Zukunftsfähiges Handeln ist eingebunden in den erwarteten Rahmen der sozialen, ökologischen und ökonomischen Verhältnisse. Die Qualität und Richtung unserer Entscheidung hängt davon ab, was wir in Zukunft von der Natur, Wirtschaft und Gesellschaft erwarten.
Beipiele: So habe ich meine ehemaligen Börsenplattformen meinen Erwartungen angepasst, dass in Zukunft Börsenthemen kaum jemand interessieren werden. Meine Erwartung ist ausserdem, dass sich die sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen so verändern, dass Spekulationen und langfristige Geldanlagen implodieren und ein völlig neues Finanzsystem entsteht, z.B. nach den Ideen der Postwachstums- und Solidarökonomie. Deshalb wurde Moving Markets zum Krisenbeobachtungsinstrument und Trend Gedanken als Publikation für den Prozess des Wandels in Richtung Zukunftsfähigkeit aufgestellt.
Handlungsspielräume finden
Beruflich engagiere ich mich für Öffentlichkeitsarbeit und Projekte von Initiativen in Hannover, die bei einer gewandelten Ökonomie benötigt werden, z.B. Kreislaufwirtschaftskonzepte. Dabei gilt: Wir befinden uns schon inmitten des Wandel-Prozesses, wobei wir uns die Frage stellen, wieviel Zeit wir noch haben. In den vergangenen Jahren habe ich meine Handlungsspielräume genutzt und den Beruf des Börsenjournalisten an den Nagel gehängt, um mich sinnvolleren Aktivitäten zuzuwenden.
Handeln Wirtschaft und Gesellschaft an den derzeitigen Herausforderungen ausgerichtet, bekommen wir eine „Transformation by Design“. Dabei sind wir uns bewusst, dass wir unsere Gestaltungsspielräume nutzen können und behalten weitgehend unter Kontrolle, was geschieht. In dem Fall haben wir unser Lebensumfeld, unseren Beruf, unsere Gemeinde oder Stadt krisenfest aufgestellt.
Finanzmärkte in einer Kettenreaktion
Die Alternative ist eine „Transformation by Desaster“: Uns wird von außen ein Handlungszwang aufgedrückt, d.h. wir reagieren nur noch auf die Ereignisse, weil Strukturen und Handlungsmuster für einen gestalterischen Prozess fehlen oder weit außerhalb unseres Handlungsrahmens liegen. In Griechenland wird das zurzeit in besonderem Maß sichtbar. Weil Europa mit der Finanzentwicklung Griechenlands verbunden ist, haben wir entsprechende Resonanzen auch bei uns. Die Griechen verloren ihre Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei laufen Mechanismen ab, die schon mit Gründung der Eurozone gesetzt wurden, und für die kaum mehr gestalterische Spielräume bestehen.
Die Dominosteine sind aufgestellt. Es dürfte eine Kettenreaktion geben, die nicht mehr veränderbar ist. Es darf auch die These aufgestellt werden, dass wir uns zurzeit schon inmitten der Kettenreaktion befinden.
Es ist Zeit für eine Bestandsaufnahme.
Ende Januar/Anfang Februar 2012 habe ich geschrieben:
Im Kommentar am 29.01.2012, 00:18 Uhr
„Mögliche Perspektive: Die Währungsentscheidung wird fällig, wenn Euro und US-Dollar mit der Parität 1 : 1 gehandelt werden. Bis dahin besteht noch jede Menge Luft. Der DAX könnte dann bereits über 10.000 / 12.000 Punkte geklettert sein.“
Im Kommentar am 03.02.2012 um 11:34 Uhr
„Sollte es irgendwann passieren, dass ein Land oder mehrere Länder aus dem Euro aussteigen, dann würde es im Vorfeld einen unerklärlichen Anstieg des DAX geben. Aktien halte ich für eins der besten Tauschmittel für größere Vermögen.“
Die Parität zum Dollar ist fast erreicht, der DAX steht kurz vor 12.000 Punkten und es wird der Ausstieg Griechenlands diskutiert. Insofern hat der Markt eingepreist, dass Griechenland die Eurozone verlassen wird.
