Grün ist die Hoffnung und deshalb habe ich in der Grafik die entscheidenden Stellen mit der Farbe markiert:
Seit Ende Juli wird der DAX gestützt. Weil zusätzlich andere Moving Markets Indikatoren aufwärts zeigten, wurde das Depot LONG ausgerichtet: Münchener Rück, ThyssenKrupp, Kauf weiterer kleinerer Werte aus den vierten und fünften Reihe.
Ab Mitte August wurden die Käufe belohnt: Der DAX stabilisierte sich oberhalb von 7.300 Punkten und marschierte in Richtung 7.700. Die Rallye wurde von einer weiteren Stützungsaktion begleitet.
Danach hätte sich der Index oberhalb von 7.550/7.600 stabilisieren und sich auf den nächsten Schub nach oben vorbereiten sollen. Aber es kam anders: Die zweite Stützungsaktion scheiterte, weil der DAX auf 7.400 Punkte fiel. Die Marktstabilisierer und Optimisten wurden auf dem falschen Fuß erwischt.
Weil neue Warnsignale vorlagen, erhielt das Moving Markets Depot bei DAX 7.635 am 06.09.2007 eine Short Absicherung.
Insgesamt entstand aufgrund der Indikatorsignale der Eindruck, dass die mutmaßliche konzertierte Stützungsaktion von Noten- und Geschäftsbanken die Märkte nicht unter ein bestimmtes Niveau fallen lassen wollten. So sollte der DAX offenbar oberhalb von 7.400 Punkten stabilisiert werden.
Solange die Entscheidungsträger an einem Strang ziehen, sollte das bestens funktionieren – so wie es in den vergangenen 20 Jahren immer erfolgreich ablief. Aber wenn die großen Spieler im Markt gegeneinander arbeiten, sieht es anders aus: Es entwickelt sich die Gefahr, dass unterschiedliche Interessen aufeinander prallen und geordnete Verhältnisse gestört werden. Das könnte auch die Stützungsaktivitäten lähmen.
Seit ein paar Tagen schießen Politiker Giftpfeile in Richtung der Märkte: Aus dem Öl-Bundesstaat Dallas kam das Regional-Notenbank-Statement von Richard Fisher:
Die Aufgabe der US-Notenbank sei es nicht, Investoren vor Verlusten zu bewahren. ‘Geldpolitik ist kein Beliebtheitswettbewerb’, sagte Fisher.
Das ist eine ungewöhnliche Erklärung. Die Notenbanken waren dafür verantwortlich, das eine leichtfertige Finanzindustrie entstand. Anstatt 1997 und 1998 bereinigende Insolvenzen zuzulassen, wurden riskante Manöver der Finanzhäuser belohnt. Banken durften nicht Pleite gehen, so dass sich der Staat in solchen Fällen jedesmal einmischte.
Aus heutiger Sicht unglaublich, wenn man den Chart betrachtet: 1998 stand die Bank of America vor einem massiven Problem (Bericht vom 23.10.1998). Möglicherweise rettete die überraschende Zinssenkung das Haus und die Finanzbranche allgemein vor einem Kollaps.
Ein solches Verhalten schützt möglicherweise kurzfristig vor einem weltweiten Finanzcrash. Aber wenn doch eines Tages die Wahrheit ans Licht kommen sollte, wäre das Anlegervertrauen empfindlich getroffen, was schnell zu Panikreaktionen und zu katastrophalen Verhältnissen führen dürfte.
Damals wurden Investoren sehrwohl vor Verlusten geschützt. Interessant ist es, dass das heute nicht mehr gelten soll. Billiges Geld einzusetzen, funktioniert wegen der Inflation ohnehin nicht mehr – wie ein Antibiotikum, an dessen Wirkstoff sich die Krankheit gewöhnt hat. Auch ein Vergleich mit einem Junkee drängt sich auf, der immer mehr von seinem Geldstoff benötigt, um überleben zu können. Der Markt war jung und er brauchte das Geld.
Deshalb überrascht es viel mehr, dass aus Frankreich gestern weitere angriffslustige Statements folgten:
Die Finanzmärkte müssten „ein besseres ethisches Verhalten an den Tag legen“. Man dürfe nicht zulassen, dass Spekulanten internationale Finanzmechanismen und ein ganzes Weltsystem „kaputt machen“. Er fügte hinzu: „Dies kann so nicht weiter gehen.“
Das ist Entzug.
