Der Tag heute begann in den USA mit einem Warnsignal:
http://finance.yahoo.com/q/bc?s=%5eRUT&t=5d&c=%5edji
Die Nebenwerte kletterten stärker als die großen Blue Chips und setzten dadurch den Trend der vergangenen Tage fort. Auf dem Höhepunkt des Auseinanderlaufens kippten die Märkte: Der Dow Jones fiel mit 10.434 Punkten auf ein neues Zwischentief.
Aus der Bewertung des Bulls/Bears-Ratios wissen Sie: Unterhalb von 10.500 Punkten wird die erste Gruppe der Optimisten auf dem falschen Fuß erwischt. Und je näher die 10.300 Punkte-Marke rückt, desto nervöser dürfte die nächste Optimistengruppe werden.
Dass heute Ängste vor einer möglichen Top Bildung aufkamen, sehen Sie daran, dass quer durch alle Marktsegmente Verluste auftraten.
Allerdings blieb das Gewinner/Verlierer-Verhältnis ausgeglichen – mit fatalen Folgen für die Markttechnik der NYSE A/D-Linie. Der Indikator weist eine massive positive Divergenz auf, was ein mittel- bis langfristiges Warnsignal darstellt. Die Bäume an der Wall Street dürften deshalb nicht in den Himmel wachsen. So könnte oberhalb von 10.600 Punkten vorerst der Deckel drauf bleiben.
Einen herausragenden positiven Anspekt gibt es jedoch: Wegen der Sorge der Optimisten gab es heute hohe Umsätze – die höchsten seit Mitte Juli (Sie werden das in der Grafik morgen sehen). Interpretation: Ein großer Teil der erste Optimistengruppe, die oberhalb von 10.600 Punkten eingestiegen ist, hat bereits verkauft. Dadurch reduziert sich das Abwärtspotential, denn der Verkaufsdruck dürfte nachlassen. Diese Marktteilnehmer sind nicht mehr engagiert und könnten statt dessen für neue Käufe in Betracht kommen.
Der DAX dürfte morgen die US Vorgabe nach 17:30 Uhr (Dow Jones – 0,9 Prozent, S + P 500 – 0,9 Prozent, Nasdaq100 – 1,3 Prozent) nachvollziehen. Es darf mit einem Minus von rund 50 Punkten im Bereich 4865 gerechnet werden. Dadurch würde das Tagestief von heute bei 4874 Punkten unterschritten werden – ebenfalls ein Warnschuß in Richtung der Optimisten.
Zur Beurteilung, ob der Markt nach dem Eröffnungstief steigen kann, dienen A/D-Linie, Anleihe/Aktien-Ratio und DAX KGV: Fallen sie stärker als der DAX, dürfte sich eine Spekulation auf steigende Notierungen lohnen. Kommen dazu überdurchschnittlich hohe Umsätze/Panikverkäufe und beginnt CMI Germany zu klettern, würde sich die Intraday-Markttechnik weiter verbessern.
Außerdem gibt es noch eine Chance: Bleibt der DAX trotz schwacher US Vorgaben über 4.875 Punkte, bräuchten die Chartanalysten ihre Lineale nicht verschieben. Sie würden dann in dem Bereich eine starke Unterstützung für einen neuen Aufwärts-Schub einzeichnen.
Die Chance für eine Stabilisierung mit anschließendem Anstieg bleibt erhalten.
Aber natürlich erhöhten sich trotzdem die Risiken. Denn der DAX müßte nach den Kaufsignalen eigentlich höher stehen. Wenn der Index nicht auf die Kaufsignale der A/D-Linie reagiert, ist etwas faul mit dem Anlageverhalten der Marktteilnehmer. Deshalb wird eine kurzfristige LONG-Spekulation für das Moving Markets Depot weiterhin nicht durchgeführt.
Hallo Herr Schmidt,
Sie liefern ja sehr gute Erklährungen, aber das Öl ganz außen vor zu lassen finde ich nicht so gut – können Sie Ihre Beweggründe dazu bitte kurz erläuten ?
Dank und Gruss
Thomas Rathemacher
Ihre Frage habe ich zum Anlaß genommen, Öl und DAX miteinander zu vergleichen: Es gibt nicht den von den Medien hochgespielten Zusammenhang – jedenfalls nicht mit Sicht auf drei, vier Tage.
Auch der Zusammenhang zwischen schlechter Stimmung in den Unternehmen und dem Ölpreis läßt sich nicht herstellen (ifo Index).
Es scheint so, als ob die Börsenkommentatoren den Preis wichtiger nehmen als die Marktteilnehmer an der Börse. Eine Information, die ständig in den Medien präsent ist, ignoriere ich, bzw. nehme eine antizyklische Haltung ein.
Was ich allenfalls gelten lasse, ist die langfristige Perspektive:
* Gewinne der Unternehmen könnten unter Druck geraten
* Inflationsgespenst
* Anhaltend schwache Konsum- und Investitionslaune von Unternehmen und Verbrauchern
* Alternative Energieerzeugung und Fortbewegungsmittel ohne fossile Brennstoffe werden profitabel
Vielleicht ist es so, dass sich die Börse im Rahmen einer Spekulationsblase gegen die Ölpreissteigerungen stemmt. Andererseits dürften einige Branchen profitieren: Denn das mit Öl verdiente Geld wird auch wieder ausgegeben. Es fließt in den Konsum und in Infrastrukturmaßnahmen (Hoch- und Tiefbau). Davon könnten auch deutsche Unternehmen Vorteile haben, z.B. Bilfinger, Hochtief.