Neue Finanzarchitektur mit transatlantischen Bündnissen
Was für alle Marktteilnehmer eine Überraschung sein könnte: Nicht nur Griechenland verlässt die Eurozone, sondern alle Staaten. Die Parität zwischen Dollar und Euro ist eine Voraussetzung dafür, dass es zu einer transatlantischen Finanz-Währungsunion kommen kann. Es erscheint denkbar, dass derzeit intensiv an einer neuen Architektur des Finanzsystems gearbeitet wird und ein paar Nullen auf den Guthaben-Konten gestrichen werden. Die Verhandlungen über TTIP und CETA könnten in diese Richtung weisen.
Alle Maßnahmen, die Griechenland betreffen, dienen dem Gewinnen von Zeit. Spannungsgeladene Verhandlungen der Finanzminister und die neue griechische Regierung unterhalten derweil das geneigte Publikum. So könnte die Baustelle der neuen Finanzarchitektur aussehen. Was nach aussen wie ein „Transformation by Desaster“ aussieht, könnte in Wirklichkeit ein ein planmäßiger Vollzug sein.
Eine gemeinsame Währung für Amerikaner und Europäer als technokratischer Beschluss
Was mit Abschluss des Prozesses vorliegen könnte, ist kaum vorhersagbar und pure Phantasie. Wie in Südafrika jahrelang praktiziert, könnte es einen gemeinsamen Währungsraum mit verschiedenen Handels- und Finanzwährungen geben. So könnte es z.B. eine Währung geben, mit der Griechen, Amerikaner, Franzosen, Deutsche und Engländer künftig ihren Warenaustausch bezahlen und Staatenfinanzierung abwickeln. Die Entscheidungsträger könnten es als nützlich ansehen, wenn es eine weltweite Währung für die Abwicklung solcher Geschäften gäbe – eine Buchwährung, die keine Geldscheine benötigt.
Gleichzeitig könnten Staaten für ihre regionalen Märkte eigene Währungen in Umlauf bringen, z.B. für die Erledigung der Alltagsgeschäfte.
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Die Zeit für Handlungsspielräume wird angesichts der Herausforderungen knapp
Was auch immer geschehen mag: Der Einfluss von Wirtschaft und Gesellschaft darauf, welche Mechaniken durch Schieflagen in sozialen, ökologischen und ökonomischen Fragen ablaufen, wird immer kleiner. Je mehr Zeit ungenutzt verstreicht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Natur, Menschen und Finanzmärkte vollendete Tatsachen schaffen und wir nur noch reagieren können.
Zurzeit zeichnet sich das Bild ab, dass Menschen wie in einer Technokratie den Bedingungen der ökonomischen Verhältnisse folgen müssen. In Griechenland beginnen sie, sich dagegen zu wehren und es bleibt zu hoffen, dass sie einen friedlichen Weg finden. Herausforderungen, die sich durch Klimawandel, Peak Erdöl, Peak seltene Erden, Peak Sand, Peak Moore, Peak ungestörte Natur, Peak Ackerboden, Peak Frieden entwickeln, gibt es mit wachsender Beschleunigung und sind ein ganz anderes Kaliber für die Zukunft der Menschheit. Nachfolgende Generationen werden uns nach unserer Verantwortung fragen.
Die Ökonomie dient dem Menschen
Je intensiver wir heute in globalen Zusammenhängen auf die Bedürfnisse der Natur und der Menschen schauen, desto klarer wird das Bild, wie eine zukunftsfähige Ökonomie auszusehen hat. Die Wirtschaftswissenschaften sollten den Menschen und der Natur dienen. Deshalb lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf die Vielfalt, die Plurale Ökonomik. Was dort an Regeln, Erkenntnissen und Rahmenbedingungen kommuniziert wird, ist für Freiheit, Gerechtigkeit und Erhaltung von Lebensräumen eine elementare Voraussetzung.