Solange die von Gelddrogen abhängigen Märkte für eine wohltuende Unterhaltung sorgten, schaute man ihnen tatenlos zu und förderte sie sogar. Aber die Weichensteller kalkulierten nicht ein, dass sich die Börse wie eine Diva verhält. Mit ihr lässt sich sicher viel Abenteuerliches erleben und man kann mit ihr großen Spaß haben. Aber kontrollieren lässt sie sich nicht.
Solange sie hofiert wird, strahlt sie. Auch ihre Begleiter und Förderer sonnen sich in ihrem hellem Glanz. Aber gehen die Herren unhöflich mit ihr um, beginnt sie damit, Vasen zu werfen. Sie würde sogar ihre Karriere opfern, wenn sie ihre freie Kunst nicht praktizieren darf.
Deshalb bewerte ich die Statements des amerikanischen und französischen Politikers als riskant. „Harte Linie“ führt bei Drogenopfern zwar regelmäßig zum Erfolg. Aber bis das gefeiert werden kann, könnten weitere krimielle Aktivitäten ans Licht kommen.
Und: Eine erfolgsverwöhnte Diva lässt sich auf keinen Fall einschüchtern. Bevor sie sich still zurückzieht, wird sie einen letzten großen Auftritt genießen – und der kann für die Sponsoren peinliche Folgen haben.
Mit der angekündigten neuen Strenge (und vor allem mit der falschen Diagnose) eröffneten die Entscheidungsträger ein neues Schlachtfeld. Wir dürfen gespannt sein, wie die Börse darauf antworten wird.
Als Markttechniker, der versucht all das aus den Kursen herauszulesen und die jeweiligen Gewinner und Verlierer zu finden, interessiert mich vor allem folgendes: Gelingt es den Akteuren auf und hinter der Bühne trotz des Streits weiterhin, das Schauspiel am Laufen zu halten?
Zurzeit sieht es nicht danach aus: Der oben gezeigte Indikator „Beta hoch spekulativ“ befindet sich auf Talfahrt. Dadurch signalisiert er, dass es heute Vormittag keinerlei Stützungsaktivitäten gab.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Das ist ein Bericht, der ins Archiv gehört:
http://www.handelsblatt.com/News/printpage.aspx?_p=302030&_t=ftprint&_b=1320987
Zitat: „Es gibt keine Kreditverknappung!“
Na denn.
MP says
In Abwesenheit konkreter Marktinformationen muß man sich wieder mehr mit Spekulationen beschäftigen.
Hier habe ich noch was zum Thema dieser Mega-Put-Trades gefunden – aber im wesentlichen das, was wir schon kennen.
http://www.lutzschaefer.com/index.php?id_kategorie=8&id_thema=97
Haben Sie das mitbekommen? Daß die Amis „aus Versehen“ mit scharfen Atomwaffen über’s Land (ihr eigenes) geflogen sind? Wie gibt’s denn so was? Ich meine, da fasst man doch nicht aus Versehen in die falsche Kiste und montiert das auch noch an einen Flieger ..? Nachvollziehen kann ich das wirklich nicht.
http://www.n-tv.de/848954.html und andere Quellen.
Jutta says
ich sitze wohl auf der Leitung!
Den Kauf von Call Optionen in Erwartung eines schlimmen Ereignisses an der Börse kann ich nicht nachvollziehen.
Vielleicht klärt mich jemand auf.
Jutta says
@GS
auf jeden Fall hat heute der Dax einen schönen Anstieg vollzogen.
Hätte nur zugern mitgehört, was Ben Bernanke unserer Angela zu erzählen hatte. 😉
Jutta says
…..ftd.de/politik/international/:OECD%20Biodiesel%20Kampf/251703.html
ein interessanter Bericht:
OECD sagt Biodiesel den Kampf an
Die OECD fordert die Abschaffung von Subventionen für Biokraftstoffe. Grund: Die staatliche Förderung alternativer Energiequellen führe zu rapide steigenden Lebensmittelpreisen und der möglichen Zerstörung natürlicher Lebensräume.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
@Jutta, Call Optionen, Verständnisfrage: War das eine Frage zu meinem Bericht?
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Dass sich die OECD dagegen ausgesprochen hat, ist eine erfreuliche Entwicklung. Es bleibt zu hoffen, dass die Studie nicht in der allgemeinen Biodiesel-Euphorie untergeht.
