In den Medien baut sich in diesen Tagen eine Front auf: Die Spekulanten seien dafür verantwortlich, dass die Rohstoffpreise so stark gestiegen sind. So wird z.B. beim Erdöl vorgerechnet, dass 20 Prozent der Preissteigerungen von spekulativem Kapital verursacht wurde.
Die Aussage darf so nicht stehen bleiben. Denn „der Spekulant“ ist kein gewissenloser Schmarozer, der auf Kosten Anderer das Geld einsammelt.
Spekulanten sind an der Börse so wichtig wie die zwei Wasserstoffatome des Wassers: Ohne das reaktionsfreudige Gas würde es keine Flüsse geben.
Spekulanten ermöglichen liquide Märkte. Sie schaffen, dass der Produzent seine Ware zu einem festgelegten Preis verkaufen kann (z.B. der Bauer sein Rapsöl) und fördern mit ihrem Einsatz technologische Fortschritte in Medizin, Unterhaltung, Landwirtschaft, Technologie.
Dafür gehen Spekulanten erhebliche Risiken ein. Denn ihr eingesetztes Kapital verzinst sich nicht von allein und automatisch. Komplizierte Zusammenhänge zwischen Angebot und Nachfrage müssen vorausgesehen werden. Regelmäßig entspricht das Kaffesatzleserei, obwohl es wissenschaftlich erforschte Zusammenhänge zu geben scheint.
In erster Linie sind Spekulanten ein Segen für die soziale Marktwirtschaft. Ohne ihr Engagement wären die Errungenschaften unserer Gesellschaft nicht möglich.
Die Spekulanten konzentrieren sich zurzeit auf Rohstoffe, weil andere Investitionsgelegenheiten fehlen. Weil sich die Banken mit ihren Geschäftsmodellen verkalkulierten, brechen die Sicherheiten an den Kredit- und Immobilienmärkten weg. Es besteht die Gefahr einer Rezession, wenn die Probleme nicht gelöst werden.
Die Ursachen dafür wurden in dem jahrelang zur Verfügung stehenden billigen Geld gesetzt. Spekulationsblasen bei Aktien, Immobilien und Anleihen und den daraus abegeleiteten Derivaten entstanden.
Solange von den Instrumenten alle profitierten, waren die Spekulanten herzlich willkommen. Schließlich halfen sie auch dem Staat und seinen regionalen Verwaltungen bei der Privatisierung von Dienstleistungen. So wurden z.B. flächendeckend die Strom-, Wasser und Gasversorgungsgesellschaften verkauft, um klamme Kassen zu füllen und Schulden zu tilgen.
Seit einigen Monaten ist Sand ins Getriebe geraten. Die Spekulanten wenden sich zu ihrer eigenen Sicherheit anderen Märkten zu. Waren, die einen echten Sachwert haben, weil sie von der Gesellschaft benötigt werden, anfassbar sind und nicht von ideellen Werten und Krediten aufgeblasen sind, stehen im Vordergrund.
Dabei finden lediglich Umschichtungen statt: Hohe Risiken und schwache Wachstumsraten werden gemieden, niedrige Risiken und hohe Wachstumsraten, die teilweise staatlich gefördert werden, stehen im Vordergrund.
Hohe Energiepreise in Deutschland sind danach eine Folge des hohen Verbrauchs in aller Welt, des Missmanagements der Notenbanken, der Privatisierung der Versorger und des Einsatzes von Kapital.
Weil Missmanagement der Banken und die Privatisierung kaum rückgängig gemacht werden können, bleibt zur Preissenkung nur eine Alternative: den Energieverbrauch schlagartig senken.
Fahrverbote im Straßenverkehr, autofreie Sonntage, würden die Pläne der Spekulanten schlagartig durchkreuzen. Denn sie verlassen sich darauf, dass der Energieverbrauch konstant hoch bleibt. Gäbe es externe Schocks, z.B. einen plötzlichen Abbruch der Nachfrage, würde allein schon die Ankündigung von flächendeckenden Fahrverboten in der EU für kräftige Preisabschläge an den Rohstoffmärkten sorgen.
Wegen dieses Zusammenhangs – und weil es 1973 ein historisches Vorbild gibt – überrascht es, dass autofreie Sonntage in der öffentlichen Diskussion keine Rolle spielen. Möglicherweise liegt es an den politischen Entscheidungsträgern.
