte herangehensweise.
„Wegen des massiven Kapitalabflusses bei Aktien mit niedrigem Beta Faktor darf beim DAX mit einer starken Gegenbewegung nach oben gerechnet werden.
Diesen Punkt herausarbeiten, ist in den nächsten Stunden/Tagen das Ziel. “
Dann werde ich aufmerksam lesen und lernen. Danke noch mal.