Unterdessen geht die Superhausse beim Weizen weiter (Diskussion von Ende August)
http://trendgedanken.de/?p=406
CBOT Chart Weizen
Das ist eine Verdoppelung in fünf Monaten. Im Agrarsektor, bzw. bei den Energierohstoffen spielt die Musik. Bei der Partnerseite Sojakomplex.de, die ich zusammen mit Markus Gruber betreibe, wird es demnächst Prognosemodelle für Brent Oil, Weizen und Mais geben. Hier entsteht wachsender Informationsbedarf.
Die Rohstoffmärkte gewinnen an Bedeutung für die Landwirtschaft, verarbeitende Unternehmen und Verbraucher. Ziel ist es, dort ebenfalls Licht ins Dunkle scheinen zu lassen, wie es hier bzw. bei Moving Markets zur DAX Analyse praktiziert wird.
Jutta says
@GS
ers geht um diesen Artikel von MP von diesem Lutz Schäfer. Hier wird von großen Positionen in Call Optionen gesprochen. Deshalb meine Frage. Aber vielleicht sollte ich diese Frage an MP richten.
Andy says
wage hier mal nen long bei 7435 (ABN).
morgen says
was bewegt dich zu diesem schritt andy?
morgen
MP says
Hallo Jutta,
ich kann nichts dafür, was er schreibt!! 😉
Ist mir aber auch aufgefallen – ich denke, das ist ein Schreibfehler. Imgrunde bleibt nur festzuhalten, daß es diese Spekulationen weiterhin gibt. Ob was dran ist – der September wird es zeigen. Ansonsten bin ich Ihrer Meinung, Call-Options in Erwartung schlimmer Ereignisse passt nicht zusammen.
Ich selbst bin weiterhin eher skeptisch, wobei ich nicht so sehr an Terror oder Krieg denken. Ich kann mir nicht vorstellen, daß da noch irgendwas gegen den Iran angezettelt wird, wo die Amis überhaupt nicht wissen, wie das mit dem Irak weitergehen könnte.
Vorgestern stand im Newsletter von tradersreport.at (die recht gut prognostizieren), daß sie davon ausgehen, daß eine Großbank zusammenbricht und größte Vorsicht bei Investments in Aktien des DAX walten lassen würden.
Dann fand ich gestern abend noch Folgendes:
http://www.boerse-online.de/zertifikate/aktuell/491335.html
Fazit: da ich für mich von meinen Charts und Indikatoren her ohnehin nichts auf der Long-Seite zu suchen habe, passt es für mich bislang ganz gut zusammen.
PS: dann kam eben das noch reingeflattert:
http://www.boerse-online.de/zertifikate/aktuell/491335.html
Nicht akut besorgniserregend, aber für „enter long“ reicht es (mir) noch lange nicht aus.
MP says
Update zum vorherigen Beitrag von mir: der zweite Link war doppelt – hier der Richtige:
http://www.finanztreff.de/ftreff/news,id,27362552,sektion,empfehlungen.html
Andy says
@morgen:
heute kleine „erleichterungsrally“ in USA denkbar („puh, elfter september rum ohne daß …), der elliott-wellensittich meines vertrauens hält inzwischen die variante „nächster aufwärts-fünfer hat schon angefangen“ für etwas wahrscheinlicher als ein neues korrektur-tief („C“) und drittens erschien mir das chance-risiko-verhältnis aufgrund sehr kurzfristiger indikatoren (5min-chart) brauchbar. bin halt antizykliker 😉
Damian says
Wenn Sie auf tief fallende Kurse spekulieren, können Sie entweder Puts aus dem Geld (S&P500 1700) kaufen oder tief im Geld stehende Calls (S&P500 700) verkaufen. Und so glaube ich, zumindest so habe ich es verstanden, war es in diesem Fall.
Jutta says
@MP, Damian
vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Wußte gar nichts über Verkauf der Calls tief im Geld. Wie läuft das ab, geht das auch über IB oder nur über eine Bank?
Heute steht in der FTD ein Artikel über Ben Bernanke. Jetzt auf einmal hören die Beschwichtigungsversuche auf. Es lassen sich die Auswirkungen der Spekulationsblase von den Finanzinstituten in Kreditderivaten anscheinend nicht mehr wegzudiskutieren.