So sprach sich Dr. Maria Flachsbarth, Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit zwei Argumenten gegen Fahrverbote aus:
http://www.abgeordnetenwatch.de/frage-650-5749–f77770.html#frage77770
1.
Der gesamte Verkehr ist am Endenergieverbrauch in Deutschland mit nicht einmal 30 Prozent beteiligt. Um nur den Endenergieverbrauch der KFZ zu erhalten, sind von diesem Betrag mindestens der Schienen- der Luftverkehr sowie die Schifffahrt abzuziehen. Ferner sind mir keine Studien bekannt, nach denen ein temporäres KFZ-Nutzungsverbot in Deutschland einen signifikanten Erfolg für die Senkung der Energiepreise verspräche. Sollten Ihnen andere gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, würde ich mich über eine Mitteilung an mein Bundestagsbüro freuen.
2.
Möglicherweise würde es auch viele gegen den Klimaschutz einnehmen; wir brauchen aber die Unterstützung weiter Teile der Bevölkerung, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen.
Fahrverbote sind die einzigen Stellschrauben im System der Energiepreise, die kurzfristig scharf angezogen werden könnten. Sie würden schnell wirken und den Geldbeutel der Verbaucher entlasten. Ein wissenschaftlicher Beweis könnte anhand von Echtzeit-Versuchen erbracht werden.
Den politischen Entscheidungsträgern darf deshalb der Vorwurf gemacht werden, dass sie zu wenig unternehmen, um die Preise zu senken. Sie unterlassen es, die einzige Chance zu einer kurzfristigen Marktbereinigung zu nutzen. Mit der staatlichen Förderung von z.B. Biodiesel sorgt der Staat selbst für steigende Preise an den Warenterminmärkten.
Unter solchen Umständen erscheint es unfair, „den Spekulanten“ die Schuld an hohen Energiepreisen zu geben.
Jutta says
@GS
ich habe im den vergangenen Wochen 3 bis Kommentare ins Forum gestellt, von denen keiner veröffentlicht wurde. Ist die Teilnahme nur noch für Mitglieder im Abo-Bereich möglich?
Falls dies so bleibt werde ich mich aus dem Forum verabschieden.
Damian says
@Jutta
Ich bin KEIN Mitglieder im Abo-Bereich und kann posten. Leider ist mir schon mehrmals passiert, das das Posting nicht veröffentlich wurde. Seit dem schreibe ich es im Word und koppiere in das Schreibfeld. Ich vermutte, dass es bestimmte Wörter sind, die das Publizieren verhindern.
Jutta says
danke GS für die Veröffentlichung.
Ich habe den Eindruck, daß Ihre Webseite ein technisches Problem hat. Sie hatten ja mal angedeutet, daß es technische Schwierigkeiten gibt und dafür einen eigenen Block Link eingerichtet. Ich habe das nicht ganz mitbekommen, vielleicht können Sie freundlicherweise das noch einmal erklären. Danke.
Jutta says
@Damian
danke für den Hinweis. Extra in Word schreiben werde ich nicht. Ich habe gestern einen Kommentar geschrieben, den ich mit Strg C in den Pufferspeicher kopiert habe, damit ich ihn mit Strg V wieder einfügen kann, wenn der Text plötzlich wieder mal verschwunden ist, wie es in letzter Zeit öfters passierte. Deswegen konnte ich den Text ein zweites Mal senden und habe anschliessend eine Mitteilung erhalten, dass der zweite Text gelöscht wurde. Veröffentlicht wurde er trotzdem nicht. Was schon seltsam ist. Herr Schmidt Sie sollten diesem Phänomen wenn möglich nachgehen.
Damian says
Jutta, das hatte ich genauso. Dann habe ich Teile vom Text gelöscht und schwups… wurde publiziert.
Und ich sage nicht unbediengt, dass der gelöschte Teil besonders frech war 😉
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Zwei Möglichkeiten gibt es:
1. Ein verbotenes Wort
http://trendgedanken.de/?p=507
2. Ein technisches Problem, das aus unbekannten Gründen Ihren Beitrag ablehnt. Das können Sie lösen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier:
http://trendgedanken.de/?p=483
Wenn die Meldung ausgegeben wird, dass der Text schon einmal veröffentlicht wurde: bitte ein Zeichen hinzufügen oder entfernen.
