Ein-Kilo-Silberbarren haben in den vergangenen Tagen bei Ebay die 500 EUR-Hürde genommen. (Bericht vom 21.04.2010)
In Folie eingeschweißte Barren erzielten Preise zwischen 520 und 530 EUR. Ein Umicore-Barren wechselte sogar für 599 EUR den Besitzer.
Silber gehört wie Kakao zu den Rohstoffen mit dem größten Aufwärtspotenzial. Das signalisieren jedenfalls die Rohstoff-Indikatoren von Sojakomplex.de, die für beide Rohstoffe in den vergangenen Monaten eine ausgiebige und erfolgreiche Konsolidierung signalisieren.
Die (mutmaßlichen) Spekulanten wurden aus dem Markt geschüttelt, so dass nun überwiegend Produzenten und Verarbeiter unter sich den Markt aufteilen. Das gilt insbesondere für Kakao:
Die Süßwarenindustrie mobilisierte vor rund vier Monaten alle Kräfte, um den Markt zu drücken. Sie hätte für die Schokoladenproduktion Weihnachten 2010 Mondpreise bezahlen müssen, wenn die Preise nach oben davongelaufen wären.
Vermutlich halfen die Handelsabteilungen der großen Schoko-Unternehmen nach, um die mutmaßlichen Spekulanten unter Druck zu setzen. Angesichts der Kursbewegungen in den vergangenen Wochen erscheint es gut möglich, dass sie zunächst SHORT-Programme starteten, um zum Mai-Termin preiswerter einsammeln zu können.
Aber sie mussten ihre Shorts glattstellen, um Netto-Longpositionen aufzubauen. Schließlich sind sie auf stetige Warenlieferungen und Einkäufe angewiesen. Die Notierungen mit Leerverkäufen zu drücken, kann auf Dauer nicht durchgehalten werden, weil der Markt zu eng ist. Deshalb stabilisierten sich die Preise auf dem ermäßigten Niveau – und zwar exakt zu dem Zeitpunkt, als die größte Verkaufspanik zu sehen war (Bericht vom 15.04.2010). Sie nutzten die günstigen Preise, um sich für die Herstellung der 2010er Weihnachtsmänner einzudecken.
Am 04. März 2010 konnten Sojakomplex.de-Leser erfahren:
Kakao
Hier hat die Süßwarenindustrie beste Voraussetzungen geschaffen, um die Preise für ihre Einkäufe zu drücken. Dank der guten Pressearbeit knickten die Notierungen mit hohen Umsätzen ein, was die Schokoladenhersteller genutzt haben dürften. Ihr günstiger Einkauf für die Produktion von Weihnachtsartikeln wurde dadurch gesichert. Heute legte der BDSI noch einmal nach:
http://www.verbaende.com/News.php4?m=67617
“Grund für die Kakaopreissteigerungen sind in erster Linie Spekulationen von institutionellen Geldanlegern, die den Lebensmittelrohstoff als lukratives Investitionsobjekt in Zeiten der Finanzkrise entdeckt haben. Dies könnte jedoch ein jähes Ende finden. Denn bei etwa konstanter Weltkakaoernte ist die Nachfrage nach den Endverbraucherprodukten wie Schokolade weltweit rückläufig. “Alle fundamentalen Daten deuten darauf hin, dass die Kakaorohstoffblase bald platzen sollte,” so die Meinung des Kakaoexperten Hermann Hauertmann.”
Der BDSI will die Preise für eigene Zwecke herunterreden, was ihm zunächst gelungen ist. Den Wettbewerb der besseren Argumente ging in der ersten Runde an den Süßwarenverband.
Aber solche Aussagen reizen zu einer Gegenposition, anhand unserer Rohstoffindikatoren begründet: Der Kapitalflussindikator erholte sich von seinen Tiefständen, klettert jetzt, während gleichzeitig die Stimmung am Boden ist. Das ist ideal für eine typische Turnaround-Situation. Sollte der Kapitalflussindikator weiter zulegen, prüfen wir den Ausbau der Position. Kakao befindet sich mit der öffentlichen Stimmungslage und den Indikatormustern in einer ähnlichen Situation wie Gold (s.u.).
Unserer Vermutung ging auf, weil die Preise anschließend tatsächlich kletterten.
Aber das war nur der erste Teil der Überlegungen. Für den weiteren Jahresverlauf bleibt es spannend: Denn sollten die Schokoladeneinkäufer immer noch auf einem Teil ihrer Shortpositionen sitzen, müssen sie 1. auf höherem Niveau mit Verlust glattstellen und 2. zusätzlich ihre Einkaufspreise mit weiteren Terminkäufen absichern. Beides zusammengenommen könnte zu überdurchschnittlicher Nachfrage führen.
Am 02.02.2010 war bei Sojakomplex.de zu lesen:
Waren die Schokoladenhersteller selbst aktiv, um Preise zu drücken, konnte das nur mit einem “Frontalangriff” geschehen: Hoher Verkaufsdruck in kurzer Zeit, um die Spekulanten abzuschrecken.
Danach würde das Glattstellen der Shortpositionen und zusätzlich das Sichern günstiger Einstiegspreise beginnen. Deshalb dürfte der Verkaufsdruck nachlassen. Denn in der aktuellen Phase wären die Schokoladenhersteller in einer verletzlichen Positionen: Eigentlich müssten sie ständig am Markt als Käufer auftreten, sind jedoch mutmaßlich mit ihrer Marktmacht selbst Short gegangen. Wenn das andere kapitalkräftige Marktteilnehmer herausfänden, könnten sie die Handelsabteilungen der Schokoproduzenten in Schwierigkeiten bringen. Damit würde sich ein kleiner Krimi am Schokoladenmarkt anbahnen – verbunden mit der möglichen Folge, dass die Preise in den nächsten Monaten schnell steigen, was die Hersteller eigentlich verhindern wollten.
Allerdings sind das alles nur Vermutungen, genährt von der Pressearbeit der Süßwarenindustrie und der Markttechnik, die einen bullischen Kakaomarkt signalisiert.
Heute legten die Kakaopreise weiter zu.
Sollten die Preise am Kakaomarkt in den nächsten Monaten steigen, wäre das ein weiteres Beispiel dafür, wie an der Börse über Öffentlichkeitsarbeit gezogen und geschoben wird – und dann möglicherweise zum Nachteil desjenigen, der den Markt manipulieren wollte; im vorliegenden Fall die Süßwarenindustrie. In der Vergangenheit gab es regelmäßig ähnliche Situationen bei fast allen Agrarrohstoffen, z.B. bei bei prognostizierten ungünstigen Wetterbedingungen und/oder angeblich wegbrechender Nachfrage der Verbraucher. Oft sind solche Informationen dann schon in den Kursen enthalten und der Wendepunkt nahe.
Private Verbraucher sind solchen Marktbewegungen regelmäßig ausgeliefert, insbesondere, wenn es Rohstoffe betrifft, die mit hohen Summen eingekauft werden müssen, z.B. Benzin oder Heizöl. Auch verhalten sich Notenbanken und Regierungen so, dass sie über massive Ausweitung der Liquidität zu einer Inflationierung der Märkte beitragen.
Deshalb erscheint es legitim, Marktbewegungen und Nachrichtensituation zu beobachten und sich gegen Preissteigerungen abzusichern. Das sind keine Spekulationsgeschäfte. Solche Transaktionen können den eigenen Geldbeutel schützen, weil ansonsten die Gefahr besteht, von externen Ereignissen überrollt zu werden, z.B. Peak Oil-Szenarien, Naturkatastrophen, Staatspleiten.