Die Mittelstandsbank IKB zeigt heute einen Ausblick auf die Risiken, die weiterhin in den Depots der Banken schlummern: Fast eine halbe Milliarde Euro muss das Institut abschreiben, weil Anleihebestände niedriger bewertet wurden, berichtet das Handelsblatt.
Bei solchen Daten kann ein Institut in die Nähe einer massiven Schieflage geraten, wenn das Eigenkapital nicht ausreicht. Lesen Sie dazu auch die Trend Gedanken vom 02.03.2010.
Es erscheint gut möglich, dass den Rettern der Euros zwar die Geschäftsbanken im Nacken sitzen. Aber bei all den schlechten Nachrichten aus verschiedenen Richtungen sollte auch an die Staatsbank KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, gedacht werden. Im Frühjahr 2010 schrieb ich dazu – und es sei angesichts der Freude an den Märkte noch einmal wiederholt:
Branchenprimus Dt. Bank verweist derzeit auf eine Kernkapitalquote von 12,6 Prozent, die Postbank 7,6 Prozent, die Staatsbank KfW nennt per 30.06.2009 eine Kernkapitalquote von 8,1 Prozent bei einer Eigenkapitalquote, bezogen auf die Bilanzsumme, von nur 3,04 Prozent.
Insbesondere die Kapitalausstattung der KfW sollte den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft Kopfzerbrechen bereiten. Denn das Finanzhaus vergibt dort Kredite, wo sich andere Banken wegen der hohen Risiken zurückhalten. Solide finanziert wäre die KfW, wenn sie ein Kernkapital von 20 bis 25 Prozent aufweisen würde – was Prof. Andreas Oehler von der Universität Bamberg dem Bankensektor empfiehlt. Erst dann könnten sich stabile Rahmenbedingungen einpendeln, weil Geldgeber dann verstärkt auf ihre Risikostrukturen achten würden.
Kapital ist knapp und wird deshalb immer teurer
Außerdem ist zu bedenken: Bei der Kernkapitalquote handelt es sich um ein “Schönwetterprodukt”. So rechnete z.B. die Hypo Real Estate kurz vor ihrem Niedergang eine Kernkapitalquote von 9,3 Prozent vor. Die Zeitschrift Capital stellte dazu vor zwei Jahren eine schöne Tabelle zur Verfügung, in der die Eigenkapitalrisiken deutscher Banken verdeutlicht wurden.
Sollte es demnächst neue Regelungen geben, die es den Banken erleichtern, höhere Kern- oder Eigenkapitalquoten auszuweisen und sollte die Börse daraufhin jubeln, weil wieder höhere Gewinne möglich werden: Es wäre voraussichtlich die Basis für die nächste Etage des Kartenhauses.
Die Risiken bleiben trotz steigender Aktienkurse erhalten – und der Kapitalbedarf des Staates und der Geschäftsbanken wächst mit jedem Tag.
Neue Nachschuldner braucht das Land: Das System der wachsenden Wirtschaft wird weiter aufgebläht
Wenn massiv Kapital an die Märkte geschleust wird, dürfte die Regierung auch an das hauseigene Bankgeschäft denken. Ein Ausfall wäre teuer für den Staat – und für zahlreiche Kapitalnehmer. Ihre Kreditverträge dürften dann neue Eigentümer bekommen, verbunden mit einer Vervielfachung der Zinslasten, weil private Institute weniger generös planen.
Das perpetuum mobile der Märkte funktioniert, solange stetig neue Nachschuldner dazukommen. Weil neue Risiken gescheut werden, bleiben die Finanzierungsbedingungen günstig. Ein Problem entsteht, wenn selbst die allergünstigsten Kreditkonditionen nicht mehr ausreichen, um die Schuldnerkette stabil zu halten.
Wann dieser Wendepunkt in Deutschland erreicht ist, ist schwer vorhersehbar. Eigentlich hatte ich ihn für 2010 und 2011 erwartet.
Offenbar ist mit der “Rettung” Griechenlands, der Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen in der EU, ein Zustand geschaffen worden, der neue Nachschuldner zu den Banken bringt. Das lässt den DAX steigen und es dürfte inflationäre Tendenzen auslösen. Sachwerte bleiben deshalb erste Wahl.
Schwarzer Peter: Die Karten sind verteilt
Dabei ist klar: Auch dieses neu in Gang gesetzte “Nachschuldner-perpetuum mobile” ist in Wirklichkeit nur ein “Schwarzer Peter” Spiel. Er wird so lange weitergereicht, bis die systembedingten Regeln (z.B. Peak Oil, Peak Soil) das nächste Spielende anzeigen – und dann droht der nächste Crash.
Schwarzer Peter: Die Karten wurden in den vergangenen fünf Jahren seit dem Ausbruch der Finanzkrise neu verteilt. Insider erhielten reichlich Zeit, sich für die nächste Runde zu positionieren.
Das Personal auf dem Raumschiff Erde ist gefordert
Was danach kommt, ist absehbar: Weiteres Wirtschaftswachstum nach den Maßstäben alter Rezepte führt zu einer Zerstörung von Lebensräumen und Gesellschaftsformen. Das ist kaum zukunftsfähig.
Wir sollten Wirtschaftswachstumsmodelle als verantwortungsvolles Personal auf dem Raumschiff Erde verhindern und neue Lösungen erarbeiten, die das alte System ersetzen.