Mit der Registrierung sollte es perfekt funktionieren.
P.T. says
Ich hatte eine Abhandlung über das Auflösen der Ca rrytrades geschrieben, dies wurde nie angenommen. Wie ich sehe ist das englische Worrt für Auto verboten. Deshalb wurde der Kommentar wohl gelöscht.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Ja, leider. Die Ursache liegt bei den unzähligen Spam-Verursachern – der Preis für die Freiheit, dass hier jeder interessierte Leser ohne Passwort schreiben darf.
P.T. says
Die letzten Tage konnten man sehr gut sehen, wie der Yen zum Dollar und zum Euro sehr stark zugelegt hat. Damit einhergehend sind massiv Ca rry Trades, also biilige Yen Kredite aufgelöst worden.
Das war m.E. die Ursache für den Verfall an der Wall-Street, und die hohe Volatilität beim Gold, Silber, Öl und anderen Rohstoffen.
M.E. könnte Bernanke da auch seine Finger mit im Spiel haben.
Dazu muss ich ausholen:
Er hat die Zinsen gesenkt und möchte sie wohl noch weiter senken, aber das führt zu überbordender Spekulation in den Rohstoffmärkten, insb. bei Öl und Gold. Daraus ergeben sich Inflationsängste, Mehrbelastungen für den Verbraucher und schwindendes Vertrauen in FIAT Money respektive den Dollar.
Um dieses Problem zu lösen und gleichzeitig die Zinsen niedrig zu halten und dem Verbraucher zu helfen, muss er anderweitig dafür sorgen, dass Inflation und damit Rohstoff- und Anlagenpreise wieder niedriger notieren.
An dieser Stelle kommen die Kollegen von der japanischen Notenbank ins Spiel. Mr. Bernanke gibt die Direktive aus, dass die Jungs dort Maßnahmen ergreifen um Ca rry Trades einzudämmen. So fallen die Rohstoffe wieder, es wird Luft aus den Märkten gelassen und Bernanke kann endlich wieder die Zinsen senken.
Das weltweit vagabundierende Kapital wandert weg von Emerging Markets Blasen und Rohstoffen in den heimatlichen Wall-Street-Dollar und Aktienhafen.
Wenn diese These stimmt und BErnankes Kalkül aufgeht, könnten wir in den nächsten Monaten wieder steigende Kurse an der Wall-Street, einen steigenden Dollar und fallende Ölpreise sehen.
P.T. says
Die Medienberichte über die Schuld der Spekulanten sind dabei übrigens Teil der Notenbankstrategie. Der Verfall des Dow Jones wurde bewusst mit in Kauf genommen. Einerseits erhielten die allzu sorglosen Trader einen Schuss vor dem Bug, andererseites ermöglich das niedriegere Niveau wieder ein Ausgangsbasis für neue Allzeithochs und Zinssenkungen.
Dass der DAX bei dem ganzen Spiel nicht mitgemacht hat wundert mich. Entweder sind hier keine Hedge Fonds und Ca rry Trader mehr im Spiel oder noch größerer Hände wie Staatsfonds haben die Hände aufgehalten.
Jutta says
@P.T.
ich glaube das sind vor allen Dingen die Banken die den Dax stützen. Sie wollen ihre 3. Säule, die Aktien, wie von GS mehrfach erwähnt nicht einbrechen lassen. Sonst schaut es mit den Bilanzen für 2007 noch verheerender aus.
Damit gibt es auch Probleme mit Basel II – bezeichnet die Gesamtheit der Eigenkapitalvorschriften – die es demnächst umzusetzen gilt. Es könnte gut sein, daß die Bundesbank den Banken in der schwierigen Situation hilft und ebenfalls den Aktienmarkt stützt. Alles ist möglich.
adidax says
und ich glaube garnicht an diese theorien der Stützung durch Banken, denn sie sitzen im Boot und sind der ballast selber, und sind hilflos, wie kleine Kinder. Wenn dann nutzen Sie die Desinformation, wie zum Beispiel das „Sell“ als Empfehlung bei starken Anlagewerten, wie eben VW. was diese empfehlungen seit 6 monaten wert sind, sieht man ja. Wo sind also die wirklichen Experten, oder wollen Sie uns es nur nicht sagen??
P.T. says
das traue ich den deutschen Banken ehrlich gesagt nicht zu.
Aus deren Bilanzen lassen sich auch keine großen Aktienpositionen im Eigenhandel ableiten. Vielmehr machen die Banken mehr kurzfristige Strategien.
Gert Schmidt, Trend Gedanken Herausgeber, Moving Markets Depot says
Ich vermute, dass das keine Eigenhandel-Positionen der Banken sind. Tochter- oder „Enkel“-Unternehmen, an denen auch andere Anleger beteiligt sind, dürften das sein. Geschlossene Fonds.
Der mysteriöse Aufkäufer aus dem arabischen Bereich könnte zwar seinen Sitz in Dubai haben. Aber wer dahinter steckt und mit welchen Zielen, bleibt unklar.
So könnte es sein, dass es den „Superfonds“ für die Deutschland AG längst gibt. Wenn ich mir die Indikatoren anschaue, könnte er seit Ende Juli 2007 aktiv sein.
Jutta says
hier ein ganz anderes ,aber nicht minder spannendes Thema was mich daran beeindruckt ist folgender Sachverhalt:
Ich las per Zufall ein Interview von Arch Crawford aus dem Jahr 2004
(crawfordperspectives.com/pdfs/Interview%20Arch%20Crawford3.pdf)
was mir dabei aufgefallen ist, ist folgender Satz:
„Wir stehen erst am Beginn
einer großen Depression, die
zwischen 2008 und 2010 am
schlimmsten sein wird“
Jetzt am Ende des Jahres 2007 ist dieser Satz besser einzuordnen, als im Jahr 2004 und auch gar nicht so unrealistisch.
Allerdings dürfte mit dem Abschwung des Aktienmarktes auch die Rohstoffpreise in den Keller gehen, denn die Korrelation zu den Aktien ist groß. Es wird spannend.
Jakeblake says
@Jutta
Danke für den Link. Die hohe Korrelation zwischen den Märkten und den Metallen beobachte ich schon seit längerem. Da ich momentan von einer sich beschleunigenden »Rezessflation« (die Finanzassets sinken, Rohstoffe steigen) ausgehe, sehe ich die Edelmetalle eher steigen als fallen. Das inflationäre Währungsumfeld läßt einfach keinen anderen Schluß zu, vor allem bei weiteren Zinssenkungen.
Was ich momentan auch beobachte: am 14.11. wird der Mars rückläufig (was auf Hemmnisse hinweist – s.a. Bahnstreik: fast punktgenau) und ich gehe davon aus, dass es an den Märkten zu einem weiteren Abschwung kommen könnte, das würde sich übrigens auch mit den Daten aus dem Hysterieindiaktor und A/D-Linie treffen…
Jutta says
@Jakeblake
der Begriff »Rezessflation« (die Finanzassets sinken, Rohstoffe steigen) beschreibt einen kommenden Übergangszustand der Märkte in die Depression sehr gut.
Allerdings kann ich mir vorstellen, daß Arch Crawford sich mit seinen Aussagen auf Amerika bezieht. Schließlich ist er Amerikaner.
Der Haken ist nur, die wirtschaftliche Verflechtung ist riesig, sowas läßt sich nicht eingrenzen auf ein Land.
Am Ende sind es Verwerfungen die vielleicht auch durch den Irak Krieg ausgelöst werden. Damit sind Unsummen an Material und Rohstoffe vernichtet worden und gleichzeitig wurden immer mehr Dollarscheine produziert, um dies zu bezahlen.
Depression wird definiert durch negative Wachstumsraten. Warten wir es ab, ob es wirklich so kommt.
Markus Gruber says
Wie beim Menschen so in der Wirtschaft, der eine Depression hat merkt das in dem Moment oft gar nicht mehr. Aber Spaß bei Seite. Ich denke diese Endzeitpropheten tauchen regelmässig wieder und sollte sich ein Fragment ihrer Vorhersage erfüllen sparen sie nicht mit Eigenlob. Nur die Extreme passieren praktisch nie – oder einfach zu selten, manche Menschen erleben es oft gar nicht bis die Katastrophe kommt.
Was ich sagen will, ich halte gar nichts von der langanhaltenden Baisse weil es doch letztendlich nicht passiert – zumindest nicht langanhaltend und wenn es auch oft schwierig aussieht – der finale Todesstoß kommt nicht.